Bauernregeln füllen ganze Bücher oder Kalender. Zu den bekanntesten Weisheiten gehören die sogenannten Eisheiligen. Zwischen dem 11. und 15. Mai kann es nachts noch zu Bodenfrost kommen. In diesen Zeitraum fallen auch die Gedenktage für verschiedene Heilige, daher der Name dieser Periode. Den Abschluss bildet der Namenstag von "Sophia" am 15. Mai. Unter anderem heißt es über sie: „Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt Wetter bringt". Erst nach diesem Tag sollen Gärtner und Landwirte neue Pflanzen in die Erde setzen. Wir haben bei Landwirten in der Region nachgefragt, wie sie es mit Bauernregeln halten.
Landwirte in Aichach-Friedberg vertrauen auf den Wetterbericht
Familie Held betreibt in Aindling einen Hof. Dort arbeiten mehrere Generationen: Sohn Isidor Held junior und sein Vater Isidor Held. Beide verlassen sich eher auf den Wetterbericht. "Es gibt bestimmte Zeiträume, in denen wir neu pflanzen. Das hängt aber nicht unbedingt von Bauernregeln ab", sagt Isidor Held junior am Telefon. Stattdessen schauen sie regelmäßig den Wetterbericht oder informieren sich im Internet. Außerdem spielen Erfahrungswerte in seinem Beruf eine wichtige Rolle, so der Landwirt. Natürlich gebe es auch immer wieder Überschneidungen zu bekannten Bauernregeln wie etwa den Eisheiligen. Auch in der vorherigen Generation sei dies ähnlich gewesen. Grundsätzlich habe das Wetter auf seine Arbeit großen Einfluss.
Das bestätigt auch Landwirt Manfred Huber aus dem Aichacher Ortsteil Ecknach. "Als Landwirt ist man immer extrem vom Wetter abhängig", berichtet er am Telefon. Dabei sind Wettervorhersagen für ihn eine große Hilfe, um die verschiedenen Arbeiten in seinem Betrieb zu planen. "Mittlerweile lässt sich zum Beispiel Regen auf die Stunde voraussagen", so Huber. Dabei habe er festgestellt, dass manche Bauernregeln immer noch zutreffen. Es sei zum Beispiel nicht ungewöhnlich, dass es Mitte Mai noch einmal zu Bodenfrost kommt. "Diese Bauernregel trifft schon manchmal zu", sagt Huber.
Wolfgang Jentsch betreibt eine Wetterstation am Aichacher Deutschherren-Gymnasium. Aus den dort gesammelten Daten wird deutlich, dass es zwischen den Jahren 2009 und 2020 nur selten zu den Eisheiligen gefroren hat. Trotzdem ist es auffällig, dass die Temperaturen in Aichach Mitte Mai oft noch einmal stark fallen.
Landwirte: Verschiedene Plattformen informieren über das Wetter
Diese Erfahrung hat auch Landwirt Peter Erhard aus dem Aindlinger Ortsteil Hausen gemacht. "Viele Bauernregeln treffen erstaunlich oft zu", sagt er. Zum Beispiel diese hier: "Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass". Ein kühler und feuchter Mai sei gut für die Landwirtschaft. So könne beispielsweise das Getreide gut wurzeln und bringe bei der Ernte mehr Ertrag. Auch der April war aus Sicht des Landwirtes bereits ein guter Monat. "In diesem Jahr gab es 30 Liter Regen genau zur richtigen Zeit", berichtet er. Trotzdem vertraue er eher dem Wetterbericht als Bauernregeln. "Das sagen die schon gut voraus." Dies sei keine Selbstverständlichkeit. Erhard habe festgestellt, dass im vergangenen Jahr die Wettervorhersage etwas ungenauer war. Der Grund: die Pandemie. "Viele Flugzeuge übermitteln ebenfalls Wetterdaten", sagt er. Blieben sie am Boden, würden Daten fehlen.
Für Landwirte gibt es neben dem klassischen Wetterbericht noch weitere Möglichkeiten, um sich über die Witterung zu informieren, zum Beispiel die Webseite ISIP (Informationssystem für die integrierte Pflanzenproduktion). Die bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft sammelt dort Wetterdaten. Anhand dieser werden Prognosen veröffentlicht, wie anfällig momentan bestimmte Pflanzen für manche Krankheiten sind. Darin sieht Landwirt Mathias Birkmair aus dem Aichacher Stadtteil Klingen einige Vorteile: "Das bietet mir als Landwirt zusätzliche Orientierung." Daneben informiert er sich vor allem mithilfe von Apps oder dem klassischen Wetterbericht. Die Bauernregel zu den Eisheiligen gehöre zu jenen, die er bei seiner Arbeit im Blick behält. Aber nicht aus Aberglaube, sondern weil sich anhand von Wetterdaten schon sagen lässt, dass es in dieser Periode noch zu Bodenfrost kommen kann.
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