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Aichach-Friedberg: Corona-Ausbruch an Friedberger Klinik ist am Montag Thema im Kreistag

Aichach-Friedberg

Corona-Ausbruch an Friedberger Klinik ist am Montag Thema im Kreistag

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    Der Corona-Ausbruch im Friedberger Krankenhaus wird an diesem Montag Thema der Kreistagssitzung sein.
    Der Corona-Ausbruch im Friedberger Krankenhaus wird an diesem Montag Thema der Kreistagssitzung sein. Foto: Stefan Puchner, dpa (Archivbild)

    Lange war es ruhig um den Corona-Ausbruch im Friedberger Krankenhaus zum Jahreswechsel 2020/2021 geworden. An diesem Montag befasst sich nun der Kreistag damit. Dabei geht es um die genaueren Erkenntnisse der Behörden zu dem Corona-Ausbruch.

    Doch die Kreisrätinnen und Kreisräte werden sich voraussichtlich mehrere Stunden gedulden müssen. Die Sitzung, die um 14.30 Uhr in der Vierfachturnhalle in Aichach beginnt, dürfte sich bis in den Abend hinziehen. Der "Zwischenstand zur Aufarbeitung des Ausbruchsgeschehens", wie es auf der Tagesordnung heißt, findet sich dort als zwölfter und vorletzter Punkt - nach einer Reihe von Personalien, der Beratung über die neue Atemschutzausbildungsstelle für die Feuerwehren, einer Vorschau auf den Haushalt 2022 und der Neukalkulation der Abfallgebühren.

    Corona-Ausbruch im Krankenhaus Friedberg: Staatsanwaltschaft ermittelt

    Seit April hatte Landrat Klaus Metzger immer wieder darauf verwiesen, dass die Erkenntnisse zu dem Corona-Ausbruch öffentlich nicht bekannt gegeben werden könnten, da bei der Staatsanwaltschaft Vorermittlungen liefen. Sie laufen nach wie vor, nachdem die Tochter eines verstorbenen Patienten Anzeige erstattet hatte.

    Der Sitzungsvorlage nach, die wie zu allen Tagesordnungspunkten bereits vor der Sitzung des Kreistags im Bürgerinfosystem auf der Internetseite des Landratsamtes öffentlich für Jedermann einsehbar war, werden die Kreisrätinnen und Kreisräte zusammengefasst über Einschätzungen des Gesundheitsamts, der Kliniken an der Paar, des Sachgebiets 30 (Sicherheit, Katastrophen- und Verbraucherschutz) am Landratsamt und der Regierung informiert.

    Krankenhaus Friedberg: 60 Beschäftigte und 53 Patienten positiv getestet

    Demnach kam das Gesundheitsamt zu dem Schluss, dass das Krankenhaus selbst aufklären solle, ob Infektionen dort passierten - also nosokomial übertragen wurden. Von 60 positiv getesteten Beschäftigten ist die Rede; bei ihnen allen schätze es das Krankenhaus als unklar ein, ob bei ihnen die Ansteckung im Krankenhaus erfolgt sei oder nicht.

    Zu unterschiedlichen Beurteilungen komme das Krankenhaus bei 53 positiv getesteten Patientinnen und Patienten. 15 Fälle würden als nosokomial eingestuft: Diese Menschen also hätten sich laut Krankenhaus dort mit SARS-CoV-2 angesteckt. Von ihnen seien fünf gestorben - eine Person an, eine mit Corona, zu dreien existiere keine Angabe. Vier der fünf hätten eine invasive Intensivtherapie abgelehnt. Das Gesundheitsamt folge weitgehend der Beurteilung der nosokomialen Infektionen durch das Krankenhaus. Was einige Fälle anbelange, sei sie jedoch nicht nachvollziehbar.

    Krankenhaus selbst hält Ort der Ansteckung in dutzenden Fällen für unklar

    16 weitere Fälle positiv getesteter Patientinnen und Patienten stufe das Krankenhaus als unklar ein, sieben von ihnen starben. Vier Personen hätten sich in einer anderen Klinik angesteckt, ehe sie nach Friedberg gekommen seien - eine von ihnen starb. Bei 17 Betroffenen sei die Infektion von außen ins Krankenhaus eingetragen worden - zwei davon starben. Ein Fall sei unbewertet geblieben.

    Nach dieser Auslegung des Krankenhauses gäbe es also eine einzige Person, die infolge einer Ansteckung im Krankenhaus starb. Alle anderen Fälle wären demnach überwiegend außerhalb des Friedberger Krankenhauses erfolgt oder werden als unklar bewertet. Rechnet man die Verstorbenen zusammen, gelangt man zu der Zahl von 15 Toten, die im April das Bayerische Gesundheitsministerium genannt hatte. Auch das Ministerium betonte damals, dass nicht abschließend geklärt sei, "ob die Patienten mit oder an SARS-CoV-2 verstorben sind".

    Öffentlichkeit erfuhr nur durch Medienrecherchen von Ausbruch in Friedberg

    Die Ergebnisse der Prüfung durch das Sachgebiet 30 am Landratsamt und der Regierung, als dem Gesundheitsamt vorgesetzte Fachbehörde, sind der Sitzungsvorlage nach kurz gehalten. Zusammengefasst: Das Sachgebiet 30 halte beim Hygienepersonal in Friedberg den Stellenbedarf für mehr als erfüllt. Nach unserer Redaktion vorliegenden Informationen über einen internen Zwischenbericht der damals involvierten Task Force an das LGL war darin von Mängeln bei Hygiene und Schutzmaßnahmen die Rede gewesen.

    Wie der Internetseite des Landratsamtes weiter zu entnehmen ist, häuften sich ab November die Infektionen bei Klinik-Beschäftigten und Patienten. Das hatte auch die Task Force damals so festgestellt. Der Zeitpunkt, wann das Gesundheitsamt das Ausbruchsgeschehen letztlich gemeldet habe, sei unklar. Dennoch beanstande die Regierung ihn nicht. Der Zeitpunkt, wann der Ausbruch begann oder gemeldet wurde, ist der Sitzungsvorlage jedoch nicht zu entnehmen. Die Öffentlichkeit jedenfalls erfuhr von dem Ausbruch erst Mitte Januar durch Medienrecherchen, darunter unsere Redaktion. Auch danach stritten die Verantwortlichen zunächst ab, dass es einen Ausbruch gegeben habe.

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