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Affing-Mühlhausen/Bergen: Westumfahrung: Warum Landwirte das Straßenbauprojekt kritisch sehen

Affing-Mühlhausen/Bergen

Westumfahrung: Warum Landwirte das Straßenbauprojekt kritisch sehen

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    Die Mühlhausener Westumfahrung wird einmal etwa auf Höhe des Busses in die Staatsstraße 2381 einschleifen: Im Bereich der Einmündung der Lechfeldstraße aus Anwalting ist das nördliche Ende des 4,4 Kilometer langen Straßenbauprojektes. Der Bauernverband hätte sich hier einen Kreisverkehr gewünscht.
    Die Mühlhausener Westumfahrung wird einmal etwa auf Höhe des Busses in die Staatsstraße 2381 einschleifen: Im Bereich der Einmündung der Lechfeldstraße aus Anwalting ist das nördliche Ende des 4,4 Kilometer langen Straßenbauprojektes. Der Bauernverband hätte sich hier einen Kreisverkehr gewünscht. Foto: Josef Abt

    Für Mühlhausen sind sie Segen und Fluch zugleich: Zwei Staatsstraßen treffen in dem Affinger Ortsteil aufeinander. Sie sorgen neben der Autobahn und der Nähe zu Augsburg für eine gute Verkehrsanbindung. Einwendungen werden seit Montag in der Realschulturnhalle in Bergen erörtert.

    Die Westumfahrung soll Mühlhausen um 42 Prozent des Verkehrs entlasten

    Der Verkehr in Mühlhausen ist enorm. Schon 2017 benutzten täglich 17.300 Fahrzeuge die Staatsstraße 2035, die Mühlhausen Richtung Augsburg durchzieht. Sieben Prozent davon waren Schwerlastverkehr. Bis 2040 prognostiziert ein Gutachter 2000 Fahrzeuge mehr. Die Staatsstraße 2381 aus Richtung Rehling musste 2017 rund 9300 Fahrzeuge verkraften (sechs Prozent Schwerlastverkehr). Bis 2040 werden 1500 zusätzlich erwartet. Der Prognose zufolge, so schilderte es Ressortleiter Peter Hartung vom Ingenieurbüro Sweco, würde die Westumfahrung die Ortsdurchfahrt um 42 Prozent, die Staatsstraße 2381 um 76 Prozent entlasten.

    Wann die rund 4,4 Kilometer lange Trasse im Westen Mühlhausens Realität sein wird, steht in den Sternen. Bislang gibt es noch keine Genehmigung für das Projekt, das die Gemeinde Affing in Sonderbaulast, also in eigener Regie, realisieren will. Dafür ist ein Planfeststellungsverfahren nötig, das die Regierung von Schwaben leitet. In diesem Zuge konnten sich Behörden, Organisationen und Verbände, aber auch Bürger zu dem Vorhaben äußern. Insgesamt waren rund 100 Einwendungen und Stellungnahmen eingegangen. Sie stehen seit Montagmorgen im Mittelpunkt des sogenannten Erörterungstermins.

    Schon zweimal hatte die Regierung den Termin wegen Corona verschieben müssen. Nun hatte die Behörde mit der Schulturnhalle der Realschule in Bergen, großzügig vom Landkreis zur Verfügung gestellt, für genügend Umgriff gesorgt. Mit Zugangskontrollen, Desinfektionsmittelspendern, Maskengebot und Abständen trug sie der Pandemie Rechnung. Der erste Tag, an dem nur rund zehn der 60 Besucherstühle besetzt waren, war vorwiegend für Behörden und Verbände reserviert. Dabei zeigte sich, dass es amtlicherseits kaum Bedenken gibt. Auf die Landwirtschaft trifft das nicht zu. Die ist nicht glücklich mit der Westumfahrung.

    Erörterung zur Westumfahrung: Es geht um "Verständnis"

    Verhandlungsleiter Christopher Bernhardt, Jurist bei der Regierung, hatte eingangs betont, es gehe nicht um eine Entscheidung, sondern um "bestmögliches Verständnis" auf allen Seiten. Eine Einigung sei jedoch nicht zwingend. Bernhardt versuchte zu vermitteln: Zwischen Landwirten, vertreten von Florian Wurzer von der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) und Erich Sturm, BBV-Obmann von Anwalting, auf der einen Seite, und dem "Vorhabenträger", der Gemeinde Affing, auf der anderen. Bürgermeister Markus Winklhofer und Geschäftsstellenleiter Bernhard Frank waren flankiert von zwei Anwälten und Vertretern ihrer Planungsbüros.

    Die Landwirtschaft hat eine andere Trasse vorgeschlagen: Sie führt unmittelbar westlich an Mühlhausen vorbei. Wurzer wollte wissen, was dagegen einzuwenden sei. Schließlich sei sie mit viel weniger Flächenverbrauch verbunden. Planer Peter Hartung machte klar, dass diese Variante nur die Staatsstraße 2381 entlastet hätte, nicht aber Mühlhausen selbst.

    Die Geschichte der Westumfahrung Mühlhausen

    2007 Der Affinger Gemeinderat beschließt, die Westumfahrung Mühlhausen in Sonderbaulast zu realisieren.

    2011 Stadt Augsburg, Gemeinde Affing und Staatliches Bauamt unterzeichnen die Vereinbarung zur Sonderbaulast.

    2012 Start des Planfeststellungsverfahrens durch die Regierung von Schwaben und öffentliche Auslegung der Unterlagen.

    2013 Anfang des Jahres wird das Planfeststellungsverfahren ausgesetzt. Im Herbst beschließt der Gemeinderat das naturschutzfachliche Gutachten überarbeiten zu lassen.

    2018 Die Gemeinde reicht die aktualisierten Unterlagen zur Fortsetzung des Planfeststellungsverfahrens bei der Regierung von Schwaben ein.

    2019 Im Herbst werden die Unterlagen ein zweites Mal öffentlich ausgelegt. Insgesamt gehen rund 100 Einwendungen und Stellungnahmen ein.

    Starke Probleme sieht Wurzer auf die Landwirte zukommen, was die Erreichbarkeit ihrer Flächen anbelangt. An drei Stellen der Westumfahrung sind Querungsbauwerke vorgesehen. Zwei Feldwege werden mittels Brücken darüber geführt. Und etwa auf halber Strecke soll die Umfahrung selbst einen Feldweg und den Hörgelaugraben überqueren. Wurzer und Sturm kritisierten, Landwirte müssten Umwege in Kauf nehmen. Die nördliche Anbindung als Kreuzung ist in Sturms Augen ein potenzielles Unfallrisiko. Eine Querung durch landwirtschaftliche Gespanne von Anwalting her hält er angesichts des Verkehrsaufkommens für kaum machbar, Umwege über die Feldwegbrücke für zu umständlich. Wurzer und Sturm forderten deshalb einen Kreisverkehr, wie er im Süden geplant ist. Ein Kreisel allerdings hat keine Chance. Denn dem Verkehrsgutachter zufolge ist der Kreuzungsanschluss ausreichend leistungsfähig. Und "wir bauen nichts, was nicht zwingend erforderlich ist", machte der

    Der Bauernverband sorgt sich um die Feldwege

    Wurzer forderte außerdem, Feldwege müssten komplett wiederhergestellt werden. Der BBV stellt sich fünf Meter Ausbaubreite vor. Nicht nachvollziehbar für Schmidt, zumal die Wege derzeit nur 3,5 Meter breit sind. Die Schaffung von Ausweichstellen aber wäre vorstellbar, gab sich der Jurist kompromissbereit. Möller kann sie sich vereinzelt vorstellen. Die Feldwege sind mit vier Metern Breite geplant.

    Wurzer versicherte außerdem, dass Landwirte Ausgleichsmaßnahmen übernehmen könnten, indem sie diese in landwirtschaftliche Flächen integrieren. Bernhardt verwies auf Auflagen, die der Planfeststellungsbeschluss einmal enthalten wird, darunter vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen. Sie sind zum Schutz einer Art nötig, wenn diese wegen der Westumfahrung weichen muss. Ihr Lebensraum darf erst zerstört werden, wenn sich die Art auf einer neu angebotenen Fläche angesiedelt hat. Lothar Birzle vom Amt für ländliche Entwicklung verwies später auf eine angedachte Flurbereinigung im nördlichen Bereich der Trasse. Durch die Verlegung von landwirtschaftlichen Feldern könnten die Nachteile von Durchschneidungen minimiert werden, sagte er.

    Am Dienstag kommen die Gegner der Westumfahrung zu Wort

    Ganz zufrieden waren Sturm und Wurzer am Ende nicht. Die vermutlich härteren Nüsse müssen allerdings am Dienstag geknackt werden. Dann sollen die Gegner der Westumfahrung zu Wort kommen. Gemeinderat Josef Schmid, auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft Umgehungsstraße Anwalting-Gebenhofen (IGUSAG), war bereits am ersten Tag mit dem Anwalt der IG vor Ort.

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