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Affing-Gebenhofen: Erinnerung an Weltkriege: Eine Frau heiratete nacheinander drei Brüder

Affing-Gebenhofen

Erinnerung an Weltkriege: Eine Frau heiratete nacheinander drei Brüder

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    Gregor, Alois und Josef Steinherr aus Gebenhofen (heute Gemeinde Affing) wurden im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Ihr Vater Joseph starb im Ersten Weltkrieg und ihre Mutter Barbara heiratete einen Bruder ihren Mannes und als der starb einen weiteren Bruder.
    Gregor, Alois und Josef Steinherr aus Gebenhofen (heute Gemeinde Affing) wurden im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Ihr Vater Joseph starb im Ersten Weltkrieg und ihre Mutter Barbara heiratete einen Bruder ihren Mannes und als der starb einen weiteren Bruder. Foto: Georg Engelhard (Fotorepro)

    Nur 25 Jahre sind vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs vergangen. Ein Zeitraum, in dem man aufwachsen, sich eine Existenz schaffen und eine Familie gründen kann. Aber diese Entwicklung war damals vielen nicht vergönnt. Die beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts forderten zusammen etwa 77 Millionen Tote. Gemessen am heutigen Deutschland mit seinen 83 Millionen Einwohnern wäre unser ganzes Land bis auf einen kleinen Rest ausgelöscht. Das sind Zahlen in einer Dimension, die das Vorstellungsvermögen übersteigen und die am Volkstrauertag in Erinnerung gerufen werden.

    Heute ist kaum mehr bewusst, welche Tragik diese Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts für unsere Heimat und die Welt mit sich brachten und wie die Familien auch in unseren Ortschaften davon betroffen waren. Oft musste der Vater in den Ersten Weltkrieg und die Söhne in den Zweiten Weltkrieg ziehen. Und manches Mal kehrten der Vater oder die Söhne nicht in die Heimat zurück. Es waren Schicksalsschläge, wenn Familien die Nachricht erhielten, dass der Vater oder der Sohn gefallen war. Teilweise hatten Mütter schon mehrere Kriegsjahre die Kinder und den Hof alleine versorgen müssen. Da half der Gedanke, dass der Ehemann bald wieder unterstützen würde. Dann war auch dieser Hoffnungsschimmer dahin.

    45 Gefallene und Vermisste in Gebenhofen und Anwalting

    Die heute zur Gemeinde Affing gehörenden Ortsteile Gebenhofen und Anwalting bilden seit Jahrhunderten eine gemeinsame Pfarrei. Gebenhofen hatte in den 1930er-Jahren etwa 300 Einwohner und Anwalting lag noch darunter. Zusammen waren es gut 500 Einwohner. Auf diese kleine Zahl kamen 45 Gefallene und Vermisste, die in den beiden Weltkriegen nicht mehr in die Heimat zurückkamen. Kaum eine Familie, die von einem Schicksalsschlag verschont blieb, manche traf es sogar in beiden Kriegen. Zusätzlich zu den anderen Lasten wurde Gebenhofen am Ende des Zweiten Weltkriegs durch einen amerikanischen Fliegerangriff schwer beschädigt. Mit 34 Gebäuden, die ganz oder teilweise zerstört wurden, war es der am schwersten getroffene Ort im ehemaligen Landkreis Friedberg.

    Das Sterbebild von Joseph Steinherr, geboren am 27.10.1878.
    Das Sterbebild von Joseph Steinherr, geboren am 27.10.1878. Foto: Georg Engelhard (Fotorepro)

    Ein schweres Schicksal gab es auf dem Schwom-Anwesen in Gebenhofen. Der Vater Joseph Steinherr kam am 9. April 1917 bei Kämpfen in Frankreich ums Leben. Zu Hause wartete seine Frau Barbara mit vier Kindern auf ihn. Der Jüngste war eineinviertel Jahre alt. Aber es musste weiter gehen. Also heiratete die junge Witwe Martin Steinherr, einen Bruder ihres Mannes. Auch diese Ehe stand unter keinem guten Stern. Nur wenige Jahre später, am 14. Januar 1922 starb Martin Steinherr an einem Lungenleiden. Sie war wieder Witwe.

    So kam es zur dritten Ehe von Barbara mit Stefan Steinherr, auch er ein Bruder ihres ersten Mannes. Nacheinander hat Barbara Steinherr drei Brüder geheiratet. Eine Situation, die heute kaum vorstellbar ist. Aber es war schlicht eine Notwendigkeit. Wie hätte eine junge Frau alleine auf sich gestellt Hof und Kinder versorgen können. Und auch der Zweite Weltkrieg ging an der Familie nicht vorbei. Die drei Söhne wurden eingezogen. Man kann sich kaum vorstellen, was eine Mutter nach diesen Erlebnissen durchleiden musste, immer in der Furcht, dass wieder eine Schreckensnachricht kam. Doch diesmal blieb sie verschont. Alle drei kamen zurück in die Heimat.

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