Nach dem Umbau des alten Pfarrhauses im Aichacher Stadtteil Ecknach soll im September eine Kinderkrippe mit 30 Plätzen starten. Am Anfang, so sagen es mehrere Stadträte, sei man sehr glücklich darüber gewesen, ein Gebäude für eine Kinderkrippe gefunden zu haben. Im Endspurt sind jetzt aber die Umbaukosten um 100.000 Euro gestiegen. Darüber ärgerten sich einige Stadträte am Donnerstagabend.
Die Gesamtkosten steigen damit von 1,15 Millionen auf 1,25 Millionen Euro. Davon trägt die Stadt den größten Teil. Bauherr ist die Kirchenstiftung, die 170.000 Euro beiträgt. Architekt Raymond Fay hatte dem Finanzausschuss bereits erklärt, wieso die Kosten gestiegen sind.
Krippe in Ecknach: Dach muss saniert werden
Hauptproblem ist das Dach. Ursprünglich sollte es im Rahmen einer energetischen Sanierung erneuert werden. Da die Stadt die Kosten für den Umbau aber auf 1,15 Millionen Euro deckelte, wurde die energetische Sanierung fallen gelassen, und das Dach sollte nur gereinigt werden. Jetzt hat sich herausgestellt, dass es komplett saniert werden muss. Außerdem waren die Kosten für die Außenanlage bisher nicht miteingerechnet. Schon im Finanzausschuss hatte es Kritik an den Mehrkosten gegeben. Der Kindergartenverwalter der Kirchenstiftung schrieb daraufhin einen Leserbrief, in dem er erklärte, die Kirche könne nichts für die Preissteigerung.
Dass die Stadt nicht darum herumkommt, die Mehrkosten zu zahlen, war in der Diskussion klar. Trotzdem ärgerten sich auch in der Stadtratssitzung viele. Einige bezweifelten, dass die Schäden am Dach so spät erkennbar waren. Unter anderem Johanna Held (CSU) kritisierte den Architekten. „Das Dach ist bestimmt nicht jetzt erst so schlecht geworden“, sagt Held. Der Architekt hätte das bereits anfangs sehen und einplanen müssen. „Wenn ich etwas saniere, muss ich mir doch das Dach anschauen.“
Aichachs Bürgermeister Habermann verteidigt Architekten
Bürgermeister Klaus Habermann verteidigte den Architekten, mit dem die Stadt bisher viele gute Erfahrungen gemacht habe. Die zusätzlichen Kosten fand aber auch er ärgerlich.
Auch Georg Robert Jung (FWG), der sich über den Leserbrief ärgerte, hatte ein Problem mit den plötzlichen Mehrkosten. „Es ist schon so, dass wir hier Geld in ein Gebäude stecken, das uns nicht gehört“, sagte Jung. Die Kirche profitiere von der Renovierung. Er befürchtete, dass in wenigen Jahren noch die energetische Sanierung mit weiteren Kosten dazukommen könnte. „Wir müssen uns überlegen, ob wir in Zukunft alte Häuser renovieren oder direkt selbst bauen“, so Jung. Er verwies auf den Neubau für eine Kinderkrippe an der Flurstraße mit drei Gruppen für 1,5 Millionen Euro. „So etwas darf uns nicht wieder passieren“, fasste Jung zusammen.
Krippen in Aichach: Eltern sollen weiterhin die Wahl haben
Stefan Westermayr von der CSU sagte, er finde es müßig, etwas zu debattieren, was sowieso schon erledigt sei. „Wir sollten aber vielleicht ein Konzept entwickeln, damit so etwas in Zukunft nicht wieder passiert.“
Bürgermeister Habermann wollte an der Zusammenarbeit mit verschiedenen Trägern nicht rütteln. Dadurch hätten Eltern mehr Auswahlmöglichkeiten. Es gibt im Stadtgebiet zehn städtische Kindergärten, aber auch kirchliche und andere Angebote, wie etwa den Waldkindergarten. „Ich finde die Vielfalt gut“, sagte Habermann. Außerdem sei die Stadt bei den fremden Trägern nur an 90 Prozent des Defizits beteiligt, bei eigenen Kindergärten an 100 Prozent.
Aichacher Stadtrat stimmt dafür, die Mehrkosten zu übernehmen
Auch Kristina Kolb-Djoka von der SPD sah keine andere Möglichkeit als zuzustimmen. „Wenn ich 100.000 Euro lese, ist mir nicht wohl dabei. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen letzten Schritt zu gehen“, sagte sie. Denn, darin waren sich die Stadträte einig: Die Krippenplätze sind notwendig und Ecknach ist eine gute Lage.
Am Ende stimmte der Stadtrat 25:4 dafür, die Mehrkosten zu übernehmen. Dagegen stimmten Erol Duman (BZA), Patrick Kügle (FDP), Marc Sturm und Lothar Bahn (beide FWG).
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