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Aichach-Friedberg: Das bedeutet der AstraZeneca-Impfstopp für Aichach-Friedberg

Aichach-Friedberg

Das bedeutet der AstraZeneca-Impfstopp für Aichach-Friedberg

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    Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca wird im Landkreis Aichach-Friedberg seit mehreren Wochen verimpft. Wegen offener Fragen wurden nun alle Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt.
    Der Corona-Impfstoff von AstraZeneca wird im Landkreis Aichach-Friedberg seit mehreren Wochen verimpft. Wegen offener Fragen wurden nun alle Impfungen mit dem Vakzin ausgesetzt. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Eine Impfung mit AstraZeneca - Ende Februar war das etwas, an das viele Lehrkräfte und Kita-Mitarbeiter im Landkreis Aichach-Friedberg mit Erleichterung, ja Vorfreude dachten. Eine Änderung in der Impfordnung hatte dazu geführt, dass sie fortan zur Kategorie "hohe Priorität" gehörten - und dadurch früher als geplant geimpft werden konnten. Etliche von ihnen begaben sich seitdem ins alte Krankenhaus in Aichach, um dort die erste Dosis des Impfstoffs von AstraZeneca injiziert zu bekommen. Seit Montagnachmittag passiert das nicht mehr. Und auch das Gefühl von Erleichterung ist bei vielen gewichen.

    Impfungen mit AstraZeneca in Aichach-Friedberg vorerst ausgesetzt

    In ganz Deutschland sind seit Montagnachmittag alle Impfungen mit AstraZeneca bis auf Weiteres ausgesetzt. Grundlage für die Entscheidung des Gesundheitsministeriums sind sieben Fälle einer speziellen Thrombose-Form, die in zeitlichem Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung entstanden sind. Im Wittelsbacher Land wurden nach Auskunft des Landratsamts seit 15. Februar insgesamt 2150 Personen einmal mit AstraZeneca geimpft. Zweitimpfungen hätten aufgrund des vorgegebenen Impfabstands zwischen der Erst- und Zweitimpfung - er liegt laut Robert-Koch-Institut (RKI) bei neun bis zwölf Wochen - noch nicht stattgefunden.

    Drei Gruppen haben im Landkreis bislang Impfstoff von AstraZeneca bekommen: Personal von medizinischen Einrichtungen und Rettungsdienst; Personen unter 65 Jahren, die aufgrund einer Vorerkrankung oder ihres Berufs - darunter Grundschullehrer und Erzieher - priorisiert sind; und seit der aktualisierten Empfehlung der Ständigen Impfkommission vor knapp zwei Wochen auch über 80-Jährige. Ihre Termine für Zweitimpfungen bleiben zunächst bestehen. Sollte der Impfstoff von AstraZeneca bis dahin wieder zum Einsatz kommen, finden sie auch statt. Sollte die zuständige Europäische Arzneimittelagentur den Impfstoff dann noch nicht bewertet haben und dieser daher nicht zur Verfügung stehen, werden laut Landratsamt zwangsläufig andere Impfstoffe verimpft. Infrage kommt dann jeder zugelassene Impfstoff.

    Geimpfte Lehrerin im Wittelsbacher Land: "Habe keine großen Bedenken"

    Wie ist es, etwas im Blut zu haben, vor dem nun öffentlich gewarnt wird? "Schon ein bisschen beunruhigend", sagt eine Grundschullehrerin aus dem Landkreis, die namentlich nicht genannt werden möchte. Dass der Impfstoff zunächst für über 65-Jährige nicht zugelassen war, habe unter manchen Lehrkräften durchaus auch Skepsis hervorgerufen. Die Probleme, die nun zum Impfstopp geführt hätten, seien "nüchtern betrachtet aber sehr wenige, sehr unwahrscheinliche Einzelfälle, die auch bei anderen Impfstoffen vorkommen können. Ich habe da keine großen Bedenken." Als Lehrkraft habe man eine besondere Verantwortung den Schülern gegenüber. "Dazu gehört meiner Meinung nach auch, sich impfen zu lassen. Ich bereue das auf keinen Fall."

    Dr. Wolfgang Kropp ist Hausarzt in Inchenhofen und in Tagmersheim (Kreis Donau-Ries). Er ist "sehr, sehr enttäuscht" von der Entscheidung, die Impfungen mit AstraZeneca auszusetzen. "Wir Hausärzte hatten so gehofft, dass wir endlich Impfstoff bekommen würden", sagt er. Jetzt verschiebe sich der Impfstart in den Praxen wieder weiter nach hinten.

    Inchenhofener Hausarzt Kropp: Impfstopp von AstraZeneca "enttäuschend"

    Der 68-Jährige hält es zwar grundsätzlich für richtig, bei den Impfstoffen Vorsicht walten zu lassen. Er denkt aber auch, dass das Risiko, an Corona zu sterben, weitaus höher ist, als nach einer Impfung eine schwere Thrombose zu bekommen. In den Praxen Kropps gibt es immer wieder Anfragen zu den Impfungen. Die Verunsicherung der Patienten nach dem Impfstopp mit AstraZeneca sei groß. Eine Patientin hätte am Donnerstag mit dem Vakzin geimpft werden sollen. Sie ließ sich davor mehrmals von Kropp beraten, blieb aber immer skeptisch.

    Kropp selbst wurde vor einem Monat mit Biontech/Pfizer geimpft. Er findet es traurig, dass ausgerechnet im Ursprungsland dieses Impfstoffes so wenig Impfstoff zur Verfügung steht. Aber er wisse natürlich auch, dass die Verteilung nach gewissen Mechanismen funktioniere und auch Solidarität gefragt sei.

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    Vielen Berechtigten stand die erste Impfung erst noch bevor. Insgesamt 770 Termine mussten im Landkreis wegen des Impfstopps abgesagt werden. Eine Grundschullehrerin aus dem Landkreis, die kurz vor ihrer ersten Impfung stand, erklärt gegenüber unserer Redaktion, sie habe am späten Montagnachmittag von der Absage erfahren. Zwar sei der Impfstoff von AstraZeneca unter Kollegen durchaus umstritten gewesen. "Die Stimmung war schon ein bisschen: 'Wir bekommen den jetzt, weil er eben gerade übrig ist.' Dieser Beigeschmack war da." Dennoch überwiege jetzt die Enttäuschung: "Es ist vollkommen offen, wann wir jetzt die Impfung bekommen sollen. Wir gehen davon aus, dass das noch länger dauert. Bis dahin stehen wir wieder in den Klassen, haben engen Kontakt mit den Kindern - und sind ungeschützt."

    Betroffene, die sich online unter www.impfzentren.bayern registriert haben und deren Termine nun storniert wurden, müssen sich nicht erneut registrieren. Sie bleiben nach Auskunft des Landratsamts im System und erhalten eine E-Mail, sobald sie einen neuen Termin vereinbaren können. Wer sich telefonisch registriert hatte, dürfte zeitnah einen Anruf des Dienstleisters Vitolus mit entsprechender Termin-Absage bekommen. Betroffene werden wieder angerufen, sobald ein neuer Termin frei ist.

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