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Affing: Wohnen in Affing erlebt einen Boom: Warum die Gemeinde so gefragt ist

Affing

Wohnen in Affing erlebt einen Boom: Warum die Gemeinde so gefragt ist

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    Vor allem in Mühlhausen und im Hauptort Affing, hier mit Kirche (links), Schloss (Mitte hinten) und Schlosshof (Mitte vorne), werden Bauplätze nachgefragt.
    Vor allem in Mühlhausen und im Hauptort Affing, hier mit Kirche (links), Schloss (Mitte hinten) und Schlosshof (Mitte vorne), werden Bauplätze nachgefragt. Foto: Erich Echter

    Bauplätze gehen in Affing weg wie warme Semmeln. Das Bild ist strapaziert, doch es trifft zu. Beim aktuellen Baugebiet "Am Weberanger" in Mühlhausen kommen auf einen Bauplatz mindestens fünf Interessenten. Dass Bauland in der Gemeinde so heiß begehrt wird, ist eine relativ neue Entwicklung. Erst in den vergangenen fünf Jahren ist die Nachfrage so rasant gestiegen. Befriedigen kann die Gemeinde sie nicht, will sie auch gar nicht. Und dafür hat sie ihre Gründe.

    Bürgermeister Markus Winklhofer wundert sich selbst: "Wer hätte vor zehn, 20 Jahren gedacht, dass Affing so einen Boom erlebt?" Als Mitte des vergangenen Jahrzehnts das Baugebiet "Am Leitengraben" in Mühlhausen erweitert wurde, gingen die 13 Bauplätze nur allmählich weg. Es habe eine Zeitlang gedauert, bis das letzte Grundstück verkauft war, erinnert sich Winklhofer.

    Bauplätze sind in der Gemeinde Affing begehrt

    Das hat sich komplett geändert: Bei den jüngsten Baugebieten "Am Anger" in Mühlhausen mit sieben und "Südlich der Gebenhofener Straße" mit 19 Bauplätzen zwischen Affing und Gebenhofen gab es etwa vier Bewerberinnen und Bewerber pro Grundstück. Die Kommune hatte gehandelt wie üblich: Sie kaufte die Fläche, plante sie auf und verkaufte die Bauplätze. Sie waren im Nu weg. "Am Anger" ist inzwischen etwa ein Viertel bebaut, "Südlich der Affing 40 Bauplätze "Am Weberanger". Jüngst wurden sie an die Interessenten vergeben.

    Südlich der Gebenhofener Straße zwischen Affing und Gebenhofen gehört zu den jüngsten Baugebieten in der Gemeinde. Die Bauplätze waren im Nu ausverkauft. Etwa die Hälfte des Areals ist inzwischen bebaut oder wird gerade bebaut.
    Südlich der Gebenhofener Straße zwischen Affing und Gebenhofen gehört zu den jüngsten Baugebieten in der Gemeinde. Die Bauplätze waren im Nu ausverkauft. Etwa die Hälfte des Areals ist inzwischen bebaut oder wird gerade bebaut. Foto: Martin Golling

    Phasenweise hatte die Gemeindeverwaltung eine Liste von weit über 400 Interessenten geführt. Über 200 zeigten zuletzt "Am Weberanger" konkretes Interesse. Doch woher kommt dieser Boom? Auch an Affing ist der allgemeine Bauboom nicht vorübergegangen, verursacht unter anderem durch Niedrigzinsen, Preissteigerungen in den Städten und damit verbundene "Landflucht" oder höhere Geburtenzahlen. Zunächst, so Winklhofer, habe sich das Interesse eher auf den Augsburger Westen konzentriert. In der Folge seien die Preise dort gestiegen und deshalb interessierten sich viele mehr für den Osten Augsburgs, sieht der Bürgermeister eine Ursache für die "massive Nachfrage". Die konzentriert sich vor allem auf Mühlhausen und Affing. Doch gefragt seien alle Ortsteile.

    Die Realschule in Bergen ist ein Standortvorteil für Affing.
    Die Realschule in Bergen ist ein Standortvorteil für Affing. Foto: Gerlinde Drexler (Archivbild)

    Selbstredend hält der Bürgermeister "seine" Gemeinde für attraktiv. Die geografische Lage sei sehr gut, Affing sei gut angebunden mit der Autobahn und dem öffentlichen Nahverkehr, Nahversorgung und Breitbandausbau passten, die Arztdichte liege über dem Durchschnitt und es gebe Grund- und Realschule, was die Kommune interessant für Familien mache. Das Schöne an Affing ist nach Winklhofer: "Du bist nach wie vor wie auf dem Land und darauf legen wir auch Wert (...), aber genauso schnell in der Stadt."

    Infrastruktur der Gemeinde Affing

    Einwohnerentwicklung: Zur Jahrtausendwende zählte Affing knapp 5000 Einwohner, Mitte 2012 waren es über 5300. Ende 2019 wurden knapp 5500 Einwohner gezählt.

    Baulandpreise: Die Baulandpreise sind den Bodenrichtwerten zufolge in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. 2010 kostete der Quadratmeter Bauland 122 Euro. 2016 waren es 146 und nur zwei Jahre später schon 214 Euro. Im vergangenen Jahr kostete der Quadratmeter im Schnitt 306 und seit dem 1. Januar 2021 werden bis zu 350 Euro bezahlt.

    Verkehrsanbindung: In nur jeweils drei Kilometern Entfernung gibt es zwei Anschlüsse an die Autobahn A8: Augsburg-Ost und Friedberg-Derching. Durch die Gemeinde verlaufen zwei Staatsstraßen (die 2035 in Richtung Augsburg beziehungsweise Pöttmes/Neuburg und die 2381 Richtung Rehling/Thierhaupten) sowie drei Kreisstraßen (AIC4, AIC25 und AIC26). Der Regionalflughafen Augsburg-Mühlhausen liegt am südlichen Rand der Gemeinde.

    Kinderbetreuung und Bildung: In der Gemeinde Affing gibt es drei Kindergärten (Mühlhausen-Bergen, Affing und Haunswies), ein Wald- oder Naturkindergarten ist in Planung. Außerdem existieren vom Verein Eltern-Kind-Arbeit angebotene Krabbel- und Maxigruppen. In Affing liegt die Grundschule samt Mittagsbetreuung, im Ortsteil Bergen eine Realschule. Die zuständige Mittelschule ist in der Nachbargemeinde Aindling.

    Medizinische Versorgung: Neben einem Kinder- und Jugendarzt gibt es im Hauptort Affing eine Zahnarztpraxis und zwei Hausarztpraxen mit jeweils zwei Ärztinnen und Ärzten. Auch eine Apotheke ist in Affing vorhanden. Neben einer Hebamme und zwei Heilpraktikerinnen existieren ein Pflegedienst und eine Praxis für Krankengymnastik und Massage.

    Nahversorgung: Die Versorgung für den täglichen Bedarf stellen in der Gemeinde Affing zwei Lebensmittelmärkte (Edeka in Affing, Netto in Mühlhausen) sowie Bäckereien, Metzgereien und Hofläden sicher.

    Internet: Übertragungsraten von mindestens 30 Megabit pro Sekunde sind in der Gemeinde Affing die Regel. Im Kernort Affing gibt es Glasfaser bis ins Haus mit Übertragungsraten von bis zu 150 Mbit pro Sekunde. Derzeit ist ein Masterplan in Arbeit, um auch im übrigen Gemeindebereich das Internet der Zukunft aufzubauen. (jca)

    Ungebremst weiter wachsen will Affing trotzdem nicht. Die Gemeinde will ihren ländlichen Charakter erhalten, sich "moderat" entwickeln, darin sind sich Bürgermeister und Gemeinderat einig. Denn schon jetzt müssen neue Kindergartenplätze geplant werden, erneut steht eine Grundschulerweiterung an. Das Wachstum soll die Kommune nicht überfordern. Deshalb wird Affing weitere Interessenten vorläufig enttäuschen müssen. Zwar gibt es noch 20 Bauplätze "Am Weberanger". Wann die jedoch vermarktet werden, steht noch nicht fest.

    Der Bürgermeister ist sich im Klaren darüber, dass auch viele einheimische junge Leute vertröstet werden müssen. "Am Weberanger" kamen auch Auswärtige zum Zug. Denn diese darf eine Gemeinde nicht ausschließen - eine EU-Vorgabe. Der neuen Richtlinie für die Bauplatzvergabe in Affing zufolge punkten vor allem Familien. Paare ohne Kinder haben kaum Chancen. "Leider", wie Winklhofer sagt. Gleichwohl freut er sich, dass viele Menschen mit Wurzeln in der Gemeinde zurückkehren.

    Vorerst wird Affing kein neues Baugebiet ausweisen

    Ein neues Baugebiet wird vorerst also nicht angepackt. Affing wolle "erst mal Luft holen", sagt Winklhofer, und dann in Ruhe überlegen. Parallel dazu soll das Augenmerk auf die Innenraumverdichtung gelegt werden. Eine Expertin hat hier der Kommune jüngst "wahnsinnig viel Potenzial" bescheinigt. Die Frage, was mit aufgelassenen Höfen geschieht, beschäftigt auch die Gemeinde. Winklhofer hält eine Nachverdichtung für sinnvoll. Doch mit Maß und Ziel. Einen Riegel mit fünf Reihenhäusern hat der Bauausschuss etwa jüngst am Höllweg in Gebenhofen abgelehnt. Zwei Doppelhäuser hält er dort aber für akzeptabel. Als positives Beispiel führt Winklhofer das Mehrgenerationenhaus an, das derzeit an der Von-Gravenreuth-Straße in Affing entsteht. Knapp 20 Wohnungen wird es auf dem ehemaligen Firmengelände geben.

    An der Von-Gravenreuth-Straße in Affing entsteht gerade ein Mehrgenerationenprojekt. Eine solche Art der Nachverdichtung ist ganz im Sinne der Gemeinde.
    An der Von-Gravenreuth-Straße in Affing entsteht gerade ein Mehrgenerationenprojekt. Eine solche Art der Nachverdichtung ist ganz im Sinne der Gemeinde. Foto: Martin Golling

    Der Bürgermeister findet das gut, denn auch Wohnungen sind gefragt. Im Gegensatz zum Bauland hat die Gemeinde auf diese Entwicklung ebenso wie auf die Nachverdichtung "wenig Zugriff". Es liegt in den Händen von Investoren und Privatbesitzern, ob vorhandendes Potenzial genutzt wird. Wer wann was verkauft oder bebaut, lässt sich kaum prognostizieren, kaum steuern. Ebenso wenig wie die Bebauung von Bauplätzen in privater Hand. Sie dienen als Spekulationsobjekt oder als "Enkelgrundstücke", die also für die eigenen Enkel aufgehoben werden, sagt Winklhofer.

    Immerhin hat die Gemeinde durch ihre Baulandpolitik noch ein wenig Einfluss auf die Preisentwicklung von Bauplätzen. Sie verlangt nicht, was der Markt hergibt, will keine "Preistreiberei" (Winklhofer) betreiben. Denn auch junge, nicht übermäßig begüterte Familien sollen noch eine Chance haben, einigermaßen erschwinglich an Bauland zu kommen. "Am Weberanger" kostet der Quadratmeter inklusive Erschließung aber immerhin auch schon zwischen 230 und 297 Euro. Die aktuellen Baulandpreise in Affing liegen allerdings ein Stück darüber. Die Bodenrichtwerte weisen inzwischen - je nach Lage - 220 bis 350 Euro pro Quadratmeter aus. Bauen wird auch in Affing also nicht nur immer schwieriger, sondern auch teurer.

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