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Aichach-Friedberg: AN-Jahresglosse: Wittelsbach zuerst

Aichach-Friedberg

AN-Jahresglosse: Wittelsbach zuerst

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    Romantischer Regierungssitz der Wittelsbacher Separatisten: das Wasserschloss in Unterwittelsbach.
    Romantischer Regierungssitz der Wittelsbacher Separatisten: das Wasserschloss in Unterwittelsbach. Foto: Archivfoto: Wolfgang Sellmeier

    Diese Einleitung hat Tradition, darum bleiben wir auch 2018 dabei: Das Wittelsbacher Land ist und bleibt eine Wundertüte. Das beweist uns der obligatorische Rückblick in unsere AN-Jahresglosse vom Vorjahr. In der ersten Ausgabe des Jahres sagen wir seit der Jahrtausendwende mit einem Augenzwinkern Episoden und Entwicklungen voraus, die in den nächsten zwölf Monaten garantiert nicht eintreffen und über die wir heuer mit großer Sicherheit nicht berichten müssen. Es gilt die stehende Redewendung unseres Journalisten-Kollegen Marc Twain. Der hat einst in bester Valentin-Manier prognostiziert: „Voraussagen sind immer dann besonders schwierig, wenn sie die Zukunft betreffen.“ Unsere Jahresglosse ist übrigens einigen der Hauptakteure mittlerweile so lieb geworden, dass sie durchaus enttäuscht nachfragen, wenn sie nicht erwähnt werden . . .

    Januar

    Es rumort im Aichacher Land: Nach fast einem halben Jahrhundert in schwäbischer Knechtschaft bringen die rotzfrechen Bestrebungen der ungeliebten Nachbarstadt Friedberg, sich zur Metropole aufstufen zu lassen, und die verheerende Aussicht auf einen Franken als Ministerpräsidenten das Fass zum Überlaufen. Bei einem Geheimtreffen von Fans der Sisi-Filme, Windkraft-Gegnern, Königlich-Bayerischer Josefspartei, Geplünderten der Straßenausbaubeitragssatzung und über Jahrzehnte hinweg gequälten Muss-Schwaben kommt es auf dem Burgplatz in Oberwittelsbach zum später berühmten Separatisten-Schwur „Wir machen Wittelsbach wieder groß“.

    Februar

    Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko bereitet sich strategisch und akribisch auf die Wahlen im Herbst vor. Er will nach der desaströsen Bundestagsabstimmung in den bedrohten traditionellen CSU-Hochburgen keinen Millimeter Boden preisgeben und weiß auch schon wie: „Wir müssen dem Volk nicht nur aufs Maul schauen, sondern endlich wieder auch nach dem Mund reden.“ Dazu plant er Dauerpräsenz in gefährdeten Kommunen, die ehemals sogar einen Besenstil wählten – solange er nur schwarz war. Fußball-Kreisligist Pöttmes landet derweil den nächsten Coup: Mario Basler übernimmt die neu geschaffene Funktion für Sprüche- und Eskapaden-Marketing des aufstrebenden Vereins am Moosrand.

    März

    Die Wittelsbacher Separatisten-Bewegung nimmt Fahrt auf. Im Untergrund werden generalstabsmäßig Vorbereitungen für eine Abspaltung getroffen – als erster Schritt von Schwaben. Klar ist: Der Grenzfluss wird zur Demarkationslinie. Landrat Klaus Metzger hat mit seinen feinen Antennen den Braten längst gerochen und schon im Februar „rüber gemacht“ – sprich: Er wohnt jetzt nicht mehr in Gersthofen, sondern auf der richtigen Lechseite.

    April

    Das erste Swimmingpool-Zielspringen in Pöttmes ist ein voller Erfolg. Über 100 Teilnehmer springen vor einem begeisterten Publikum mit ihren Autos von einer Schanze und versuchen, in einem vollen Pool zu landen. Eine Jury bewertet Flughaltung und Weite. Es kommen Überlegungen für eine Vier-Pool-Tournee auf. Peter Tomaschko setzt im Landtag mit enormem persönlichem Einsatz durch, dass Feuerwehren Schwalbennester samt Verkotung von Feuerwehrhäusern spritzen dürfen. Das Gesetz geht als „Lex Schwalbe zu Todtenweis“ in die Bayerische Geschichte ein. Tomaschko ist begeistert: „Eine Schwalbe macht zwar noch keinen Sommer, aber jedes schmutzige Nest weniger bringt uns eine Stimme mehr.“

    Mai

    Nach dem zehnten Wasserrohrbruch in nur drei Monaten in Rehling wird klar, was dahinter steckt. Die Kommune ist nach der massiven Kostensteigerung für das Kinderhaus verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Einnahmequelle und bohrt im Gemeindegebiet nach Öl, Erdgas und anderen Bodenschätzen – bislang allerdings ergebnislos. Die Wittelsbacher Separatisten landen einen Sensations-Coup: Sie kündigen an, bei den Landtagswahlen anzutreten. Das Programm ist relativ kurz und besteht eigentlich nur aus zwei Wörtern: „Wittelsbach zuerst“. Das reicht und sorgt gleichzeitig für weltweite Resonanz: Donald Trump twittert begeistert und in Barcelona finden spontane Unterstützungs-Demos statt.

    Juni

    Peter Tomaschko schwant Böses. Er peitscht im Landtag in Windeseile drei Wittelsbacher Land-Spezialgesetze durch: Denkmalgeschützte Stadel werden hier künftig genehmigungsfrei und auf Staatskosten abgerissen. Die Straßenausbaubeitragssatzung ist längst abgeschafft. Er setzt noch eins drauf: Wer in seinem Wahlkreis an einer Straße wohnt, bekommt eine finanzielle Entschädigung, die sogenannte Straßenbenachteiligungsausgleichsatzung. Und dazu die „Lex Feuerwehr Adelzhausen“: Jede Wehr im Kreis bekommt eine Drehleiter inclusive Gerätehaus.

    Juli

    Kurz vor den Sanierungsarbeiten stürzt die marode Lechbücke bei Thierhaupten ein. Das Straßenbauamt in Augsburg sieht sich bestätigt und ist immer noch sauer über die Proteste im Vorjahr: Die Weigerung, eine Ersatzbrücke ins Schwabenland zu bauen, schlägt Wellen und befördert die Wittelsbacher Separatisten-Bewegung ungemein. In

    August

    Peter Tomaschko ist verzweifelt. Trotz Dauereinsatz in München und vor Ort rutschen die Umfragewerte für die Christsozialen in seinem Wahlkreis immer tiefer in den Keller. Jetzt beißt er in den sauersten aller Äpfel: Er holt den Erfinder der bewährten Maulwurf-Strategie als sogenannten Spin-Doktor in sein Wahlkampfteam: Altlandrat Christian Knauer! Tomaschko muss jetzt nicht nur täglich jeweils fünf Sprechstunden in Todtenweis und Schiltberg anbieten, sondern auf dem Weg jeden einzelnen Maulwurfshügel im Wittelsbacher Land besuchen. Signal an die Bevölkerung: Die CSU kümmert sich hier um alles und jeden! Nach dem verpassten Aufstieg wird der TSV Pöttmes wieder aktiv: Erfolgstrainer Jupp Heynckes übernimmt nach seinem zweiten Triple mit Bayern

    September

    Iris Eberl wechselt zwei Wochen vor dem Urnengang als Schulleiterin ans Aichacher Gymnasium. Die Umfragewerte der CSU im Wittelsbacher Land sinken um weitere 20 Punkte.

    Oktober

    Die Landtagswahlen enden in den altbayerischen Kerngebieten mit einem Desaster für die CSU. Die Wittelsbacher Separatisten bekommen ohne eine einzige Wahlveranstaltung und Programm eine glasklare Mehrheit. Peter Tomaschko fällt in Todtenweis auf ein einstelliges Ergebnis zurück und wird hier sogar – Höchststrafe! – von SPD-Kandidatin Simone Strohmayr überholt.

    November

    Die Wittelsbacher Sezessions-Bewegung steckt sich Millioneneinsparungen bei der Verkehrsinfrastruktur als erste Erfolge an den Hut. Nach der Lechbrücke bei Thierhaupten wird auch die bei Sand dicht gemacht. Die Augsburger Osttangente wird überflüssig.

    Dezember

    Ober- und Unterwittelsbach werden zur Hauptstadt der Wittelsbacher Separatisten. Die erklären sich unabhängig von Franken und Schwaben. Das Wasserschloss wird zum Regierungssitz. Katalonien, Schottland und Südtirol eröffnen diplomatische Vertretungen in Aichach. Ministerpräsident Markus Söder veranlasst als erste Amtshandlung eine Strafversetzung: Peter Tomaschko muss nach Schwaben . . .

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