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Aichach: Aichacher Stadtarchivar Christoph Lang wird neuer Bezirksheimatpfleger

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Aichacher Stadtarchivar Christoph Lang wird neuer Bezirksheimatpfleger

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    Christoph Lang, seit Herbst 2008 Leiter des Aichacher Stadtmuseums und des Aichacher Stadtarchivs, wird neuer Bezirksheimatpfleger in Schwaben. Anfang Januar tritt der 45-Jährige seine neue Stelle in Augsburg an.
    Christoph Lang, seit Herbst 2008 Leiter des Aichacher Stadtmuseums und des Aichacher Stadtarchivs, wird neuer Bezirksheimatpfleger in Schwaben. Anfang Januar tritt der 45-Jährige seine neue Stelle in Augsburg an. Foto: Erich Echter

    Es hätte nicht viel gefehlt und er wäre nie Leiter des Stadtmuseums und des Stadtarchivs in Aichach geworden. Sondern Lehrer. Oder etwas ganz anderes. Dabei hatte Christoph Lang ein abgeschlossenes Studium in Volkskunde, Landesgeschichte und Musikwissenschaften. Brachte einschlägige berufliche Erfahrung mit. Doch weil es nicht mal Stellen gab, auf die er sich hätte bewerben können, packte er ein Zweitstudium zum Hauptschullehrer, wie der Beruf damals noch hieß, obendrauf. 2008 schloss er es ab, im selben Jahr hätte er Referendar werden können. Dann bewarb er sich doch in Aichach.

    Heute sagt er: "Ich wäre wirklich gerne bis zu meinem Ruhestand geblieben." Doch es habe neben Aichach noch "eine einzige Traumstelle" gegeben: Die des Bezirksheimatpflegers. Lang bewarb sich, ohne sich eigenen Angaben zufolge Hoffnungen zu machen, und hatte prompt Erfolg. Im Januar tritt er die Nachfolge von Dr. Peter Fassl an, der in den Ruhestand geht.

    Sein erstes Praktikum machte Christoph Lang bei der Bezirksheimatpflege

    Für die Arbeit von Fassl und dessen Vorgänger, Prof. Hans Frei, hat sich Lang "schon immer interessiert", wie er sagt. Auch in seinem Elternhaus war das Interesse daran groß. Mit seinem Vater fuhr Christoph Lang, der im Thierhauptener Ortsteil Neukirchen aufwuchs, zu Vorträgen der Kreisheimatpflege. Sein erstes Praktikum machte er bei der Bezirksheimatpflege. Als er später jedoch in einem Praktikum in einer anderen Einrichtung in einem Keller ohne Fenster Archivalien inventarisierte, schwor er sich: "Nie wieder."

    Zunächst ging er mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau nach Serbien und nahm eine Stelle als Deutschlektor an einer örtlichen Uni an. Das Leben dort gefiel ihm gut. Als der erste der beiden gemeinsamen Söhne unterwegs war, kehrte das Paar nach Deutschland zurück. Lang sah keine Berufsmöglichkeit. Eine Bewerbung als Nachtportier in einem Augsburger Hotel scheiterte. Eine andere als "Walking Character" im Legoland Günzburg schickt er nie ab. Statt als überlebensgroßes Plüschmaskottchen im Freizeitpark, arbeitete er bald zehn Stunden pro Woche als Stadtarchivar in Neusäß. Hier begann er, "die Archivarbeit neu zu lieben".

    Erster hauptamtlicher Leiter von Stadtmuseum und Stadtarchiv in Aichach

    In Aichach wurde der 45-Jährige, der in Dinkelscherben (Landkreis Augsburg) wohnt, der erste hauptamtliche Leiter des Stadtmuseums und des Stadtarchivs. Karl Christl hatte bis zu seinem Tod im Jahr 2007 ehrenamtlich das Archiv geführt, Franz Friedl und Gottfried Hecht leiteten bis 2008 ehrenamtlich das Museum. "Einen Fahrplan für meine Stelle gab es nicht", sagt Lang. "Ich war relativ stark mein eigener Herr." Die Zusammenarbeit mit der Stadt habe "super funktioniert, das hat immer hervorragend gepasst".

    In Aichach wurde der 45-Jährige, der in Dinkelscherben (Landkreis Augsburg) wohnt, der erste hauptamtliche Leiter des Stadtmuseums (hier im Bild) und des Stadtarchivs.
    In Aichach wurde der 45-Jährige, der in Dinkelscherben (Landkreis Augsburg) wohnt, der erste hauptamtliche Leiter des Stadtmuseums (hier im Bild) und des Stadtarchivs. Foto: Holger Weiß (Archiv)

    Dass in dem neu eingerichteten Museum im früheren Krankenhaus plötzlich ein Hauptamtlicher tätig war, sei anfangs auch für die Stadt ungewohnt gewesen, erinnert sich Lang. Lachend erzählt er, dass beim ersten Mal vergessen wurde, ihn zur Weihnachtsfeier der Stadt einzuladen. Ein Versehen, das er schon damals niemandem übel nahm und das sich nie wiederholte.

    Lang schwärmt von der Zusammenarbeit mit seinen Mitarbeitern, der Stadtverwaltung, dem rührigen, ehrenamtlichen Freundeskreis des Stadtmuseums, der Volkshochschule, musikalischen Gruppierungen, Vereinen, den Schulen und weiteren Akteuren: "In Aichach sind Leute da gewesen, mit denen man gerne zusammengearbeitet hat."

    Landesausstellung 2020 war Christoph Langs größtes Projekt

    Die zwölf Jahre in Aichach hielten für ihn viele spannende Projekte bereit. Die Landesausstellung 2020 in Aichach und Friedberg, in deren Vorbereitung er stark involviert war, war das größte davon. Doch der Archiv- und Museumsleiter freute sich genauso, wenn er Familienforschern weiterhelfen konnte. So auch einer schwedischen Kollegin: Sie suchte zum 70. Geburtstag ihres Vaters, der als Kind zur Adoption freigegeben worden war, nach dessen Mutter. Mit Langs Hilfe machte sie die betagte Dame tatsächlich im Hessischen ausfindig.

    Etwa 20 eigene Sonderausstellungen stellten das Stadtmuseum und dessen Freundeskreis auf die Beine. Hinzu kamen beispielsweise der Audioguide "Aichach am Ohr", viele Projekte mit den Schulen und der Film über den NSDAP-Kreisparteitag 1938 in Aichach. Er war nach seiner Wiederentdeckung in Aichach 2016 erstmals wieder öffentlich zu sehen. So habe ein "Täterdokument" einem positiven Zweck, der Geschichtsvermittlung, zugeführt werden können, freut Lang sich noch heute.

    Stadtarchiv: Findbücher zu Archivalien aus Aichach sollen digitalisiert werden

    Ein großes Projekt bringt er in seinen letzten Tagen in Aichach zu Ende. Er hat alte "Findbücher", die Aichach betreffen, vom Dreißigjährigen Krieg bis in die 1930er Jahre abgetippt: knapp 400 Seiten, eine mühsame Arbeit. Die "Findbücher" sind eine Art Inhaltsverzeichnis über die Archivalien. So soll künftig eine Volltextsuche möglich sein. Lang zufolge sollen die "Findbücher" online zugänglich gemacht werden.

    Seine künftige Aufgabe als Bezirksheimatpfleger sieht er vor allem darin, Menschen zu vernetzen, Ansprechpartner für alle zu sein, Themen zu setzen. Zum Beispiel die Kreisgebietsreform, die sich in gut einem Jahr zum 50. Mal jährt. Lang sagt: "Das betrifft ganz Schwaben." Schwäbisch zu werden, sei für die Aichacher schwer zu ertragen gewesen. "Vielleicht ist es aber für die Aichacher lohnend zu sehen, dass sie nicht die Einzigen sind, die sich als Opfer der Kreisgebietsreform sehen."

    Obwohl Lang den Schmerz der Altbayern, heute Schwaben zu sein, nur zu gut kennt, sagt er - mit hörbarem Lächeln in der Stimme: "Gott sei Dank gehört Aichach zu Schwaben." Damit seien die Stadt und die Region Teil seines Gebiets als Bezirksheimatpfleger. "Das macht mir diesen Schritt leichter."

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