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Aichach-Friedberg: Die heimliche Schaltzentrale im Kampf gegen die Pandemie

Aichach-Friedberg

Die heimliche Schaltzentrale im Kampf gegen die Pandemie

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    Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes trifft sich regelmäßig die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK). Hier wird alles zusammengetragen und koordiniert, was im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie geregelt werden muss.
    Im großen Sitzungssaal des Landratsamtes trifft sich regelmäßig die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK). Hier wird alles zusammengetragen und koordiniert, was im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie geregelt werden muss. Foto: Erich Echter (Archivfoto)

    Nach wie vor gilt aufgrund der Corona-Pandemie der Katastrophenfall. Seit das Virus das Wittelsbacher Land in Atem hält, muss immer wieder in Windeseile entschieden, organisiert und gehandelt werden. Genau dafür ist die Führungsgruppe Katastrophenschutz da. Die Besetzung der Runde mit dem etwas sperrigen Namen, den die Beteiligten daher gerne mit FüGK abkürzen, hat seit Beginn der Pandemie mehrfach gewechselt. Doch eines blieb gleich: Sie ist quasi die Schaltzentrale zur Bewältigung der Pandemie-Folgen. Doch wie sieht ihre Arbeit eigentlich aus?

    Leiter Boris Peter umschreibt sie mit drei Worten: "Information, Koordinierung, Entscheidung". Was so schnell daher gesagt ist, ist in Wirklichkeit eine Menge Kleinarbeit. 118 Mal hat sich die FüGK seit März 2020 getroffen. Peter erklärt: "Wir versuchen, möglichst viele Dinge gleich zu lösen." Oder zumindest festzulegen, wer was übernehmen kann.

    Wie die FüGK in wenigen Tagen 10.000 FFP2-Masken an Bedürftige verteilte

    Die Zahl der Teilnehmer wuchs, je weiter sich das Virus ausbreitete. Denn die Pandemie betrifft viele Arbeits- und Lebensbereiche gleichermaßen. Peter zählt auf: Der FüGK gehören Mitarbeiter von Gesundheitsamt, Personalverwaltung und Sachgebiet Katastrophenschutz ebenso an wie Mitarbeiter aus Ausländerwesen, kommunalem Bauwesen und Zentralabteilung. Auch die örtlichen Polizeiinspektionen, Bundeswehr, Bayerisches Rotes Kreuz und Kliniken an der Paar sind involviert. Außerdem der Versorgungsarzt, der Verbindungszahnarzt und das Schulamt.

    Erst kürzlich ging das Corona-Impfzentrum im Gewerbepark an der B300 bei Laimering in Betrieb. Wo und wie es entstehen soll, war eine von vielen Aufgaben der Führungsgruppe Katastrophenschutz.
    Erst kürzlich ging das Corona-Impfzentrum im Gewerbepark an der B300 bei Laimering in Betrieb. Wo und wie es entstehen soll, war eine von vielen Aufgaben der Führungsgruppe Katastrophenschutz. Foto: Sebastian Richly

    Wie die FüGK funktioniert, schildert Peter am Beispiel der Verteilung von FFP2-Masken an Bedürftige. Seit Montag, 18. Januar, gilt die FFP2-Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften. Am Freitag zuvor habe das Gesundheitsministerium verfügt, dass zum Beispiel Obdachlose, Besucher der Tafeln, Hartz-IV-Empfänger und andere Personengruppen je fünf Masken erhalten sollten. An jenem Freitagmittag habe die FüGK beraten, wie das auf die Schnelle gehen könnte.

    Die Hauptverwaltung kümmerte sich Peter zufolge darum, wie die Masken zur Post kommen und "portoschonend" verpackt werden konnten. Das Sachgebiet Soziale Leistungen war beispielsweise eingebunden, weil es weiß, wer Hartz-IV bezieht. Der Katastrophenschutz wurde gebraucht, weil er einen Überblick über die Maskenvorräte des Landkreises hatte, aus denen die Zusendungen bestückt wurden. Weil auch die Asylbewerberunterkünfte Masken erhalten sollten, saß das Ausländeramt mit am Tisch. Die Reihe ließe sich noch lange weiter fortsetzen.

    Bei der Arbeit in der Fieberpraxis wechselten sich im Frühjahr niedergelassene Ärzte und Arzthelferinnen ab, die sich freiwillig gemeldet hatten. Links im Bild: Dr. Andreas Ullmann, Versorgungsarzt des Landkreises und Teil der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der die Praxen auf den Weg brachte.
    Bei der Arbeit in der Fieberpraxis wechselten sich im Frühjahr niedergelassene Ärzte und Arzthelferinnen ab, die sich freiwillig gemeldet hatten. Links im Bild: Dr. Andreas Ullmann, Versorgungsarzt des Landkreises und Teil der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der die Praxen auf den Weg brachte. Foto: Gerlinde Drexler (Archivfoto)

    FügK-Leiter: "Wir erlassen die Regelungen nicht, wir setzen sie nur um"

    Am Ende schnürten die Azubis die Pakete, versahen sie mit Adressaufklebern und der Landkreis versandte nach Angaben von Boris Peter ab Dienstag über 10.000 Masken an 2000 Leute. Zusätzlich wurden 1200 Masken an die Asylunterkünfte verteilt und auch die Tafeln wurden bedacht.

    Auch Maßnahmenverordnungen - etwa, welches Geschäft unter welchen Bedingungen öffnen darf - oder Allgemeinverfügungen zu Veranstaltungen, Ausbruchsgeschehen in Seniorenheimen oder Krankenhäusern, oder zur Maskenpflicht auf öffentlichen Plätzen wie in Teilen von Aichach, Friedberg und Mering werden in der FüGK besprochen. Ebenso werden Ordnungswidrigkeitenverfahren hier in Zusammenarbeit mit der Polizei abgearbeitet. Die Einrichtung der Corona-Teststrecken, der Fieberpraxen und der Impfzentren stand darüber hinaus auf der Agenda.

    Die Führungsgruppe Katastrophenschutz kümmerte sich neben vielen anderen Dingen auch um die Einrichtung der Corona-Teststrecke in Aichach. Das Archivfoto vom August zeigt das Vorläufer-Testzentrum auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Aichach-Nord.
    Die Führungsgruppe Katastrophenschutz kümmerte sich neben vielen anderen Dingen auch um die Einrichtung der Corona-Teststrecke in Aichach. Das Archivfoto vom August zeigt das Vorläufer-Testzentrum auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule in Aichach-Nord. Foto: Nicole Simüller (Archivfoto)

    Zudem dient die FüGK als Schnittstelle zu Gemeinden, Regierung von Schwaben und Ministerien. Eines ist Boris Peter dabei wichtig: "Wir erlassen die Regelungen nicht. Wir setzen sie nur um." Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamts, fasst zusammen: "Alle Dinge, die zu Corona geregelt werden müssen, werden hier zusammengetragen."

    150 Einreisen im Landkreis aus Hochrisikogebieten seit Mitte Januar

    Darunter fallen auch Fragen wie, ob und wie Einreisende aus dem Ausland sich testen lassen müssen. Peter hat dazu konkrete Zahlen: So gab es seit dem 15. Januar insgesamt 600 eingereiste Personen im Landkreis. Circa 150 davon kamen aus Hochrisikogebieten - zu denen aktuell etwa 30 bis 40 Länder zählen, darunter die USA, Mexiko, Spanien, Serbien oder Kosovo. Etwa zehn Einreisende kamen aus Gebieten mit Virusvariationen wie zum Beispiel Portugal.

    Landrat Klaus Metzger hebt die geräuschlose Arbeit der FüGK hervor, die zumeist im Hintergrund ablaufe. Wie sehr im Hintergrund, merkt er beiläufig trocken an: "Ein einziger Vertreter aus dem Landtag hat sich in 118 Sitzungen mal für die Arbeit hier interessiert."

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