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Affing-Mühlhausen: Mühlhauser Fischer wurden erst jetzt über Gift in Fischweihern informiert

Affing-Mühlhausen

Mühlhauser Fischer wurden erst jetzt über Gift in Fischweihern informiert

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    Das ist einer der Weiher mit PFC-Belastung bei Mühlhausen. Fische aus diesem Gewässer südlich des Ortsteils wurden untersucht. Links oben ist der Tower des Augsburger Flugplatzes zu sehen.
    Das ist einer der Weiher mit PFC-Belastung bei Mühlhausen. Fische aus diesem Gewässer südlich des Ortsteils wurden untersucht. Links oben ist der Tower des Augsburger Flugplatzes zu sehen. Foto: Martin Golling

    Wann sind die Mühlhauser Fischer über die Belastung ihrer Weiher mit dem Industriegift PFC informiert worden? Der Fischereiverein des Affinger Ortsteils betont, dass eine mögliche Problematik erst im September bekannt geworden sei, als Fische aus zwei Weihern für eine Untersuchung entnommen wurden. Über die Ergebnisse der Beprobung und die offizielle Verzehrwarnung für die dort geangelten Fische sei der Verein erst Anfang Februar vom Landratsamt informiert worden, sagt Wolfgang Heckl, Gewässerwart des Vereins. Zuvor hätte kein Vereinsverantwortlicher eine schriftliche Mitteilung oder eine E-Mail bekommen. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte der Vorstand selbstverständlich die rund 70 aktiven Fischer umgehend über die mögliche Belastung der Fische in Kenntnis gesetzt.

    Das Landratamt hat in dieser Woche in einer Mitteilung über die Verzehrwarnung für alle Fische in den Weihern bei Mühlhausen informiert. Dass die Fische in der nahen Friedberger Ach mit PFC belastet sind, ist schon länger ein Thema. Jetzt sind auch in Fischproben aus den grundwassergespeisten Weihern und Baggerseen beim Affinger Ortsteil gesundheitsgefährdende Konzentrationen der Chemikalie nachgewiesen worden. Die Fische dürfen nicht als Lebensmittel in den Verkehr gebracht werden. Das ist laut Mitteilung des Landratsamtes auch in der Vergangenheit nicht geschehen. Und: Die Fischereiberechtigten dort seien bereits Anfang 2020 über die Belastung informiert worden, heißt es in der Mitteilung.

    PFC: per- und polyfluorierte Chemikalien

    PFC haben besondere Eigenschaften – weshalb sie nach wie vor in vielen Alltagsprodukten vorkommen, zum Beispiel in Kochgeschirr, Textilien und Papier, in Outdoor-Kleidung, in Pappbechern und Pizzakartons, in Skiwachsen und in Lacken.

    In die Umwelt können PFC bei ihrer Herstellung gelangen. Doch auch beim Gebrauch und der Entsorgung dieser Produkte können sie freigesetzt werden.

    Wasserlösliche PFC werden über Flüsse und Meere global verteilt. Sogar in der Arktis und den dort lebenden Tieren werden diese Verbindungen gefunden. Flüchtige PFC, zum Beispiel aus Imprägniersprays, können über weite Strecken in der Atmosphäre transportiert werden. Über Niederschlag gelangen sie in den Boden und in die Gewässer.

    Der Mensch nimmt PFC hauptsächlich über die Nahrung oder über Trinkwasser auf. Auch erhöhte Konzentrationen von PFC in der Innenraumluft, beispielsweise durch Teppiche mit schmutzabweisender Ausrüstung, tragen zur PFC-Belastung des Menschen bei. (mahei)

    Das wollen die Fischer in Mühlhausen aber nicht so stehen lassen. Auf Nachfrage unserer Redaktion, erklärte Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes, dass die Fachberatung für das Fischereiwesen des Bezirk Schwabens dem Landratsamt im Januar 2020 mitgeteilt habe, dass es in bereits Kontakt mit den betroffenen Fischern an der Ach, aber auch der Weiher gab und diese informiert worden seien. Davon wissen die örtlichen Fischer laut Gewässerwart Heckl aber auch nichts.

    Wasserwirtschaftsamt vermutet, dass die PFC-Quelle am Flughafen ist

    Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth hat den Verdacht, dass die Industrie-Chemikalie aus Rückständen von Löschschäumen, die früher am nahen Flughafen Augsburg verwendet wurden, ins Grundwasser gelangt sind und dann weiter in die Weiher. Perfluorierte Chemikalien (PFC) stehen unter anderem im Verdacht, krebserregend zu sein. Die Belastung in der Ach stammt mit hoher Sicherheit aus Löschschaum für Übungseinsätze der Standort-Feuerwehr am ehemaligen Fliegerhorst Penzing nahe Landsberg am Oberlauf des Baches.

    Das Wasserwirtschaftsamt hat den Verdacht, dass PFC aus Rückständen von Löschschäumen, die früher am nahen Flughafen Augsburg verwendet wurden, ins Grundwasser gelangt sind.
    Das Wasserwirtschaftsamt hat den Verdacht, dass PFC aus Rückständen von Löschschäumen, die früher am nahen Flughafen Augsburg verwendet wurden, ins Grundwasser gelangt sind. Foto: Ulrich Wagner (Archivfoto)

    Bislang gibt es nur eine Aussage des Landratsamtes zur Ach und den Gewässern bei Mühlhausen. Im ganzen Lechfeld im nördlichen Landkreis Aichach-Friedberg von Affing über Rehling und besonders bei Sand (Todtenweis) gibt es aber eine Vielzahl an Baggerseen und Weihern, die durch Grundwasser gespeist werden. Trinkwasserbrunnen der Hardhofgruppe Rehling stehen auch im Lechfeld. Das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion, dass derzeit nicht nur die Ursache der PFC-Belastung der Weiher bei Mühlhausen untersucht werde, sondern auch weitere Gewässer überprüft, im Grundwasser-Abstrom untersucht würden.

    Flussbarsche aus Weiher haben die höchsten PFOS-Werte

    Gefischt wurden im September Aale, Hechte, Flussbarsche, Rotaugen und Rotfedern, die zum Teil schon seit Jahrzehnten dort schwimmen. Es wurden aber keine sogenannten Besatzfische untersucht. Die Substanzen reichern sich in den Fischen unterschiedlich stark an, aber schon bei sehr niedrigen Verzehrmengen werde die von der europäischen Behörde als unbedenklich angesehene Aufnahmemenge überschritten, teilte das Landratsamt Anfang der Woche mit.

    Fischproben werden laut Auskunft des Landratsamtes vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) in der Regel in sechs bis acht Wochen untersucht. In diesem Fall dauerte es aber fast fünf Monate. Das LGL habe laut eigener Aussage nicht ausreichend personelle Kapazitäten, um solche Proben außerhalb der Reihe zeitnah zu untersuchen, so Pressesprecher Müller zur langen Dauer bis zur Bekanntgabe der Testergebnisse.

    Die Belastung der beprobten Fische aus den Weihern mit der perfluorierten Alkylsubstanz Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) sei tendenziell höher als bei Fischen aus der Friedberger Ach, bestätigt Müller. Allerdings seien unterschiedliche Fischarten untersucht wurden. PFOS reichere sich unterschiedlich stark an. In den Mühlhauser Seen seien bei den untersuchten Fischen sowohl die höchsten Werte (Flussbarsch aus dem Maier-Weiher), aber gleichzeitig auch die niedrigsten Werte (Rotfeder aus dem Mühlhauser Gemeindeweiher) im Vergleich aller untersuchten Fische aus der Friedberger Ach und den Mühlhauser Seen festgestellt worden, so das Landratsamt.

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