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Aichach-Friedberg: Corona: Wie sich Nachbarn in schweren Zeiten helfen

Aichach-Friedberg

Corona: Wie sich Nachbarn in schweren Zeiten helfen

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    Einkaufen, Gassi gehen, Kinder betreuen: Viele Menschen solidarisieren sich in Corona-Zeiten. Bei der Nachbarschaftshilfe sind jedoch auch Regeln zu beachten, um sich selbst zu schützen.
    Einkaufen, Gassi gehen, Kinder betreuen: Viele Menschen solidarisieren sich in Corona-Zeiten. Bei der Nachbarschaftshilfe sind jedoch auch Regeln zu beachten, um sich selbst zu schützen. Foto: Roland Weihrauch, dpa (Symbolfoto)

    Die Website des Gute-Taten-Netzwerks ist vor zehn Minuten online gegangen. Und die Initiatorin Alexandra Peschke kann es kaum glauben. „Da haben sich jetzt schon fünf Leute angemeldet!“, sagt sie. Mit dem Gute-Taten-Netzwerk wollen die Pfadfinder Aichach zusammen mit der Kolpingsfamilie Oberbernbach und der Pfarreiengemeinschaft Aichach Menschen helfen, die sich wegen des Coronavirus nicht mehr aus dem Haus trauen.

    Freiwillige Helfer übernehmen Einkäufe, gehen zur Post oder zur Apotheke und spazieren mit dem Hund. Wer sich unwohl dabei fühlt, aus dem Haus zu gehen, kann sich über die Homepage oder das Pfarrbüro Aichach melden und bekommt einen Helfer vermittelt.

    Peschke ist Vorsitzende der Pfadfinder und koordiniert die Hilfe, auch in Zusammenarbeit mit anderen Nachbarschaftshilfen. „Wenn sich jemand aus Affing meldet, geben wir das an die Nachbarschaftshilfe dort weiter“, sagt Peschke.

    So läuft die Nachbarschaftshilfe in Aichach

    Wenn sich jemand aus Aichach meldet, vermittelt sie einen Helfer, der in der Nähe wohnt. Möglichst soll immer nur ein Helfer pro Person zuständig sein, um die Ansteckungsgefahr niedrig zu halten. Die ersten Hilfspaare sind auch schon vermittelt. Drei Personen haben sich gemeldet, die jemanden brauchten, der für sie einkauft. Ältere Leute, deren Familien nicht im Landkreis wohnen und die aufgrund der Situation nicht mehr rausgehen wollen. „Denen ist es noch ein bisschen unangenehm und sie begründen es dann, sagen, dass sie allein oder krank sind. Dabei braucht es keine Erklärung“, sagt Peschke. Gleichzeitig hätten ihr die Leute aber auch gesagt, sie seien froh, jemanden gefunden zu haben.

    Peschke freut sich darüber, helfen zu können. „Ich möchte helfen, aktiv sein auch in Zeiten, in denen das ein bisschen schwieriger ist“, sagt sie. Mehr noch aber freut sie sich über die Hilfsbereitschaft, die sie von jeder Seite bekommt. „Es ist richtig, richtig schön, das mitzubekommen“, sagt Peschke. Sie hatte vor einigen Tagen ihre Idee im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlicht. Von Anfang an hätten sich viele Leute gemeldet, die gerne ihren Mitmenschen helfen wollten. Die Helfer seien junge Menschen, oft auch Eltern, die sich einbringen wollten. Eine Einschränkung gibt es allerdings: Die Pfadfinder nehmen nur Helfer ab 16 Jahren, da es trotz aller Vorsicht immer eine Ansteckungsgefahr gibt.

    Pöttmeser Fußballer wollen etwas zurückgeben

    Die Fußballabteilung des TSV Pöttmes hat sich ebenfalls zu einer Art Nachbarschaftshilfe organisiert. Aktuell sind 22 Menschen als Helfer gemeldet. Spieler der ersten und zweiten Mannschaft und deren Frauen und Freundinnen. Initiiert hat das der Spieler Michael Schmaus mit seiner Freundin. „Wir wollen die trainings- und spielfreie Zeit nutzen“, sagt Schmaus. Außerdem wollten die Spieler den Leuten, die sonst den Verein unterstützen oder als Zuschauer dabei sind, etwas zurückgeben. „Gerade unter den Zuschauern gibt es einige auch ältere, die jetzt nicht zu viel aus dem Haus sollten“, sagt Schmaus.

    Seine Freundin erstellte einen Flyer, den die Helfer über soziale Medien verbreiteten und dann in Pöttmes an Orten wie Supermärkten, Apotheken und Metzgereien auslegten. Gemeldet habe sich bisher noch niemand. Aber auch wenn das Angebot nur wenig genutzt werden sollte, sei es ein Zeichen, sagt Schmaus. „Dass die Leute wissen, dass sie nicht allein gelassen werden.“

    Das Angebot der Pöttmeser Kicker ist wie alle anderen kostenlos. „Falls wir doch etwas bekommen oder die Leute ihr Einkaufsgeld aufrunden, wollen wir den übrigen Betrag spenden“, sagt Schmaus. Flyer und sonstige Ausgaben bestreiten sie aus der Mannschaftskasse.

    Nachbarschaftshilfe auch in Hollenbach

    Die Initiativen inspirieren sich gegenseitig. Auch der TSV Hollenbach hat eine Nachbarschaftshilfe gegründet. Martin Aechter, Leiter der Fußballabteilung, hatte von dem Angebot der Pöttmeser erfahren. „Ich hab gedacht, das ist eine gute Sache, und in zwei Stunden hatten wir uns organisiert“, erzählt Aechter. Inzwischen sind bereits um die 30 Menschen als Helfer eingetragen. Sie koordinieren sich über Gruppen im Kurznachrichtendienst WhatsApp. Neben Einkäufen und Gassigehen bietet der TSV Hollenbach auch an, Gräber zu gießen und zu richten. „Für die ältere Generation ist Grabpflege sehr wichtig, gerade auf dem Land“, sagt Aechter. Generell wollen sie sich individuell nach den Bedürfnissen derjenigen richten, die um Hilfe bitten. Auch bei den Hollenbachern hat sich allerdings bisher noch niemand gemeldet, der Hilfe braucht. Stattdessen bieten auch hier viele ihre Hilfe an, nicht nur TSV-Mitglieder. Aechter freut sich darüber. „Hier kann jeder mitmachen.“

    Eine Übersicht über die Nachbarschaftshilfen finden Sie hier: Coronakrise: Hier finden Sie Helfer

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Zusammen allein

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