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Aichach-Friedberg: Aichach-Friedberg: Damit Unfälle nicht so oft tödlich enden

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Aichach-Friedberg: Damit Unfälle nicht so oft tödlich enden

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    Völlig ausgebrannt ist ein Brotlaster im November 2019 auf der B300 bei Aichach. Der sogenannte Anprallschutz mit Betonwand (im Hintergrund zu sehen) hat dem damals 38-jährigen Fahrer des Lasters wohl das Leben gerettet.
    Völlig ausgebrannt ist ein Brotlaster im November 2019 auf der B300 bei Aichach. Der sogenannte Anprallschutz mit Betonwand (im Hintergrund zu sehen) hat dem damals 38-jährigen Fahrer des Lasters wohl das Leben gerettet. Foto: Erich Echter

    Der Brotlaster steht in hellen Flammen. Der Laster ist an einem frühen Freitagmorgen im November 2019 auf der B300 bei Aichach in die Mittelleitplanke geprallt. Ursache: Der Fahrer ist in einen Sekundenschlaf gefallen. Der Unfall passiert genau dort, wo die Bundesstraße von zwei auf eine Fahrbahn reduziert wird. Dort wurde beim B300-Ausbau ein sogenannter Anprallschutz mit Betonwand eingebaut. Kosten: 55000 Euro. Sie haben dem 38-jährigen Fahrer vermutlich das Leben gerettet. Er wird nur leicht verletzt.

    Die Unfallzahlen sind in 20 Jahren enorm gesunken

    Moderne Infrastruktur erhöht die Verkehrssicherheit. Das betonte Christoph Eichstaedt vom Staatlichen Bauamt Augsburg unlängst bei der Tagung der Unfallkommission (UFK) im Landratsamt in Aichach. Der Brotlaster-Unfall ist ein gutes Beispiel, was sich seit den Gründerzeiten der UFK zum Positiven verändert hat. Die Kommission gibt es seit dem Jahr 2000. Damals waren im Landkreis 25 Verkehrstote zu beklagen. 2019 waren es fünf Todesopfer. Alfred Schmid vom Staatlichen Bauamt freut das: „Die Unfallzahlen sind drastisch zurückgegangen.“ Das liegt an besseren Autos und medizinischer Versorgung, aber auch an besseren Straßen und Maßnahmen der Unfallkommission.

    Der Oberzeller Berg ist kein Unfallschwerpunkt mehr

    Ein Beispiel ist der Oberzeller Berg im Verlauf der B300 zwischen Friedberg und Dasing. Er war ein Dauerbrenner bei den Unfällen. Verkehrsbehörden, Bauamt und Polizei haben vielfach nachgebessert. Heute ist der Oberzeller Berg kein Unfallschwerpunkt mehr. Das zweite Beispiel ist der berüchtigte Gallenbacher Berg, der durch den zweibahnigen Ausbau ebenfalls entschärft worden ist. Heute warten jedoch neue Aufgaben auf die Unfallkommission. Die Verkehrsdichte nimmt zu. Nach Überzeugung von Landrat Klaus Metzger ist das die Herausforderung der Zukunft. Die Aufgaben der Unfallkommission würden noch wichtiger, prophezeite er. Anhand von Unfallzahlen und -ursachen versucht die UFK, Unfallschwerpunkte zu entschärfen. Jedes Jahr wird Bilanz gezogen.

    Unfallschwerpunkte aus dem Landkreisnorden

    B300Die Zeit der schweren Unfälle ist seit dem Ausbau zwischen Aichach und Dasing vorbei. Tempo 120 hat sich dort Dasing bewährt. Auf Frage von Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann betonte Heinz Geiling vom Landratsamt, dass das Abbremsen von 120 auf Tempo 70 vor dem Autobahnanschluss bei der Western-City gut funktioniere. An der Anschlussstelle Richtung Augsburg gibt es inzwischen vermehrt Auffahrunfälle. Sie entstehen häufig bei Rückstau am Kreisverkehr. Die Situation will die Kommission weiter beobachten.

    Pöttmes-Kühnhausen Die Staatsstraße wird ausgebaut, ein Radweg angelegt. Ende des Jahres soll das Projekt starten. Dabei werden „zackige Kurven“ (Eichstaedt) entschärft. „Unfälle dürften dann auch verschwinden“, so Eichstaedt.

    Poststeig Wie berichtet, ist der Ausbau der Staatsstraße 2047 zwischen Petersdorf und Baar geplant. Das Projekt rangiert allerdings in der zweiten Dringlichkeitsstufe. Wann es Realität wird, ist offen.

    Aichach Die Situation an der Neubaur-Kreuzung hat sich durch eine veränderte Ampelschaltung verbessert. Doch alles kriege man bei dieser Verkehrsdichte nicht in den Griff, so Alfred Schmid. Für einen Kreisverkehr ist kein Platz.

    Klingen In dem Aichacher Ortsteil wird die Blumenthaler Straße (Staatsstraße 2338) ab Sommer erneuert.

    Xyger Die Staatsstraße von Klingen bis zur Grenze zum Landkreis Dachau bei Xyger steht zwar aus Sicht des Landkreises Aichach-Friedberg in der ersten Dringlichkeitsstufe. Der Landkreis Dachau aber hat andere Prioritäten. Deshalb steht fest, dass der Ausbau nur bis zur Landkreisgrenze geplant wird. Dafür ist ein Planfeststellungsverfahren nötig, so Eichstaedt. Denn es gebe hier eine größere Bandbreite an Fragestellungen. Zum Beispiel die Hochwasserproblematik und viele betroffene Grundstücksbesitzer. Einen Zeithorizont gibt es nicht.

    Unfälle und Unfallursachen im Landkreis im Jahr 2019

    Die Polizei hat vor Kurzem die Unfallstatistik für den Landkreis Aichach-Friedberg veröffentlicht. Thomas Schmid, Verkehrssachbearbeiter bei der Aichacher Polizei, ging bei der Tagung der Unfallkommission auf die Ursachen und die Verursacher ein.

    Anzahl Die Zahl der Verkehrsunfälle ist im Landkreis im vergangenen Jahr leicht auf 4002 (Vorjahr: 3942) gestiegen (wir berichteten). 2547 und damit knapp 64 Prozent waren Kleinunfälle, darunter 1089 Wildunfälle.

    Tote und Verletzte Fünf Menschen wurden getötet: eine Autofahrerin, zwei Pedelec-Fahrer, eine Radfahrerin und eine Fußgängerin. Die Zahl der Verletzten ist mit 767 leicht gestiegen (Vorjahr: 762). 666 Betroffene erlitten leichte, 101 schwere Verletzungen.

    Verursacher Gut acht Prozent Lastwagen- und knapp sieben Prozent Radfahrer waren an den Unfällen beteiligt. Trotzdem waren diese Gruppen zu zwei Dritteln schuld.

    Unfallursachen Sicherheitsabstand (28 Prozent), Fehler beim Abbiegen (23), Geschwindigkeit (14), Vorfahrtfehler (15), Alkohol (vier Prozent).

    Geschwindigkeitsunfälle Etwa bei jedem zweiten kommt ein Mensch zu Schaden, so Thomas Schmid. Die Zahl nahm mit 237 zwar ab (Vorjahr: 268), das Tempo spiele aber noch eine „sehr große Rolle“. Dadurch gab es 116 Leicht- und 22 Schwerverletzte.

    Autobahn Auf den 20 Kilometern Autobahn im Landkreis krachte es 368 Mal. Es gab 100 Leicht- und 15 Schwerverletzte sowie ein Todesopfer (eine 80-jährige, die die Autobahn zu Fuß überquerte).

    Fahranfänger Ihre Beteiligung stieg um 20 Prozent. An 353 Unfällen waren Fahranfänger bis 24 Jahren beteiligt, 255 wurden verletzt. In 58 Prozent der Fälle waren sie die Verursacher. Schmid: „Sie riskieren mehr und missachten öfter die Vorfahrt.“

    Senioren 283 Unfallbeteiligte waren 65 Jahre und älter (minus neun Prozent), 158 wurden verletzt. Zu 65 Prozent waren sie die Unfallursache. Obwohl es immer mehr Senioren werden, „sind es wenig Unfälle“, so Schmid mit Blick auf die Jugend. Hauptunfallursachen der Senioren sind Fehler bei der Vorfahrt (27) und beim Abbiegen (35 Prozent). Drei der fünf Verkehrstoten waren Senioren. Sie waren mit Rad, Pedelec oder zu Fuß unterwegs.

    Alkohol und Drogen Es gab 57 Alkoholunfälle. 159 Trunkenheitsfahrten ohne Unfallfolge deckte die Polizei auf. 39 Menschen wurden verletzt, einer getötet. Die Dunkelziffer bei Alkoholfahrten ist um ein Vielfaches höher. Das gilt auch für Handys am Steuer oder Drogen. Hier verzeichnet die Polizei elf Unfälle mit vier Verletzten. Doch Drogenmissbrauch sei schwer zu erkennen, so Schmid.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar Was hilft bei zu viel Verkehr?

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