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Affing: Honig aus der Blüte der Ackerbohne in Affing wird preisgekrönt

Affing

Honig aus der Blüte der Ackerbohne in Affing wird preisgekrönt

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    Honiglandschaften erhielt die Auszeichnung in Silber bei „Bayerns Beste Bioprodukte“. In der Mitte des Bildes sind die Eigentümer Ursula Lensing und Steffen Watzke zu sehen, neben Biokönigin Annalena I.
    Honiglandschaften erhielt die Auszeichnung in Silber bei „Bayerns Beste Bioprodukte“. In der Mitte des Bildes sind die Eigentümer Ursula Lensing und Steffen Watzke zu sehen, neben Biokönigin Annalena I. Foto: Martin Golling

    Wald-, Raps- oder Akazienhonig sind bekannte, heimische Imkereiprodukte. Die Affinger Bioland-Imkerei Honiglandschaften von Ursula Lensing und Dr. Steffen Watzke Gbr gelang mit ihrem Ackerbohnenhonig eine Auszeichnung bei "Bayerns Beste Bioprodukte". Die Überreichung der Urkunde zur Silberprämierung hätte normalerweise im vollen Festzelt auf der Grünen Woche in Berlin stattgefunden. Doch das hat die Pandemie verhindert.

    Ackerbohnenhonig aus Affing wird mit Silber ausgezeichnet

    Auf die Grüne Woche verweist der Landesvorsitzende von Bioland, Josef Wetzstein, bei der Präsentation vor den Betriebsräumen der Bio-Imkerei in Affing. Wetzstein sieht nicht allein auf den Erfolg von Honiglandschaften. Ihn freut, dass der Anteil biologisch wirtschaftender Betriebe sich innerhalb einer Dekade von sechs auf zwölf Prozent erhöht hat: "Da arbeiten jetzt 11.000 Betriebe - wir sind heftig vorangekommen."

    Auf diesem Feld vor der Sportanlage des FC Gundelsdorf wächst die Winterackerbohne.
    Auf diesem Feld vor der Sportanlage des FC Gundelsdorf wächst die Winterackerbohne. Foto: Martin Golling

    Annalena Brams ist extra aus Vilsbiburg angereist, als Annalena I., ihres Zeichens Biokönigin. Sie hatte als Mitglied der Jury das Bioprodukt Ackerbohnenhonig mit zur Silberauszeichnung verholfen. "Da hängt so viel dran. Die Ackerbohne ist ein ökologisch wertvolles Produkt, das Enormes bezüglich der Artenvielfalt leistet. Sie ist in der Ökobranche unverzichtbar als einheimischer Eiweißlieferant", erklärt die Biokönigin.

    Wie wichtig "Honiglandschaften" für die Region ist

    Affings Bürgermeister Markus Winklhofer kann sich noch gut erinnern, als im Jahr 2017 der Antrag von Honiglandschaften vorlag, ein Lager für Imkereibedarf zu errichten: "Ihr habt den Schritt gewagt, und die Entwicklung zeigt, dass euer Entschluss richtig war. Er ist wichtig für unsere Region, denn ihr beweist: Landwirt - Imker - Miteinander funktioniert."

    Rund um Bio-Imkerei und Ackerbohne

    Wie läuft Bio-Imkerei ab? Steffen Watzke erklärt: "Rund vier Hektar Ackerbohnen hatte der Hollenbacher Biobauer Johann Sedlmeir im letzten Jahr angebaut. Wir positionierten dort zur Blütezeit sechs Bienenvölker, die insgesamt einen Ertrag von 48 Kilogramm Ackerbohnenhonig lieferten."

    Was ist eine Ackerbohne? Der Naturland-Biolandwirt Walter Hollmann aus dem Affinger Ortsteil Miedering erklärt, als Stickstoffsammler (Leguminose) sei die Ackerbohne in der Fruchtfolge eines Biobetriebes sehr wichtig. Sie verbessere nicht allein die Bodenqualität und sorge für Humusaufbau, "die Ackerbohne leistet einen entscheidenden Anteil an der regionalen Eiweißversorgung meiner Mastschweine", so Hollmann. Ursula Lensing sieht auch einen Vorteil für die Biodiversität: "Ich habe im Bereich eines Ackerbohnenfeldes schon Wachteln und vermehrt die Lerche wahrgenommen."

    Wie schmeckt der Ackerbohnenhonig? Bei dieser Frage zeigt sich Steffen Watzke als Honig-Sommelier: "Grundsätzlich: süß mit herbem Beigeschmack." In den Nuancen: "Leicht an Koriander, Fenchel und Anis, erinnert ein wenig an Lebkuchenbäckerei. Im lang anhaltenden Abgang hinterlässt er einen Hauch von Minze." (mgw)

    Apropos Region. Verkostet, also den Geschmack der prämierten Biospeisen ausprobiert hat die Jury im Biohotel Augsburger Wirt. Als Geschäftsführerin dort fungiert Rica Friedl, die als Jury-Mitglied vom Ackerbohnenhonig schwärmt: "Ein ganz herausragendes Produkt, das ganz in der Nähe zu bekommen ist." Friedls Begeisterung veranlasste sie aktuell sogar, zwei Bienenvölkern an ihrem Hotel Heimat zu geben.

    Wittelsbacher Land-Verein gratuliert Affinger Bioland-Imkerei

    Für die Ökomodellregion Paartal vernetzt Kathrin Seidel die Biolandwirte mit den Vermarktern und Veredlern der Feldfrüchte, um diese so näher an den Verbraucher zu bringen. "Der Erfolg einer Region hängt stark von deren Akteuren ab", sagt sie über die Auszeichnung des Produktes von Honiglandschaften.

    Die Winterackerbohne hat das nasskalte Wetter gut weggesteckt. Die ersten Blütenknospen warten nur noch auf die Wärme.
    Die Winterackerbohne hat das nasskalte Wetter gut weggesteckt. Die ersten Blütenknospen warten nur noch auf die Wärme. Foto: Martin Golling

    Der Ackerbohnenhonig, aber auch andere Spezialitäten von Ursula Lensing und Steffen Watzke wie der Affinger Cuvee, versinnbildlichten die Wertschöpfungsketten im Biolandbau, so Seidel, die abschließend betont: "Durch die Standorte an den Bioäckern kommen eure Produkte in die Wabe und ins Glas." David Hein als Geschäftsführer des Wittelsbacher Land-Vereins gratuliert dem Betrieb mit den Worten: "Ihr gebt der regionalen Bioschiene ein Gesicht, und wir schöpfen Motivation aus eurem Erfolg."

    "Geht es den Bienen gut, geht es allen gut"

    20. Mai war Weltbienentag. Ein Anlass für die Präsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbs-Imker-Bundes, Annette Seehaus-Arnold, in Affing ein prämiertes Honigprodukt zu preisen. Doch ihre Prognosen für die Imkerei in Deutschland sehen eher düster aus: China und Brasilien exportieren ihren Honig für einen Euro pro Kilogramm, allein die Produktionskosten liegen in Deutschland aber bei acht Euro.

    Biolandwirt Walter Hollmann mit einer Winter-Ackerbohne, die jetzt gerade blüht.
    Biolandwirt Walter Hollmann mit einer Winter-Ackerbohne, die jetzt gerade blüht. Foto: Martin Golling

    "75 Prozent aller Lebensmittel sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Honig kann man importieren, die Bestäubungsleistung der Bienen jedoch nicht. Wenn es den Bienen gut geht, dann geht es uns allen gut", fand Seehaus-Arnold und kritisierte die Politik. Die sei immer da, wenn es zu loben gelte, aber bei den Imkern kämen keine Hilfen an. Dabei könne ein schlechtes Honigjahr, wie es sich für 2021 andeutet, der Ruin für viele Erwerbsimkereien sein. "Wir Imker liefern höchste ökologische Leistung, erhalten aber keinerlei Hilfen", klagte die Imkerbund-Präsidentin.

    Und wie sehen die Hersteller des prämierten Produktes ihre Leistung und ihre Situation? "Ackerbohnenhonig ist wirklich etwas Besonderes. Doch die Eiweißfutterpflanze wird in Deutschland fast nur noch im Biobereich angebaut", sieht auch Diplombiologin Ursula Lensing eingeschränkte Möglichkeiten, das begehrte Nischenprodukt zu ernten. "Uns gelingt es nicht jedes Jahr", bedauert Lensing. Für Steffen Watzke verkörpert der Ackerbohnenhonig das Idealbild landwirtschaftlicher Kooperationen. "Wir hoffen, dass es uns auch in Zukunft gelingt, die eine oder andere Frucht ins Glas zu bekommen", zeigt sich Watzke zuversichtlich. Bezüglich der Rentabilität von Honiglandschaften muss Watzke bekennen: "Wir sind auf einem guten Weg. Aber allein vom Honigverkauf zu leben ist unmöglich."

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