Maibaumdiebe tun sich heuer schwer. Wegen der Corona-Beschränkungen werden am 1. Mai im Aichacher Land keine Maibäume aufgestellt. Wo eine Maifeier geplant war, sind die alten Traditionsstangerl schon umgelegt. Die Halterungen für den Baum werden jedoch meistens leer bleiben. Nur wer den Baum schon geschnitten hat, wird ihn in die Senkrechte hieven. Wann das sein wird, ist jedoch ungewiss. Fest steht, dass es dann keine Feier geben wird.
Maibäume in Corona-Zeiten: Der Baum in Heretshausen kommt nicht
Fast schon entsetzt reagiert Irene Altmann auf die Frage nach einem Maibaum für Heretshausen (Gemeinde Adelzhausen). „Das würde ich mich gar nicht trauen, wir haben ja Ausgangsbeschränkung“, sagt die Schützenmeisterin des Schützenvereins Heilbachtaler. Der Verein organisiert das Maibaumaufstellen. Vor drei Jahren stellte die Dorfgemeinschaft den 27 Meter langen Maibaum mithilfe eines Baggers am Dorfplatz auf.
Im Herbst vergangenen Jahres wurde er bereits umgelegt, um Platz für den neuen zu machen. Der wird nun aber nicht kommen. Das sei gar keine Diskussion gewesen, sagt Altmann. Ebenso wenig wie ein Verschieben des Termins in den Herbst. Der Maibaum sei eine Arbeit für die Gemeinschaft, betont sie: „Das Fest lebt davon, dass man ihn zuerst zusammen herrichtet und dann zusammen feiert.“ Altmann nimmt es gelassen: „Dann haben wir halt keinen Maibaum.“
Maifeste und Freinacht in Aichach-Friedberg- das ist erlaubt, das nicht:
Maifeiern und Freinacht: Bayernweite Regeln zum 1. Mai
Das Innenministerium hat für das Brauchtum rund um den 1. Mai folgende Hinweise als bayernweite Regelung festgelegt. Das Landratsamt Aichach-Friedberg weist darauf hin, dass dies keine Regelung des Landratsamtes ist.
Erlaubt ist
Das Aufstellen eines kleinen Birkenbaums vor dem Haus einer oder eines Angebeteten ist als Bewegung an der frischen Luft grundsätzlich zulässig. Allerdings nur alleine, mit einer weiteren haushaltsfremden Person oder Angehörigen des eigenen Hausstandes. Eine Gruppenbildung soll vermieden werden, auf die Abstandsgebote wird hingewiesen.
Nicht erlaubt ist
Die Bräuche um die Freinacht sind nicht zulässig und stellen keinen triftigen Grund zum Verlassen der Wohnung dar. Der Grund für das Verlassen der eigenen Wohnung ist dabei gerade nicht „Sport und Bewegung an der frischen Luft“, sondern „Unsinn zu machen“, wie beispielsweise nicht aufgeräumte Gegenstände des Nachbarn an den Maibaumplatz zu stellen. Da hierbei auch die Gefahr vermehrter Gruppenbildung besteht, sollte das Verbot auch deutlich nach außen kommuniziert werden. Quelle: Landratsamt
Einen neuen Maibaum wird es in Kühbach auf jeden Fall geben. Die große Frage ist nur noch, wann er aufgestellt wird. Denn das will der Burschenverein auf jeden Fall, weil der Baum schon geschnitten ist. Vorsitzender Simon Tiltscher spekuliert, dass es vielleicht im Juni oder Juli so weit sein könnte. „Man weiß halt nicht, wie es weitergeht“, sagt er mit Blick auf die Ausgangsbeschränkungen. Sind die aufgehoben oder gelockert, wolle es der Verein langsam angehen lassen. „Man muss nicht gleich übertreiben und sich treffen“, sagt Tiltscher.
Rund vier Wochen Vorlauf braucht der Verein, um den Baum zu hobeln, zu schleifen, zu lackieren und die Schilder anzubringen. Vor drei Jahren waren die Muskelkraft von über 40 Männern und viel Konzentration nötig gewesen, um den 30 Meter langen Maibaum in die Senkrechte zu hieven. Heuer ist es laut Tiltscher anders geplant: „Wenn er aufgestellt wird, dann mit dem Kran.“ Um zu vermeiden, dass zu viele Zuschauern dabei sind, spielt der Burschenchef sogar mit dem Gedanken, den Maibaum „geheim“ aufzustellen. Eine Feier wird es auf jeden Fall nicht geben. Dabei hatte der Burschenverein sogar ein Riesenfest mit Band geplant. Im vergangenen Jahr gab es den Verein 25 Jahre. Dieses Jubiläum sollte nun groß gefeiert werden. Jetzt ist die Feier auf unbestimmte Zeit verschoben.
Probleme mit Maibäumen im Aichacher Land: erst Sturmtief Sabine, dann Corona
Den Baum, der heuer neben der Schiltberger Kirche als Maibaum stehen sollte, hatte sich die Freiwillige Feuerwehr schon früh „ausgeschaut“, erzählt Vorsitzender Felix Fresia, „Sturmtief Sabine hat ihn niedergemacht.“ Danach kam Corona und alle Vorbereitungen für das Maibaumaufstellen lagen erst mal auf Eis. Fresia vermutet: „Wahrscheinlich werden wir erst nächstes Jahr einen aufstellen.“ Für einen Termin werden sich die Ortsteile zusammensetzen, die sich beim Maibaumaufstellen abwechseln. „Damit wir uns das Publikum nicht gegenseitig wegnehmen.“
Alternativ einen anderen Termin im Jahr zu wählen hat für den Vorsitzenden „nichts mit der Tradition zu tun“. Außerdem wisse man gar nicht, wann man solche Feste wieder machen dürfe. Abgesehen von dem finanziellen und Arbeitsaufwand sei es auch für den Baum selbst nicht optimal, wenn er über Monate irgendwo liegen müsste. Die Einnahmen der Maibaumfeier kamen jeweils der Jugendarbeit der Feuerwehr zugute. Dass das heuer nicht so sein wird, sei nicht so schlimm, sagt der Vorsitzende. Nachdem wegen der Corona-Einschränkungen auch keine Treffen mit der Jugendfeuerwehr möglich seien, hätten sie auch keine Ausgaben.
Maibaumdiebe nehmen im Raum Aichach umsonst Urlaub
Schmunzeln muss Fresia, wenn er an die Maibaumdiebe denkt. Beim letzten Mal hatten die Schiltberger mehrfach Besuch von Maibaumklauern bekommen, die den gut versteckten Baum jedoch nicht gefunden hatten. Einigen Burschentruppen werde es heuer langweilig werden, vermutet der Vorsitzende. „Manche haben Urlaub genommen, um Maibäume klauen zu können. Daraus wird jetzt nichts."
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