Es ist schon alles vorbereitet, am Samstag geht die Corona-Teststation auf dem Verkehrsübungsplatz in Aichach-Nord in Betrieb. Selbst wenn der erste Tag noch als Probebetrieb ausgewiesen ist, werden bereits 15 mögliche Corona-Patienten getestet. Die Station ist vorerst ausschließlich für Angehörige systemrelevanter Berufe geplant. Krankenschwestern oder Pfleger zum Beispiel sollen schnellstmöglich Gewissheit haben, ob sie infiziert sind oder nicht. Innerhalb eines Tages sollen ihre Testergebnisse vorliegen. Dann können sie im besten Fall auch gleich wieder in die Arbeit gehen und fehlen nicht dort, wo sie so dringend gebraucht werden.
Drei von sieben Patienten liegen in Aichach auf der Intensivstation
Dr. Friedrich Pürner, Leiter des Gesundheitsamtes, und Landrat Klaus Metzger stellten am Freitag vor Medienvertretern die Abläufe vor. Dass die Station gebraucht wird, wird immer deutlicher. Die Zahl der Infizierten im Landkreis ist bis Freitag auf 90 Personen gestiegen. Nach wie vor befinden sich sieben Corona-Patienten im Aichacher Krankenhaus. Drei von ihnen liegen inzwischen auf der Intensivstation. Nicht, weil sie mit dem Leben kämpfen würden, sondern zur Beobachtung, so der Landrat. 300 Personen befinden sich in Quarantäne.
So läuft der Test ab
Zielgruppe: Getestet werden ausschließlich Angehörige systemrelevanter Berufe (medizinischer Bereich, öffentliche Sicherheit, Versorgung). Voraussetzung: Sie haben Symptome, die auf Covid-19 hinweisen, und sie leben oder arbeiten im Landkreis.
Anmeldung: Dafür gibt es auf der Internetseite des Landratsamtes (www.lra-aic-fdb.de) ein Formular. Es muss ausgefüllt, vom Arbeitgeber bestätigt und dann per Mail oder Fax an das Landratsamt geschickt werden. Die Betroffenen erhalten dann einen Testtermin.
Vor Ort: Die Probanden müssen sich mit Ausweis und dem Brief vom Gesundheitsamt ausweisen. Dabei halten sie das Autofenster geschlossen. An der nächsten Station werden sie registriert und ihre Daten noch einmal abgeglichen. Dann geht es weiter zur Teststation, wo medizinisch vorgebildete Helfer den Abstrich vornehmen. Während des ganzen Vorgangs bleiben sie im Auto sitzen.
Die Behörden treffen Vorkehrungen, um für einen weiteren Anstieg gewappnet zu sein. Dazu gehört auch, dafür zu sorgen, dass Menschen, die gerade besonders gebraucht werden, ihrer Arbeit nachgehen können. Für sie ist die Teststation gedacht, die Landrats- und Gesundheitsamt binnen einer knappen Woche auf die Beine gestellt haben. Pürner erläutert: „Wir wollen die erreichen, die aus Sorge daheim bleiben.“ Also etwa den Pfleger, der Schnupfen und ein Kratzen im Hals hat und unsicher ist, ob er nicht das Virus ins Krankenhaus schleppen würde. Er bekommt nun rasch einen Testtermin. Alle anderen müssen sich unter der überlasteten Nummer 116 117 selbst um eine Testung bemühen. Hintan stehen müsste selbst der Landrat, wie betont wurde.
Corona-Test in Aichach: Das Ergebnis liegt innerhalb eines Tages vor
Zum Start am Samstag stehen 15 Personen auf der Liste. Das ist genug, um die Abläufe zu testen. „Keiner hat jemals so etwas aufgebaut“, so Pürner. Da dürfe man sich trauen, Fehler zu machen, und könne notfalls etwas umstellen. Dafür wäre dann am Sonntag Zeit, bevor am Montag der Normalbetrieb aufgenommen wird. An sechs Tagen die Woche sollen im Ein-Schicht-Betrieb täglich etwa 30 Menschen getestet werden. Mehr ist nicht möglich. Das liegt an den Laborkapazitäten. Landrat Metzger ist ohnehin schon sehr erfreut, dass Pürner ein Münchner Labor gefunden hat, das Testergebnisse innerhalb eines Tages vorlegen kann.
Vor Ort sind alle nötigen Voraussetzungen geschaffen. Die Verkehrswege zur und innerhalb der Teststation sind ausgeschildert. Es seien Zelte aufgebaut, Schutzkleidung für zwei Wochen sei vorrätig und weitere steht in Aussicht, so Wolfgang Müller vom Landratsamt. Und: Es gibt genügend Helfer. Vorerst rechnet Pürner mit 14 Helfern pro Tag. Mitarbeiter vom Gesundheitsamt werden tätig sein. Es haben sich aber auch zahlreiche Feuerwehrleute laut Kreisbrandrat Christian Happach freiwillig gemeldet. BRK-Mitarbeiter helfen ebenfalls ehrenamtlich aus. Das Technische Hilfswerk (THW) liefert die Teststäbchen täglich nach München. Zur Freude des Landrats gibt es auch in seiner Behörde viele Freiwillige. Innerhalb von zwölf Stunden haben sich 50 Mitarbeiter gemeldet, die Nachtschichten in der Führungsgruppe Katastrophenschutz übernehmen wollen, die seit Donnerstag rund um die Uhr besetzt sein muss.
In Aichach reagieren die Menschen "vorsichtig und sehr angemessen"
Nennenswerte Ausfälle in systemrelevanten Berufen gebe es derzeit nicht. Thomas Winter vom BRK etwa sagte, er sei noch zufrieden. Klar ist aber auch, so Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann: „Wenn man solche Zahlen hat, ist es schon zu spät.“ So weit kommt es hoffentlich nicht – da war sich die Runde am Freitag einig. Doch sie schloss auch nichts aus. Zum Beispiel, dass irgendwann mehrere Schichten täglich nötig sind und die Station für weitere Personengruppen geöffnet werden muss. Derweil sei es wichtig, nicht hysterisch zu werden, so Habermann. In Aichach aber gingen sie vorsichtig „und sehr angemessen“ mit der Situation um.
Hier erfahren Sie, unter welchen Voraussetzungen die Teststation genutzt werden kann: Corona: Polizei meldet erste Verstöße im Landkreis
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