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Aichach-Friedberg: Coronavirus: Neue Fälle im Landkreis - so läuft das Krisenmanagement

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Coronavirus: Neue Fälle im Landkreis - so läuft das Krisenmanagement

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    Ein Schild am Eingang des Aichacher Krankenhauses soll mögliche Corona-Patienten direkt in die Notaufnahme leiten.
    Ein Schild am Eingang des Aichacher Krankenhauses soll mögliche Corona-Patienten direkt in die Notaufnahme leiten. Foto: Erich Echter

    Der Einfluss von Corona auf das öffentliche Leben nimmt im Wittelsbacher Land zu. Die Zahl der Infizierten ebenso. Am Donnerstag meldete das Landratsamt insgesamt sechs erkrankte Landkreisbürger. Zugleich informierte die Behörde in einer kleinen Presserunde im Landratsamt in Aichach über neueste Maßnahmen, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Die Chance, es komplett einzudämmen, sehen die Behörden nicht mehr.

    Drei Personen sind im Landkreis neu erkrankt

    Während die erste infizierte Person aus dem Raum Aichach kurz vor ihrer Genesung steht, sind am Dienstag zwei weitere und am Donnerstag noch einmal drei neu Erkrankte bekannt geworden. Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner geht davon aus, dass sich die Anzahl der Infizierten stetig erhöhen wird. Es könne nun Schlag auf Schlag gehen. Die Herkunft der Betroffenen spiele schon keine Rolle mehr, sagte er.

    Gleichwohl bleibe es bei den Sicherheitsmaßnahmen, dass das Gesundheitsamt das Umfeld kontaktiere und in Quarantäne schicke, betonte Pressesprecher Wolfgang Müller. Fraglich ist aber, wie lange das noch möglich ist.

    Der Landrat appelliert bei Corona an die Eigenverantwortung

    Landrat Klaus Metzger nutzte die Gelegenheit, um an die Eigenverantwortung der Bürger zu appellieren. Menschenansammlungen sollten derzeit möglichst vermieden werden. Wichtig sei, Risikogruppen wie alte und kranke Menschen möglichst vor einer Ansteckung zu schützen. Der „dringende Appell“ des Landratsamtes lautete deshalb: Die Landkreisbürger sollten möglichst auf Besuche in Senioren- und Pflegeheimen verzichten und nur ausnahmsweise oder in Notfällen betreten. Dann aber seien die bekannten Vorsichtsmaßnahmen strikt zu beachten. Dazu gehören gründliches Händewaschen, richtiges Husten und Niesen, auf Abstand zu gehen und auf Händeschütteln zu verzichten. „Es sollte jeder Bürger so vernünftig sein“, betonte Pürner.

    Risikoanalysen im Landkreis Aichach-Friedberg

    Die Abteilung Öffentliche Sicherheit des Landratsamts wird diese Risikoanalysen dann bewerten und den Veranstaltern rechtzeitig mitteilen, ob die Veranstaltung stattfinden kann oder nicht. Sollte die Veranstaltung stattfinden können, so wird das Landratsamt Auflagen festsetzen wie zum Beispiel:

    • Namentliche Erfassung aller Teilnehmer inklusive Anschrift, E-Mail-Adresse und Telefonnummer
    • Pflicht zur Aufstellung von Hinweisschildern über die Gefahren des Coronavirus (z. B. die Empfehlungen des RKI zum Umgang mit Großveranstaltungen).
    • Pflicht zur Aufstellung von Desinfektionsmittelspendern.

    Für Veranstaltungen mit weniger als 500 Teilnehmern, die laut Bayerischer Staatsregierung nach Entscheidung jedes Veranstalters stattfinden können, regt das Landratsamt ausdrücklich an, dass die Veranstalter die oben genannten Auflagen ebenfalls einhalten.

     Zahlreiche Vereine und Organisationen haben ihre Absagen bereits verschickt.

    Während Veranstaltungen über 1000 Personen bis 19. April inzwischen verboten sind, gelten nun auch Einschränkungen für Events zwischen 500 und 1000 Personen. Das Landratsamt erließ am Donnerstag eine Allgemeinverfügung. Veranstalter sind nun verpflichtet, dem Landratsamt spätestens eine Woche vorher eine Risikoanalyse vorzulegen. Dafür gibt es ein Informationsblatt des Robert-Koch-Instituts. Die Behörde wird die Analyse dann bewerten und rechtzeitig mitteilen, ob die Veranstaltung stattfinden kann oder nicht. Gibt es eine Genehmigung, dann ist diese mit Auflagen verbunden. Dazu gehört die namentliche Erfassung aller Teilnehmer samt Anschrift, die Pflicht zur Aufstellung von Desinfektionsmittelspendern und die Aufstellung von Hinweisschildern über die Gefahren des Virus. Für Veranstaltungen mit weniger Teilnehmern regte das Landratsamt ausdrücklich an, diese Auflagen ebenfalls einzuhalten.

    M-Eins: Auftritt von Rapper Kay One ist genehmigt

    Von der neuen Regelung betroffen ist die Diskothek M-Eins in Aichach, wo am 14. März Rapper Kay One auftritt. Laut Müller ist die Veranstaltung zwar ebenso genehmigt wie ein Event im Moospark in Pöttmes – aber beschränkt auf 500 Personen und unter den genannten Auflagen. Besucher müssten sich bewusst sein, dass sie in Quarantäne kommen, sollte sich im Nachhinein herausstellen, dass ein Infizierter teilgenommen hat, so Müller.

    Enge Kontaktpersonen könnten in solchen Fällen nicht mehr ermittelt werden. Die Durchführung der Kommunalwahl sieht Pürner unproblematisch („Sie gehen ja auch einkaufen.“). Die Gemeinde Affing zum Beispiel hat aber am Donnerstag ihre geplante Ergebnispräsentation in der Schule abgesagt. „Wir wollen auf Nummer sicher gehen“, so Wahlleiterin Marianne Birkner.

    Landratsamt: Menschen können nicht erwarten, dass alles geregelt ist

    Die Situation wird sich in den kommenden Wochen verschärfen. Parallel nimmt die Aufregung zu. Landrat und Gesundheitsamtsleiter berichteten von einer steigenden Anzahl von Anrufen mit einem zunehmend ungehaltenen oder beleidigenden Inhalt. Auch Drohungen gab es schon. So ist das Verständnis gering, wenn ein vorsorglicher Corona-Test abgelehnt wird. Pürner rät weiterhin: Wer krank ist, soll zu Hause bleiben.

    Alle zu testen, sei aber nicht mehr machbar. Auf diese Weise würden nur wertvolle Ressourcen an Personal, Zeit und Ausstattung verschleudert. Die müsse man auf Patienten mit schweren Krankheitsverläufen konzentrieren. Die Corona-Krise stellt auch die Behörden vor große Herausforderungen. Gesundheitsamtsleiter Pürner sprach von einem „Stresstest für alle“ und Müller betonte: Die Menschen dürften nicht einfordern und erwarten, „dass alles geregelt ist“. Der Landrat kritisierte mit Blick Richtung Staatsregierung deutlich, es wäre eine „andere Art des Krisenmanagements“ nötig gewesen. Er hätte sich eine klare Linie gewünscht.

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