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Aichach-Friedberg: Coronavirus: Öffentliches Leben in Aichach-Friedberg eingeschränkt

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Coronavirus: Öffentliches Leben in Aichach-Friedberg eingeschränkt

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    Um die Ausbreitung des Coronavirus’ zu verlangsamen hat die bayerische Landesregierung den Katastrophenfall ausgerufen. Neue Regelungen schränken das öffentliche Leben stark ein
    Um die Ausbreitung des Coronavirus’ zu verlangsamen hat die bayerische Landesregierung den Katastrophenfall ausgerufen. Neue Regelungen schränken das öffentliche Leben stark ein Foto: Daniel Karmann/dpa (Symbol)

    Die Straßen sind jetzt schon leerer. Viele Menschen im Wittelsbacher Land kommen der Aufforderung nach, eher zu Hause zu bleiben und soziale Kontakte zu meiden. Trotzdem weitet sich das Virus immer weiter aus. Mit Stand von Montagnachmittag gibt es im Landkreis Aichach-Friedberg zehn Corona-Erkrankte. Sie befinden sich in Quarantäne, ebenso wie weitere rund 80 Kontaktpersonen von Erkrankten.

    Allerdings reicht das den Verantwortlichen aus der Politik noch nicht. In ganz Bayern ist der Katastrophenfall ausgerufen worden. Das öffentliche Leben wird heruntergefahren, um die Ausbreitung des Virus’ zu verlangsamen und Zeit zu gewinnen. Das Landratsamt hat ein Kernteam aus der Führungsgruppe Katastrophenschutz im ständigen „Corona“-Einsatz. Dessen Mitglieder beantworten am Telefon und per Mail Fragen der Bürger rund um den Virus.

    Freizeiteinrichtungen wegen Corona geschlossen

    Ab Dienstag schließen alle Freizeiteinrichtungen in Bayern. Dazu gehören Schwimmbäder, Clubs, Bars, Kinos, aber auch Sport- und Spielplätze, Tierparks und Jugendhäuser. Das ist gerade für private Betreiber nicht leicht. Werner Rusch, Leiter des Cineplex in Aichach, sagt, die Kinobesuche seien schon in den vergangenen Wochen zurück gegangen. „Wir müssen jetzt schauen, wie wir die Kosten möglichst gering halten, solange wir keinen Betrieb machen können“, sagt Rusch.

    Rudolf Huber blickt in den Saal seines Filmhauses in Türkheim – so leer waren die Kinosäle im vergangenen Jahr nur, wenn das Kino geschlossen hatte.
    Rudolf Huber blickt in den Saal seines Filmhauses in Türkheim – so leer waren die Kinosäle im vergangenen Jahr nur, wenn das Kino geschlossen hatte. Foto: Alf Geiger

    Beim Cineplex wird versucht, dass Mitarbeiter Überstunden abbauen und Urlaube vorziehen. Außerdem müssen sie bei den Snacks, die im Kino zu kaufen sind, darauf achten, dass keine Ware schlecht wird. „Man muss ja sehen, wie lange es dauert“, sagt Rusch. Die jetzigen Regeln gelten bis zum Ende der Osterferien. Aber es ist unklar, ob danach wirklich alles beim Alten ist. Die offizielle Angabe ist, dass man sehen muss, ob die Maßnahmen bis dahin wirken. „Sonst könnte man auf diesen Tag hinarbeiten und könnte die große Werbetrommel schlagen, aber man weiß ja nicht, von welchem Zeitrahmen wir sprechen“, sagt Rusch.

    Der Kinobetreiber sieht diese Entwicklung mit einer gewissen Resignation. „Wir können ja nichts tun“, sagt er. Verschiedene Filme wurden nach hinten verschoben, so der neue James Bond und sämtliche Disney-Filme. Rusch hofft, dass bei der Wiedereröffnung mit vielen guten Filmen auch viele Besucher kommen. „Wenn man wochenlang gar nichts machen kann, dann wird der Andrang sicher größer“, sagt er.

    Gastronomie ist in Aichach-Friedberg auch betroffen

    Speiselokale und Betriebskantinen dürfen ab Dienstag nur noch von 6 bis 15 Uhr geöffnet bleiben. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Gäste einen Abstand von 1,5 Metern einhalten. Das Ausliefern und Abholen von Speisen ist auch außerhalb dieser Zeiten weiterhin möglich. Verschiedene Lokale in der Region haben bereits angekündigt, sich diesen Forderungen anzupassen, um weiterhin öffnen zu können.

    Erweiterte Öffnungszeiten

    Auch der Einzelhandel wird eingeschränkt. Weiterhin offen bleiben dürfen Läden, die Gegenstände des täglichen Gebrauchs anbieten. Für all diese sind sogar erweiterte Öffnungszeiten möglich: an Werktagen von 6 Uhr bis 22 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 12 Uhr bis 18 Uhr.

    Einzelhandel im Raum Aichach leidet unter Situation

    Der restliche Einzelhandel muss ab Mittwoch die Geschäfte schließen. Auch hier gibt es eine offizielle Zeitvorgabe: Zwei Wochen lang sollen die Geschäfte geschlossen bleiben. Aber auch hier muss das nicht heißen, dass es wirklich nur zwei Wochen sind. Martin Fischer ist im Vorstand der Aktionsgemeinschaft Aichach, einem Zusammenschluss von Einzelhandel- und Gewerbetreibenden in der Paarstadt. Auch er sieht der Schließung mit einer gewissen Unsicherheit entgegen. „Da alle halbe Tage neue Meldungen und Direktiven kommen, ist es schwierig sich im Vorhinein einzurichten“, sagt Fischer.

    Es herrsche keine Planungssicherheit. Zwei Wochen würden schon gehen, aber „wenn es eine längerfristige Sache wird, wird es schwierig“. Andererseits ist das Verständnis für die Entscheidung der Politik da. „Es ist eine Sondersituation“, findet Fischer. Man müsse jetzt versuchen, das Beste daraus zu machen. „Wichtig wird sein, gesundheitlich auf einer guten Basis zu bleiben“, so Fischer.

    Sammelstellen in Aichach-Friedberg wie gewohnt geöffnet

    Die Wertstoffsammelstellen im Landkreis haben weiterhin wie gewohnt geöffnet.

    Schulen im Landkreis Aichach-Friedberg noch geschlossen

    Die Schulen sind im Landkreis bereits geschlossen. Jede Schule hat Notfallgruppen eingerichtet, in die Kinder von systemrelevanten Berufsgruppen wie Krankenpflegern und Ärzten untergebracht werden. Die restlichen Kinder gehen nicht in die Schule, Ferien haben sie aber auch keine. „Die Lehrkräfte haben die Aufgabe, Schulmaterial zu erstellen und an die Schüler zu verteilen“, sagt Ingrid Hillenbrand, Leiterin des Schulamts Aichach-Friedberg.

    Seit Montag sind die Kindertagesstätten und Schulen geschlossen.
    Seit Montag sind die Kindertagesstätten und Schulen geschlossen. Foto: Symbolfoto: Bernhard Weizenegger

    Das Material kann entweder per Email übermittelt oder per Post zugesandt werden. Die Lehrer hatten auch die Möglichkeit, es am Freitag zu verteilen. Problematisch war aber, dass die Anweisung des Ministeriums erst am Freitag kam. „Da war große Hektik an den Schulen“, sagt Hillenbrand. Bei den Lehrern entscheidet jede Schulleitung selbst, welche Teams in die Schule kommen und wer Homeoffice machen soll. In manchen Schulen findet eine Art Unterricht über Onlineportale statt.

    Medizinischer Bereich

    Auch im medizinischen Bereich gibt es Änderungen: Notfalltelefone sollen personell verstärkt werden. Auf Corona getestet wird jetzt bayernweit nur noch, wer Symptome aufweist. Dr. Friedrich Pürner, der Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, hatte diese Regelung in der Region bereits vor einer Woche eingeführt (wir berichteten). Er kritisierte da schon, dass nicht bei jeder Person, die in einem Risikogebiet war, auf Verdacht ein Abstrich gemacht werden könne. „Durch die Abstreicherei werden Kapazitäten gebunden, die anderswo fehlen. [...] Wir können das gar nicht mehr leisten“, sagte Pürner. Zu den aktuellen Entwicklungen wollte Pürner nun keinen Kommentar abgeben.

    Krankenhäuser: Regeln in Klinken an der Paar

    Seit Montag haben die Kliniken an der Paar Besuche und allgemein das Betreten der Krankenhäuser Aichach und Friedberg verboten. Ausgenommen sind Beschäftigte und Rettungsdienste. Bei einem dringenden Anliegen oder einem Notfall müssen sich die Besucher einzeln an der Information melden. Ausnahmen können beispielsweise bei Kindern gelten.

    Kontakt

    Im Landratsamt gibt es für alle Fragen zu Corona eine zentrale Anlaufstelle: Per Telefon 08251 92-444 von 9 bis 16 Uhr und unter der Mailadresse corona@lra-aic-fdb.de werden Bürgerinnen und Bürger an die für ihre Frage jeweils passende Person weitergeleitet.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Corona: Panik schüren oder verschweigen? Berichten!

    Alle Meldungen zum Coronavirus finden Sie hier bei uns im Live-Blog

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