Die Corona-Krise hinterlässt wie erwartet auch im Wittelsbacher Land die ersten Bremsspuren auf dem Arbeitsmarkt. Im April stieg die Arbeitslosenquote im Landkreis von 2,2 auf 2,6 Prozent an. 1991 Menschen haben aktuell keinen Job. Das sind gut 300 mehr als noch vor einem Monat. Diese und weitere Zahlen gab die Agentur für Arbeit nun bekannt. Ein Blick auf die Situation.
Chefin der Arbeitsagentur: „Trendwende erst in der Jahresmitte“
Schon im März hatte der scheidende Leiter des Jobcenters Wittelsbacher Land, Gottfried Denkel, angesichts der Corona-Pandemie einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen angekündigt. Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Augsburg, sagte am Donnerstag einer Pressemitteilung zufolge: „Die Corona-Krise ist auf dem Arbeitsmarkt angekommen, die übliche Frühjahrsbelebung ist ausgefallen.“ Sie rechne in den kommenden Monaten mit weiter steigenden Arbeitslosenzahlen. „Erst in der Jahresmitte könnte die Trendwende einsetzen.“
Vor allem jüngere und Menschen mit Migrationshintergrund traf der März besonders: Bei den unter 25-Jährigen stieg die Zahl der Erwerbslosen um fast die Hälfte, bei den Menschen mit Migrationshintergrund um fast ein Viertel. Auch bei den weiteren Gruppen zeigen die Pfeile nach oben. Bei den über 55-Jährigen, den Langzeitarbeitslosen und den Schwerbehinderten nahm die Zahl der Arbeitslosen allesamt zwischen über zwölf und über 14 Prozent zu.
Im Jahresvergleich stieg vor allem die Zahl jüngerer und älterer Arbeitsloser
Anders sieht es im Jahresvergleich aus: Hier gingen die Erwerbslosenzahlen mit über 60 Prozent vor allem bei den Jüngeren und mit 34 Prozent bei den Älteren nach oben. Insgesamt nahm die Zahl der Arbeitslosen bei allen Personengruppen zu.
In diesen Werten sind die sogenannten Unterbeschäftigten nicht enthalten. Damit sind bei der Arbeitsagentur Menschen gemeint, die beispielsweise eine Weiterbildung machen, eine berufliche Eingliederungsmaßnahme durchlaufen, an einem Integrationskurs teilnehmen oder für die eine vorruhestandsähnliche Regelung gilt. Würde man die Unterbeschäftigten zu den offiziellen Zahlen hinzurechnen, wären weitere 569 Menschen – also insgesamt 2560 – ohne Beschäftigung, und die Arbeitslosenquote läge bei 3,3 Prozent.
Zahl neu gemeldeter offener Stellen bricht im Vergleich zum Vorjahr ein
Aktuell gibt es im Landkreis 535 offene Stellen. Dieser Aprilwert unterscheidet sich kaum von dem im März. Die Zahl neu gemeldeter offener Stellen brach allerdings in nur einem Monat um ein Viertel ein. Der Jahresvergleich fällt noch drastischer aus. Um über 40 Prozent ging die Zahl der neu gemeldeten offenen Stellen zurück.
Auf dem Ausbildungsstellenmarkt kamen rechnerisch 100 Bewerber auf 142 Stellen. 247 Bewerber waren Ende April unversorgt, 388 Berufsausbildungsstellen noch nicht besetzt. 504 Jugendliche aus dem Landkreis suchten Ende April eine Ausbildungsstelle.
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