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Aichach-Friedberg: Das Interesse an Blühwiesen schwindet im Wittelsbacher Land

Aichach-Friedberg

Das Interesse an Blühwiesen schwindet im Wittelsbacher Land

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    Knapp 19 Hektar groß ist die Blühfläche der Familie Held in Aindling.
    Knapp 19 Hektar groß ist die Blühfläche der Familie Held in Aindling. Foto: Sylva Held

    Ein Stück Blühwiese zu verschenken, das war Anfang 2019 eine beliebte Öko-Geschenkidee. Damals schlug das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ hohe Wellen. Privatleute wie Georg Assenbrunner aus Griesbeckerzell (Stadt Aichach) legten privat einen Blühstreifen entlang der Straße an. Landwirte aus der Region stellten Flächen für Blühpatenschaften zur Verfügung. Eine Idee, die ankam. Teilweise konnten sie sich vor Anfragen kaum retten. Nach knapp zwei Jahren Patenfläche fällt die Bilanz der Landwirte heute eher nüchtern aus.

    Bei dem Kühbacher Landwirt Andreas Karl und seiner Frau Barbara war es eher der Ärger über die Diskussionen rund um das Volksbegehren, der die beiden auf die Idee mit den Blühpatenschaften brachte. „Eigentlich war meine Intention ja, den Leuten einen Spiegel vorzuhalten“, sagte er damals. Er wollte etwas anbieten, damit die Bevölkerung ihre Bereitschaft zur Unterstützung zeigen kann. Eine Idee, die auch noch andere Landwirte aufgriffen.

    Rund 30.000 Quadratmeter Blühfläche verteilen sich bei dem Kühbacher Landwirt Andreas Karl auf 120 Paten. Seine Frau Barbara fotografierte die blühenden Flächen heuer im Mai/Juni.
    Rund 30.000 Quadratmeter Blühfläche verteilen sich bei dem Kühbacher Landwirt Andreas Karl auf 120 Paten. Seine Frau Barbara fotografierte die blühenden Flächen heuer im Mai/Juni. Foto: Barbara Karl

    Vier Hektar Fläche, also 40.000 Quadratmeter, verwandelten Andreas Karl, Isidor Held aus Aindling, Wolfgang Lunz aus Obergriesbach sowie Christine Höger und ihr Sohn Martin (Ingstetten bei Inchenhofen) in blühende Flächen. Rund 160 Paten zeichneten dafür insgesamt Anteile.

    120 Paten für 30.000 Quadratmeter Blühwiese

    Die meisten bei der Kühbacher Familie Karl, die 30.000 Quadratmeter auf 120 Paten verteilte. Ein immenser Aufwand sei im Vorfeld die Kommunikation mit den Paten gewesen, erzählte der Landwirt damals. Umso ruhiger ist es heute. „Es ist komplett abgeflacht“, sagt Barbara Karl. Seit das Thema aus den Medien verschwunden ist, ging bei dem Ehepaar auch keine Anfrage nach Patenschaften mehr ein. Sie haben sich deshalb auch aus der Liste des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), wo Anbieter von Blühpatenschaften aufgelistet werden, streichen lassen.

    Die Blühfläche wollen sie während der fünf Jahre, über die die Patenschaften laufen, stehen lassen. Barbara Karl überlegt: „Dann legen wir vielleicht noch einen Randstreifen auf unsere Kosten an.“ Neu um Blühpaten zu werben, hat das Ehepaar nicht vor. Meldeten sich aber genug Interessenten, um eine Fläche vollzubekommen, dann würde der Landwirt auch wieder die spezielle Blühmischung aussäen, sagt er.

    Georg Assenbrunner legte in Griesbeckerzell einen Blühstreifen entlang des Hofgartens an.
    Georg Assenbrunner legte in Griesbeckerzell einen Blühstreifen entlang des Hofgartens an. Foto: Bettina Stief

    Christine Höger wundert sich, dass ihre Paten, die vor allem aus dem Raum Aichach und Aindling kommen, so wenig Interesse an den Blühflächen zeigen. „Die wenigsten waren da und haben sie sich angesehen.“ Auf die Frage, ob sie den Eindruck habe, dass sich das Bewusstsein der Menschen durch das Volksbegehren verändert hat, sagt sie: „Ein gewisser Prozentsatz macht sich stark.“ Genau wie bei dem Thema "regional einzukaufen" sei es jedoch nur eine Minderheit. „Jeder redet davon, aber die wenigsten machen etwas dafür.“

    Fortsetzung ist bei einigen Landwirten ungewiss

    Die Patenschaften für die Blühflächen der Högers laufen noch zwei Jahre. Im kommenden Jahr will die Landwirtin die Paten anschreiben, ob sie Interesse an einer Fortsetzung haben. Gibt es genügend Nachfrage, kann sie sich vorstellen, neue Patenflächen anzulegen. Momentan ist ihre Einschätzung: „Wir werden es auslaufen lassen.“

    Isidor Held aus Aindling ist noch unschlüssig, ob er im kommenden Jahr wieder sein Schild aufstellen wird, mit dem er Paten für eine Blühwiese sucht. Er bot Patenschaften für einen Zeitraum von einem, drei oder fünf Jahren an. Kürzlich fragte der Landwirt alle einjährigen Paten, ob sie verlängern wollten. Enttäuscht sagt er: „Es gab nicht eine einzige Rückmeldung.“

    Knapp 19 Hektar groß ist die Blühfläche der Familie Held in Aindling. Zehn Hektar davon legt der Landwirt auf freiwilliger Basis an.
    Knapp 19 Hektar groß ist die Blühfläche der Familie Held in Aindling. Zehn Hektar davon legt der Landwirt auf freiwilliger Basis an. Foto: Sylva Held

    Er hat den Eindruck, dass viele mit den Patenschaften ihr Gewissen beruhigen wollten. Die Konsequenzen aus dem Volksbegehren würden für die Landwirte trotzdem bleiben, sagt Held. Er leistet freiwillig einen Beitrag, indem er jedes Jahr auf rund 17 Hektar Fläche eine artenreiche Variante als Zwischenfrucht anbaut. Laut Auflage müsste er das nur auf fünf Hektar machen.

    Eine positive Reaktion hat er heuer aber doch noch bekommen. Eine Klasse der Realschule aus Bergen (Gemeinde Affing) hat bei ihm eine Blühpatenschaft übernommen. Das sei aber die Ausnahme, bedauert Held.

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