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Aichach: An der Staatsstraße in Oberbernbach soll Bauland entstehen

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An der Staatsstraße in Oberbernbach soll Bauland entstehen

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    Im Stadtteil Oberbernbach soll Bauland ausgewiesen werden. Eine Fläche westlich der Staatsstraße 2047 wird für eine zweizeilige Bebauung näher untersucht. Sie reicht vom Autohaus Penthaler (links oben) am Ortsschild bis zum Sportplatz des SC Oberbernbach.
    Im Stadtteil Oberbernbach soll Bauland ausgewiesen werden. Eine Fläche westlich der Staatsstraße 2047 wird für eine zweizeilige Bebauung näher untersucht. Sie reicht vom Autohaus Penthaler (links oben) am Ortsschild bis zum Sportplatz des SC Oberbernbach. Foto: Erich Echter

    Im Aichacher Stadtteil Oberbernbach soll Bauland ausgewiesen werden. Eine von mehreren Flächen, für die das beantragt ist, liegt am nordwestlichen Ortseingang von Motzenhofen her kommend, westlich der viel befahrenen Maria-Eich-Straße, der Staatsstraße 2047. Deren Lärm ist ein gewichtiger Grund, der gegen ein Baugebiet dort spricht. Die Mehrheit im Bauausschuss des Aichacher Stadtrats sah darin aber kein unlösbares Problem.

    Ursprünglich wollten vier Grundstückseigentümer eine über zehn Hektar große Fläche zu Bauland machen. Das lehnte der Stadtrat allerdings im November 2019 ab. Eine zweizeilige Bebauung an der Straße mit etwa 20 000 bis 25 000 Quadratmetern konnten sich dagegen einige Stadträte vorstellen. Davon versprachen sich einige auch eine Verlangsamung des Verkehrs, denn wegen der einseitigen Bebauung vom Ortsschild beim Autohaus Penthaler bis zum Sportplatz nehmen viele Autofahrer nicht wahr, dass sie sich bereits innerorts befinden und Tempo 50 gilt.

    Das Ingenieurbüro Kottermair untersuchte die schallschutztechnisch kritische Lage mit der Staatsstraße, dem Lehmabbau im Norden und dem Sportbetrieb des SC Oberbernbach im Süden der Fläche. Die Ergebnisse stellte er jetzt im Bauausschuss vor. Wegen der Sportanlagen ist es laut Kottermair ausreichend, im südlichen Teil der Fläche einen etwa 50 Meter tiefen Bereich unbebaut zu lassen. Zum Ton-Tagebau der Firma Schlagmann im Norden müsste weniger Abstand gehalten werden, weil dort ein Lärmschutzwall und das Abschieben des Oberbodens bereits für Abschirmung sorgen.

    Häuser an der Staatsstraße nur mit Schallschutz

    Schwieriger ist die Situation durch die Staatsstraße, auf der täglich rund 5500 Fahrzeuge unterwegs sind, wie Kottermair erläuterte. Ohne Einschränkungen wäre nur eine sehr kleine Fläche in "Insellage" etwa 82 Meter von der Straße entfernt bebaubar.

    Den Bereich zwischen dieser Fläche und der Straße unterteilte Kottermair in einen etwa 43 Meter tiefen roten Bereich direkt an der Staatsstraße, der nur in Verbindung mit Schallschutzmaßnahmen bebaut werden kann. Solche wären zum Beispiel die Ausrichtung von Wohn- und Schlafräumen zur lärmabgewandten Seite, zusammen mit passiven Schallschutzmaßnahmen wie Schallschutzfenster oder verglaste Balkone. In einem orangefarbenen Bereich mit bis zu 82 Meter Abstand zur Straße wäre laut Kottermair eine Bebauung möglich. Die Stadt müsste sich aber auch hier mit dem Schallschutzthema befassen.

    Lärmschutzwand scheidet aus

    Eine Lärmschutzwand soll dort nicht gebaut werden. Die würde zwar die Lärmbelastungen erheblich senken, so der Ingenieur. Sie müsste aber 4,50 Meter hoch und etwa 550 Meter lang sein. Das sei unter anderem aus städtebaulichen Gesichtspunkten nicht wünschenswert und sehr teuer. Die einseitige Tunnelwirkung, die eine so lange Lärmschutzwand erzeugen würde, würde wohl auch nicht zu der gewünschten Verlangsamung des Verkehrs führen. Denkbar wäre eine Kettenbebauung, zum Beispiel durch Reihenhäuser.

    Wiederholt wies Kottermair darauf hin, dass für ein Baugebiet in einem Bereich, der durch Verkehrslärm vorbelastet ist, ein erhöhter Rechtfertigungsbedarf besteht. Je stärker die Verkehrsbelastung ist, umso gewichtiger müssen die Gründe dafür sein, dort trotzdem Bauland auszuweisen. Das sei zum Beispiel der Fall, wenn keine oder keine annähernd ähnlich geeignete Fläche zur Verfügung steht. In Oberbernbach wird derzeit ein Bebauungsplan für eine 12.000 Quadratmeter große Fläche an der Teichstraße aufgestellt. Auch für eine 26.000 Quadratmeter große Fläche nördlich der Leonhardstraße liegt ein Antrag auf Baulandausweisung vor.

    Probleme beim Versickern von Regenwasser

    Schwierigkeiten sah die Verwaltung in der Entwässerung, wie Ender Aydin vom Bauamt erläuterte: Der Kanal dort könne zwar das Schmutzwasser aufzunehmen, nicht aber Regenwasser. Versickern sei in dem lehmigen Boden nicht möglich. Somit müsse eine Rückhaltung geschaffen oder das Regenwasser in die etwa 800 Meter entfernte Paar geleitet werden. Die Kosten dafür bezifferte Aydin auf eine bis 1,5 Millionen Euro.

    Die Empfehlung der Bauverwaltung war klar: kein Bauland auszuweisen. Die Mehrheit im Bauausschuss sah das allerdings anders. Georg Robert Jung (FWG) plädierte dafür, jede Chance, Bauland auszuweisen, zu nutzen. Die Stadt habe das zu lange nicht getan. Die Abstände, die zum Lehmabbau und zum Sportplatz einzuhalten sind, seien geringer als erwartet, die Probleme lösbar. Der Ansicht war auch Zweiter Bürgermeister Josef Dußmann (CSU).

    An der Einfallstraße von Motzenhof her soll in Oberbernbach rechts von der Staatsstraße 2047 ein Baugebiet entstehen.
    An der Einfallstraße von Motzenhof her soll in Oberbernbach rechts von der Staatsstraße 2047 ein Baugebiet entstehen. Foto: Erich Echter

    CSU-Fraktionsvorsitzender Helmut Beck wollte ebenso an den Plänen festhalten, damit dort ein typischer Ortseingangscharakter entsteht. Bürgermeister Klaus Habermann warnte davor, den roten Bereich bebauen zu lassen. Er sah dort Potenzial für künftige Beschwerden.

    Umgehung wird seit Langem gefordert

    Marion Zott (Grüne) konnte sich für die Versickerung bautechnische Lösungen vorstellen wie zum Beispiel begrünte Dächer. Kristina Kolb-Djoka (SPD) erinnerte an die schon seit Langem von den Oberbernbachern geforderte Nordumgehung. Die steht in der Ausbauplanung für Staatsstraßen im Landkreis seit Langem in Dringlichkeitsstufe I. Kolb-Djoka sorgte sich außerdem um die Strukturen in Oberbernbach - mit rund 2000 Einwohnern der größte Aichacher Stadtteil. Marc Sturm (FWG) hielt die Fläche an der Staatsstraße von den drei Potenzialflächen für die unproblematischste.

    Mit 9:2 empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, die Baulandausweisung dort weiterzuverfolgen. Dagegen stimmten Kristina Kolb-Djoka und Bürgermeister Habermann (beide SPD). Als Nächstes soll eine Machbarkeitsstudie für eine zweizeilige Bebauung erstellt werden.

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