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Affing-Gebenhofen: Schicksal im Krieg: Drei Väter aus Gebenhofen, die ihre Kinder nie kennenlernten

Affing-Gebenhofen

Schicksal im Krieg: Drei Väter aus Gebenhofen, die ihre Kinder nie kennenlernten

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    Die Manhardt-Kinder: (von links) Kreszenz, Andreas und Sofie.
    Die Manhardt-Kinder: (von links) Kreszenz, Andreas und Sofie. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Am Volkstrauertag wird an die Abermillionen Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. Die immensen Zahlen der Kriegsopfer zeigen aber kaum, was das für die Betroffenen bedeutete. Viele Kinder lernten ihre Väter nie kennen oder haben keine Erinnerung mehr an sie. Viele Väter durften die Geburt und das Heranwachsen ihrer Söhne und Töchter nicht erleben. Es waren die Frauen, die neben dem Verlust des Ehemanns für ihre Kinder sorgen und oft auch eine neue Existenz aufbauen mussten. Die Leistungen dieser Mütter verdienen auch Jahrzehnte danach noch Hochachtung und Respekt. Es sind Schicksale wie diese drei aus Gebenhofen (Gemeinde Affing), die verdeutlichen, wie Kriege in das Leben von Menschen eingreifen.

    Das Bild zeigt Martin Stegmann.
    Das Bild zeigt Martin Stegmann. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Martin Stegmann stammte aus Gebenhofen. Er wurde am 29. November 1911 geboren. Mit seiner Frau Sofie und der 1937 geborenen Tochter Hermine lebte er in Augsburg in der Nähe des Jakobertors. Am 10. Mai 1940 begann der Westfeldzug. Die deutsche Wehrmacht marschierte in Holland, Belgien, Luxemburg und Frankreich ein. Mit dabei war Martin Stegmann. Zehn Tage später, am 20. Mai 1940, fiel der 28-jährige Familienvater. Er war der erste Kriegstote des Zweiten Weltkriegs aus

    Sofie Stegmann mit ihrer Tochter Hermine. Sofie Stegmanns Ehemann Martin war der erste Gefallene des Zweiten Weltkriegs aus dem Affinger Ortsteil Gebenhofen.
    Sofie Stegmann mit ihrer Tochter Hermine. Sofie Stegmanns Ehemann Martin war der erste Gefallene des Zweiten Weltkriegs aus dem Affinger Ortsteil Gebenhofen. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Schwiegereltern holen Sofie Stegmann von Augsburg nach Gebenhofen

    Die kleine Hermine war beim Tod ihres Vaters zweieinhalb Jahre alt. Mutter und Tochter blieben in Augsburg. Als die Fliegerangriffe stärker wurden, holten die Schwiegereltern die beiden nach Gebenhofen. Nur einen Tag danach, am 25. Februar 1944, folgte der schwerste Fliegerangriff auf Augsburg, bei dem auch die Wohnung der beiden zerstört wurde. Sie waren gerade noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden. Sofie Stegmann heiratete später Alois Stegmann, einen Bruder ihres gefallenen Mannes. Die kleine Familie blieb in Gebenhofen und baute sich ein Haus an der heutigen Aulzhausener Straße.

    Das Hochzeitsbild von Gertrud und Andreas Stegmann ist später in Augsburg entstanden. Wann und wo die beiden geheiratet haben, ist nicht bekannt.
    Das Hochzeitsbild von Gertrud und Andreas Stegmann ist später in Augsburg entstanden. Wann und wo die beiden geheiratet haben, ist nicht bekannt. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Andreas Stegmann war ein Bruder von Martin Stegmann und wurde am 4. Februar 1913 in Gebenhofen geboren. Vermutlich musste auch er von Kriegsbeginn an Dienst in der Wehrmacht leisten. Nach vielen Einsätzen befand er sich 1944 in Breslau und lernte dort die 21-jährige Gertrud Jansky kennen. Lange konnten die beiden nicht zusammen bleiben, denn die junge Frau musste ihre Heimatstadt zusammen mit ihrer Familie vor der anrückenden Roten Armee verlassen. Die Flucht erfolgte mit einem Handwägelchen und wenigen Habseligkeiten.

    Andreas Stegmann aus Gebenhofen stirbt an Verletzung durch Granatsplitter

    Sie kamen nach Gebenhofen, dem Heimatort ihres Mannes - wobei unklar ist, ob die beiden noch in Breslau oder erst in Gebenhofen geheiratet haben. Andreas Stegmann war Ende 1944 oder Anfang 1945 noch auf Heimaturlaub in Gebenhofen. Das Kriegsende und die deutsche Niederlage waren absehbar. Seine Eltern rieten ihm, nicht mehr an die Front zurückzukehren, um sein Leben nicht sinnlos zu gefährden. Er aber wollte vermeiden, als Fahnenflüchtiger zu Hause aufgegriffen zu werden, denn das hätte seine Hinrichtung bedeutet.

    So entschied sich Andreas Stegmann für die Rückkehr zur Truppe. Er wurde durch einen Granatsplitter am Hals verwundet und starb am 24. Februar 1945 an dieser Verletzung in einem Reservelazarett in Bautzen in Sachsen. Der Chefarzt des Lazaretts teilte das den Angehörigen am Lechrain mit und merkte in völliger Verkennung der Wirklichkeit an: „Möge Ihre Trauer gemildert werden durch den Stolz, in diesem Schicksalskampf ein Opfer gebracht zu haben, das nicht umsonst sein wird, sondern ein Beitrag für eine friedliche und glückhafte Zukunft unseres Vaterlandes.“

    Der spätere Affinger Feuerwehrkommandant und Kreisbrandmeister, Andreas Stegmann.
    Der spätere Affinger Feuerwehrkommandant und Kreisbrandmeister, Andreas Stegmann. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Gertrud Stegmann wird im Alter von nur 22 Jahren Witwe

    Der Sohn, der spätere Affinger Feuerwehrkommandant und Kreisbrandmeister Andreas Stegmann, wurde am 26. Juni 1945 - vier Monate nach dem Tod des Vaters - geboren. Mutter Gertrud Stegmann war mit 22 Jahren Witwe. Sie heiratete Zeit ihres Lebens nicht mehr und zog ihren Sohn alleine groß. Hochbetagt starb sie 2015 mit 92 Jahren.

    Andreas Manhardt wurde am 23. November 1905 in Gebenhofen geboren. 1939 war seine Hochzeit mit Afra Schäffer aus Unterach (Rehling). Das Ehepaar bewirtschaftete das kleine Blodschuster-Anwesen, das damals in der Ortsmitte von Gebenhofen lag. Als Manhardt 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde, waren sie noch kinderlos. Im Oktober 1941 wurde Tochter Sofie geboren, im Oktober 1942 kam Kreszenz zur Welt.

    Andreas Manhardt hat von seinem Sohn nicht mehr erfahren

    Der letzte Brief von Manhardt stammt vom 13. Juni 1944. Das Wichtigste war ihm, dass der Krieg bald zu Ende geht: „Hoffentlich schlägt für uns auch bald das Stündlein, dass wir die Heimat wieder sehen dürfen, ohne wieder Abschied nehmen zu müssen.“ Dass seine Frau nach dem letzten Heimaturlaub wieder schwanger war, hat er nicht mehr erfahren. Am 5. Januar 1945 wurde Andreas geboren. Der Vater wurde zu diesem Zeitpunkt schon seit Monaten an der Ostfront vermisst. Doch damit nicht genug. Am 28. April 1945 griffen US-Flieger Gebenhofen an und zerstörten 34 Gebäude ganz oder teilweise. Ortspfarrer Anton Wiedemann hat die Schäden erfasst. Beim Anwesen der Familie Manhardt ist als Schadensvermerk „total“ zu lesen.

    Das Foto zeigt Andreas Manhardt.
    Das Foto zeigt Andreas Manhardt. Foto: Sammlung Georg Engelhard

    Es war alles zerstört. Man musste neu beginnen, siedelte um und baute das Anwesen an der heutigen Aulzhausener Straße neu auf. Afra Manhardt hatte dabei die Unterstützung ihrer Schwiegereltern und einer Schwägerin. Alleine wäre das mit drei kleinen Kindern nicht zu schaffen gewesen. In den folgenden Jahren saß die Familie jedes Mal vor dem Radio, wenn die Namenslisten von Kriegsheimkehrern verlesen wurden - immer in der Hoffnung, der Ehemann und Vater ist dabei. Aber die gute Nachricht blieb aus.

    1973 kam die Mitteilung vom Suchdienst des Roten Kreuzes, dass Andreas Manhardt mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den Kämpfen zwischen dem 23. Juni und den ersten Julitagen 1944 im Raum Witebsk gefallen ist. Wo

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