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Aichach-Friedberg: Coronavirus: In den Apotheken im Landkreis leeren sich die Regale

Aichach-Friedberg

Coronavirus: In den Apotheken im Landkreis leeren sich die Regale

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    Das Coronavirus breitet sich aus – die Folgen machen sich auch im Landkreis Aichach-Friedberg bemerkbar. Immer mehr Menschen decken sich mit Desinfektionsmitteln und Schutzmasken ein. Es kommt schon zu Engpässen.
    Das Coronavirus breitet sich aus – die Folgen machen sich auch im Landkreis Aichach-Friedberg bemerkbar. Immer mehr Menschen decken sich mit Desinfektionsmitteln und Schutzmasken ein. Es kommt schon zu Engpässen. Foto: Mathias Wild (Symbol)

    Die Kundin, die ihre Einkäufe gerade auf die Kasse im Aichacher Drogeriemarkt Müller legt, wirkt irgendwo zwischen belustigt und empört. „Haben die Hamsterkäufe etwa schon begonnen?“, fragt sie die Verkäuferin. Die Frau fliegt bald in den Urlaub und wollte sich Desinfektionsmittel mitnehmen. Aber im Drogeriemarkt sind die Regale, in denen normalerweise die Desinfektionsmittel stehen, leer. Andernorts im Landkreis sieht es nicht besser aus.

    Sowohl die Flächendesinfektionsmittel als auch die für die Hände seien ausverkauft, bestätigt eine Verkäuferin. „Sogar manche Seifen sind vergriffen“, sagt sie und schüttelt dabei den Kopf. Die zunehmende Verbreitung des Coronavirus ’ in Deutschland und Europa sorgt nun auch im Wittelsbacher Land für eine gesteigerte Nachfrage nach Produkten, mit denen sich die Menschen vor dem Virus schützen wollen.

    Coronavirus: Vieles kann nicht mehr geliefert werden

    Manche Regalreihen bleiben wohl auch weiter leer. Denn vieles kann nicht mehr nachgeliefert werden. „Damit hatten die Zulieferer natürlich auch nicht gerechnet“, sagt eine weitere Verkäuferin. Wenn Kunden nichts finden, werden sie von dem Drogeriemarkt häufig weiter in die Apotheke geschickt. Aber auch da sind Schutzmasken und Desinfektionsmittel mittlerweile oft ausverkauft.

    Geradezu „explosionsartig“ sei die Nachfrage seit Mitte der Woche gestiegen, berichtete am Freitag Gabriele Fläxl von der Wittelsbacher Apotheke in Aichach . Obwohl sich die Apotheke vorausschauend „übermäßig viele Vorräte“ zugelegt habe, seien diese mittlerweile aufgebraucht. Die Apotheke würde gerne weitere Schutzmasken nachkaufen, doch seit etwa 14 Tagen sei so gut wie nichts mehr zu bekommen. Die Firmen reduzierten bereits die bestellten Mengen, um die verfügbare Ware möglichst gleichmäßig zu verteilen, so Fläxl.

    Immer mehr Corona-Fälle: Experte warnt vor Hysterie

    Im Gespräch mit unserer Redaktion hatte der Leiter des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg , Dr. Friedrich Pürner , diese Woche erneut vor Hysterie gewarnt ( wir berichteten ). Pürner riet zu normaler Hygiene wie häufigem Händewaschen, gelegentlicher Händedesinfektion und dem Verzicht, sich zum Gruß die Hand zu geben. Kranke Menschen sollten daheimbleiben. Gabriele Fläxl empfiehlt ebenfalls, sich häufig und ausreichend die Hände zu waschen.

    Auch in der Bärenapotheke in Aichach sind Schutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft. Gerlinde Reitberger sagt: „Seit Wochen kriegen wir keinen Nachschub mehr.“ Diese Auskunft muss sie ihren Kunden derzeit vielfach an jedem Tag geben – in der Apotheke und auch am Telefon: „Sie sind Nummer 141, die heute anruft“, sagt sie noch schnell, ehe sie wieder zurück an die Arbeit muss.

    Aichach: Desinfektionsmittel und Schutzmasken sind ausverkauft

    In anderen Apotheken bietet sich ein ähnliches Bild. So zum Beispiel in der Easy-Apotheke in Aichach . Inhaber Harald Tschernek , der mit seiner Frau Alexandra Tschernek außerdem die Marien- und die Marktapotheke in Pöttmes betreibt, berichtet von einer stark gestiegenen Nachfrage, seit die ersten Infektionen in Italien bekannt wurden: „Das war der erste Einschlag.“

    Auch in den drei Apotheken von ihm und seiner Frau sind Mundschutz und Desinfektionsmittel derzeit ausverkauft. „Wir erwarten in circa einer Woche wieder eine Lieferung“, sagt Harald Tschernek . Er versucht, seine verunsicherten Kunden zu beruhigen. Natürlich seien die weltweite Ausbreitung und die Todesfälle bedrohlich und für die Betroffenen schlimm. Aber die Malaria koste jährlich bis zu 80.000 Menschen das Leben – „und da redet keiner drüber“.

    Viele Ärzte raten in diesen Tagen zu gründlicher Hygiene.
    Viele Ärzte raten in diesen Tagen zu gründlicher Hygiene. Foto: Matthias Becker

    Auch eine Virusgrippe könne für jüngere und ältere Menschen schwerwiegende Folgen haben. „Im Regelfall wird ein normaler, gesunder Mensch das Coronavirus gut überstehen“, so Tschernek. Mehr als eine normale Hygiene könne niemand dagegen unternehmen. „Sie können nur ihr Gewissen beruhigen.“

    Noch keine Hamsterkäufe in Supermärkten im Wittelsbacher Land

    Die Hamsterkäufe scheinen sich bisher allerdings auf Schutzmasken und Desinfektionsmittel zu beschränken. Alle angefragten Supermärkte melden normale Einkaufszahlen. Auch am Wochenmarkt in Aichach laufen die Einkäufe wie gewohnt ab. „Eine war da, die hat gesagt, sie nimmt heute einen großen Kartoffelsack mit. Falls was ist, hat sie welche im Keller“, sagt Marktfrau Christa Hertl . „Aber sonst war nichts.“

    Trotz der vergriffenen Desinfektionsmittel scheint sich die Panik der Menschen im Wittelsbacher Land in Grenzen zu halten. Sie halten es so, wie die Kundin im Drogeriemarkt , die kein Desinfektionsmittel mehr bekommen hat: „Wir werden’s schon überleben.“

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