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Aichach-Friedberg: Die Landesausstellung 2020 in Friedberg und Aichach wird umbenannt

Aichach-Friedberg

Die Landesausstellung 2020 in Friedberg und Aichach wird umbenannt

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    Die Landesausstellung 2020 in Aichach und Friedberg wird umbenannt. Das ist das Ergebnis eines Gespräches mit Kunstminister Bernd Sibler (re.), Charlotte Knobloch (Mi.) und Richard Loibl.
    Die Landesausstellung 2020 in Aichach und Friedberg wird umbenannt. Das ist das Ergebnis eines Gespräches mit Kunstminister Bernd Sibler (re.), Charlotte Knobloch (Mi.) und Richard Loibl. Foto: Stmwk

    Am Wochenende ist Wila in Aichach. Bei der Verkaufs- und Gewerbeschau will die Stadt kräftig für die Landesausstellung 2020 werben. Die Plakate dafür sind längst gedruckt – doch jetzt sind sie reif für den Papierkorb. Denn am Dienstag wurde in München entschieden: Die Landesausstellung 2020 in Friedberg und Aichach wird umbenannt. Sie soll einen neuen Titel erhalten und zwar: „Stadt befreit – Wittelsbacher Gründerstädte“. Damit reagierten die Verantwortlichen auf die Kritik von Charlotte Knobloch. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hatte den ursprünglichen Titel „Stadtluft macht frei“ als Nazi-Jargon kritisiert..

    Die Umbenennung ist das Ergebnis aus einem Gespräch, das am Dienstag zwischen Knobloch, Bayerns Kunstminister Bernd Sibler und dem Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte Richard Loibl stattgefunden hat. Knobloch zeigte sich im Anschluss daran laut einer Mitteilung erleichtert: „Ich freue mich sehr, dass die Ausstellung, die sicher sehr interessant ist, weil sie einen Teil unserer Geschichte zeigt, den neuen Titel ‚Stadt befreit’ bekommen hat!“

    Die Landesausstellung 2020 in Aichach und Friedberg hat einen neuen Titel

    Kunstminister Sibler hatte zu dem Gespräch in sein Ministerium eingeladen, um die von Knobloch kritisierte sprachliche Nähe des ursprünglichen Titels „Stadtluft macht frei“ zu dem menschenverachtenden „Arbeit macht frei“ des NS-Regimes zu thematisieren. Sibler betonte: „Mir war wichtig, zwischen den beiden Positionen zu vermitteln. Die heutige Gesprächsatmosphäre war von gegenseitigem Verständnis geprägt.“ Er freue sich, dass Loibl und sein Team so schnell reagiert und eine sehr gute Alternative angeboten habe. Der Minister äußerte Erleichterung darüber, dass schmerzhafte Assoziationen die Bayerische Landesausstellung 2020 nun nicht mehr beinträchtigen könnten. „Unsere Landesausstellungen leisten historisch-politische Bildungsarbeit im besten Sinn. Ein respektvoller und verantwortungsvoller Umgang mit den grauenhaften Verbrechen des Holocaust hat höchsten Stellenwert“, bekräftigte Sibler.

    Haus der Bayerischen Geschichte hat den Titel der Landesausstellung modern übersetzt

    Der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte erklärte, der Rechtssatz „Stadtluft macht frei“, der die gegenüber der Landbevölkerung erheblich erweiterten Freiheitsrechte der Bürger in den mittelalterlichen Städten beschreibt, sei aus aufklärerisch-liberaler Tradition formuliert worden. Ganz entgegen der Philosophie des Nationalsozialismus’. Loibl sagte zur vorgestellten Alternative: „Wir haben diesen Rechtssatz mit dem neuen Titel nun modern übersetzt.“ Zudem werde der Rechtssatz in einer eigenen Abteilung der Ausstellung ausführlich behandelt. Dabei sollten auch die Begriffsgeschichte und die grundsätzlich gegenläufige Tradition zur Pervertierung des Freiheitsbegriffes durch das NS-Regime erläutert werden, erklärte Loibl.

    So reagiert der Landrat auf die Umbenennung der Landesausstellung 2020

    Wie reagiert man im Wittelsbacher Land auf die Umbenennung? Landrat Klaus Metzger bekannte am Dienstag, dass ihn die nicht ganz glücklich mache, „aber wenn es dem Frieden und der Vermeidung möglichen Missverstehens dient, dann bitte gerne“. Ihm sei wichtig, dass kein Schatten auf „’unsere’ Landesausstellung fällt“. Die Besucher sollten im Wittelsbacher Land eine unbelastete Ausstellung genießen können.

    Aichachs Bürgermeister hält die Kritik weiterhin für überzogen

    Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann bleibt dabei: Er hält, wie berichtet, die Kritik für überzogen und nicht nachvollziehbar. Genau genommen müsste dann auch der „Muttertag“ umgetauft werden, den ja die Nationalsozialisten für ihr Gedankengut umgedeutet hätten, so Habermann. Er hat trotzdem hat Verständnis für die Reaktion des Hauses Loibl hat, das die Landesausstellung nicht mit dieser unsäglichen Diskussion belasten wolle. „Von daher: so entschieden und damit abgehakt“, stellt Habermann fest. Was die Wila anbelangt, wolle die Stadt noch kurzfristig versuchen, etwas zu ändern. Ob das gelingt? „Schau mer mal“, sagt dazu Habermann.

    Lesen Sie dazu den Kommentar "Deshalb hat die Landesausstellung einen neuen Titel"

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