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Aichach-Friedberg/Augsburg: Ärger um Wechsel an Spitze des Landwirtschaftsamts Augsburg

Aichach-Friedberg/Augsburg

Ärger um Wechsel an Spitze des Landwirtschaftsamts Augsburg

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    Konrad Hörl verlässt das Amt in Stadtbergen.
    Konrad Hörl verlässt das Amt in Stadtbergen. Foto: Marcus Merk (Archivfoto)

    Josef Lindemeyer ist verärgert: „Das waren zwei Nackenschläge in kurzer Zeit. Es herrscht großes Unverständnis.“ Der Vorsitzende des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung (VlF) im Wittelsbacher Land spricht von der Auflösung der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen (Kreis Augsburg) und der angekündigten Ablösung an der Spitze des Landwirtschaftsamtes Augsburg. Für Landwirt Lindemeyer aus Zieglbach (Dasing) und seine rund 1500 Mitglieder im Landkreis eine „herbe Enttäuschung“. So weit wie die Berufskollegen im Nachbarlandkreis will Lindemeyer aber nicht gehen.

    VlF-Vorsitzender Franz Rotter will die rund 1200 Mitglieder seines Kreisverbands Augsburg schriftlich informieren und dann über einen Antrag zur Auflösung abstimmen lassen. „Wir werden nicht mehr gehört“, sagt Rotter, der in Gablingen einen Acker-Bioland-Betrieb führt.

    Mit Konrad Hörl verliert der Augsburger VlF-Verband seinen Geschäftsführer

    Das Landwirtschaftsamt und die Landwirtschaftsschule sind für rund 2600 landwirtschaftliche Betriebe im Landkreis Aichach-Friedberg sowie in der Stadt und im Landkreis Augsburg zuständig. Mit Konrad Hörl, der das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Stadtbergen zur Jahresmitte verlässt und zur Regierung von Schwaben wechselt, verliert der Augsburger VlF-Verband zudem den Geschäftsführer. Hörl war Bindeglied zwischen der Behörde und dem Verein.

    Auch im Landkreis Aichach-Friedberg habe sich Hörl sehr um den Verband bemüht und in der Landwirtschaftsschule um Nachwuchs für den VlF geworben, berichtet Josef Lindemeyer. Zuerst habe man sich Anfang 2020 gefreut, dass der bei den Landwirten in der Region „fachlich sehr angesehene“ Hörl zum Amtschef berufen wurde, und schon wenige Monate werde dann bekannt, dass Hörl wieder gehen müsse, beschreibt der Vorsitzende das Wechselbad. Pflanzenbauexperte Hörl habe sich für die Bauern und für den VlF stark engagiert und sei ein Multiplikator.

    Auch Reinhard Herb, Obmann des Bauernverbands im Landkreis Aichach-Friedberg, versteht die Personalie nicht: Hörl sei bekannt, kenne den Landkreis wie seine Westentasche und glänze durch seine Sachkenntnis. BBV und VlF haben sich in einem Protestschreiben an das Landwirtschaftsministerium gegen den Wechsel ausgesprochen.

    Mitglieder des Verbands erhalten regelmäßig Rundbriefe mit aktuellen Informationen zur Agrarpolitik. In den mehrseitigen Schreiben geht es auch um Personalien im Amt, Termine, Angebote und Berichte über die anderen Aktivitäten des Verbands. Dazu gehören zum Beispiel Fachausflüge, die Organisation von Pflanzenbau-Exkursionen oder die Besichtigung von Getreideanbau-Versuchen. Die Verbände unterstützen auch den landwirtschaftlichen Nachwuchs finanziell und loben Preise aus.

    Die Kreisverbände müssen um Nachwuchs kämpfen

    Generell müssen die VlF-Kreisverbände auch durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft um Nachwuchs kämpfen. Gerade von jungen Landwirten sei die Unterstützung zuletzt ausgeblieben, bedauert Rotter die Entwicklung im Augsburger Kreisverband. Junge Landwirte seien heute teilweise so spezialisiert, dass sie sich für allgemeine Informationen nicht mehr interessieren, sagt Rotter.

    Dazu komme der Zeitdruck. Statt zum Pflanzenbautag zu kommen, würden sie Fachvorträge mit Top-Referenten in ganz Deutschland besuchen. Die Entwicklung schlägt sich auch im Vorstand des Augsburger Kreisverbands nieder: 2023 werden einige Posten vakant. Nachfolger seien nicht in Sicht. Auch Rotter will sein Amt niederlegen.

    Mit dem Ende des Kreisverbands soll laut Rotter auch ein Zeichen gesetzt werden. Rotter kritisiert wie Lindemeyer den Wechsel an der Spitze des Stadtberger Amts. Erst werde die Landwirtschaftsschule, die Konrad Hörl geleitet hatte, geschlossen. Die jungen Landwirte sollen künftig vor allem in Wertingen unterrichtet werden. Dann werde er als Amtsleiter eingesetzt, um nach einem Jahr wieder das Feld räumen zu müssen.

    An die Stelle von Hörl soll Forstdirektor Axel Heiß rücken. Der 57-Jährige aus Deuringen (Stadtteil von Stadtbergen) leitet derzeit das Amt in Krumbach. Das wird mit dem Amt in Mindelheim zusammengelegt. Den Wechsel kommentiert das Ministerium nicht. Nur so viel: Die Personalentscheidung sei sorgfältig erwogen worden.

    Die Reform der Landwirtschaftsverwaltung hat Folgen in der Region

    Hintergrund ist eine Reform der Landwirtschaftsverwaltung. Statt der derzeit 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) wird es ab 1. Juli bayernweit nur noch 32 Ämter geben. 17 davon wie das in Augsburg bleiben selbstständig, 30 werden mit einem benachbarten Amt zu künftig 15 neuen und größeren Ämtern zusammengeführt. Es wird laut Ministerium keiner der bisherigen Standorte aufgegeben, sie blieben also auf kurzem Weg erreichbar. Damit soll das Personal für die Kerndienstleistungen, Beratung, Bildung, Förderung, Hoheitsvollzug und Information für Landwirte und Gesellschaft, effektiver eingesetzt werden.

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