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Affing: 1000 Lichter für die Westumfahrung: Affinger stehen hinter Projekt

Affing

1000 Lichter für die Westumfahrung: Affinger stehen hinter Projekt

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    Ein Lichtermeer und Transparente: Bürger aus der ganzen Gemeinde Affing demonstrierten vor der Gemeinderatssitzung, wie sehr sie weiterhin hinter der geplanten Westumfahrung stehen.
    Ein Lichtermeer und Transparente: Bürger aus der ganzen Gemeinde Affing demonstrierten vor der Gemeinderatssitzung, wie sehr sie weiterhin hinter der geplanten Westumfahrung stehen. Foto: Carmen Jung

    Ein Lichtermeer flackert am Dienstagabend im Affinger Schulhof. Teelichter leuchten aus Brotzeittüten und bilden am Boden einen Weg zur Eingangstür der Mehrzweckhalle. Die malerische Szenerie hat weihnachtliche Ausstrahlung. Doch es geht um eine knallharte Botschaft. "Tausende Fahrzeuge täglich - unerträglich! Umgehung jetzt!", ist auf einem meterlangen Transparent zu lesen, das drei dick eingemummelte Menschen halten. Auf einem anderen steht: "Gestank + Lärm: Körperverletzung."

    Die Interessengemeinschaft Ortsumfahrung Affing (IGOA) hat ihre Ankündigung wahr gemacht und demonstriert vor der Sitzung des Gemeinderates, dass die Bürger nach wie vor hinter dem auf 16 Millionen Euro geschätzten Straßenbauprojekt für den Ortsteil Mühlhausen stehen. Um nicht in einen Konflikt mit den Corona-Beschränkungen zu geraten, beschränkte sie die Zahl der Demonstranten. Mit den Kerzenlichtern will die IGOA die Zahl der Unterstützer deutlich machen. Sie hatte die Bürger aufgerufen, sich dafür anzumelden. Sechs Helfer nahmen Anrufe, E-Mails oder Nachrichten über soziale Medien entgegen. Am Ende waren es über 1000, wie Sylvia Baldauf-Patrick stolz erzählt. Albert Gutmann ergänzt: "In nicht mal 14 Tagen." Die Nachfrage sei sehr groß gewesen, freut sich auch Helmut Merwald.

    Nur gut 20 Menschen waren vor Ort, jedes Kerzenlicht symbolisierte weitere Unterstützer. Die Initiatoren sprachen von über 1000 Lichtern.
    Nur gut 20 Menschen waren vor Ort, jedes Kerzenlicht symbolisierte weitere Unterstützer. Die Initiatoren sprachen von über 1000 Lichtern. Foto: Carmen Jung

    Auch Gebenhofener unterstützen die Lichter-Demo für die Westumfahrung

    Baldauf-Patrick hat festgestellt, dass viele Leute aus der ganzen Gemeinde froh seien, "dass mal jemand was macht". Die IGOA-Vertreter schätzen, dass nicht die große Mehrheit der Unterstützer aus dem verkehrsgeplagten Ortsteil mit den zwei Staatsstraßen kommt. Die Kerzenlichter stünden auch für viele Menschen in Affing, Haunswies oder Aulzhausen und sogar in Gebenhofen, wo viele Gegner leben. Auch Menschen, die im Gewerbegebiet in Mühlhausen ihr Geld verdienen, haben sich angeschlossen und welche, die im neuen Baugebiet "Am Weberanger" ein Häuschen bauen möchten.

    Das knappe Votum des Rats für die Westumfahrung rüttelt die Bürger auf

    Rund 25 Helfer haben sich schon um 17.30 Uhr im Schulhof getroffen, um die vielen Lichter anzuzünden. Eine von ihnen ist Genovefa Egger aus Affing. Sie stehe auch für Mühlhausen, sagt sei. Das Chaos dort jeden Morgen sei unzumutbar. Es sei wichtig, ein Zeichen zu setzen, "dass wir die Umgehung brauchen". Das Gemeinderatsvotum Ende September hat nicht nur sie aufgerüttelt. Zwar entschied das Gremium damals, an dem Projekt festzuhalten. Der Beschluss fiel aber mit 11:10 Stimmen denkbar knapp aus. Es beschäftigt viele Bürger, dass neben den klassischen Gegnern aus Anwalting und Gebenhofen auch Räte aus Affing, Haunswies und Aulzhausen gegen die Westumfahrung gestimmt haben.

    Gerade ihnen gilt die Aktion. In einer Pressemitteilung fordert die Interessengemeinschaft eine "deutliche Unterstützung des Gemeinderates". Jedes Licht stehe für Hoffnung, es gehe um "Lebensqualität, um Gesundheit, um Sicherheit um unsere Kinder" und darum, ernst genommen zu werden. Die Umgehung sei möglich, "wenn man sich endlich solidarisch zeigt". Mit den Lichtern haben die Helfer am Boden einen Weg gebaut, den Besucher und Gemeinderäte durchschreiten sollen, um zur Mehrzweckhalle zu gelangen. Als sie feststellen, dass sich der Gemeinderat schon wegen eines Ortstermins in der Schule befindet, sind viele enttäuscht. Kurz vor Sitzungsbeginn aber gehen die allermeisten Räte doch noch den Weg durch den Lichterparcours. Manfred Klostermeier und Gerhard Faltermeier aus Mühlhausen zollen dem Lichtermeer Beifall. Andere begutachten es still.

    Besucher und Gemeinderäte wurden an den Plakaten vorbeigeleitet. Hier gehen gerade Matthias Brandmeir links und Markus Heidenreich an Mit-Initiatorin Sylvia Baldauf-Patrick vorbei.
    Besucher und Gemeinderäte wurden an den Plakaten vorbeigeleitet. Hier gehen gerade Matthias Brandmeir links und Markus Heidenreich an Mit-Initiatorin Sylvia Baldauf-Patrick vorbei. Foto: Carmen Jung

    Gemeinderat Markus Heidenreich aus Aulzhausen etwa, der im September gegen die Fortführung der Planung gestimmt hatte. Auf Nachfrage zeigt er sich beeindruckt. "Sehr schön, gelungen", kommentiert er die Aktion. Dass jede Kerze für einen Namen steht, "das wird schon so sein." Allerdings bezeichnet er den Zeitpunkt als "total überflüssig, weil die Entscheidung schon getroffen ist". Das Projekt laufe ganz normal weiter. So sieht es auch Carlos Waldmann, von dem ebenfalls eine der zehn Gegenstimmen stammt. "Ich verstehe den Aufwand nicht, es läuft ja", sagt er.

    Der nächste Schritt auf dem Weg zur Genehmigung der Westumfahrung

    Sylvia Baldauf-Patrick hat ein Gegenargument: Die Bürger wollten den Gemeinderäten den Rücken stärken, die zur Westumfahrung stehen. Dass nicht alle Räte vorbeikommen, enttäuscht sie. Was sie nicht weiß: Das Gremium ist an dem Abend nicht vollzählig. Es fehlen Fabian Lechner und Paul Moll - und Bürgermeister Markus Winklhofer. Dass ausgerechnet seine Stellvertreterin Christine Schmid-Mägele, die die Sitzung an dem Abend leitete, nicht bei den Demonstranten auftauchte, bezeichnet Baldauf-Patrick im Nachgang als "respektlos uns gegenüber". Das mache sie alle fassungslos.

    In der Sitzung ist die Demonstration kein Thema. Die Westumfahrung schon. Verwaltungsleiter Bernhard Frank informiert darüber, dass die Regierung von Schwaben einen Erörterungstermin in den Osterferien 2021 plane. Dabei werden die 100 Einwendungen gegen das Projekt behandelt. Das ist der nächste Schritt auf dem Weg zu einer Genehmigung.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Westumfahrung: Die Bürger sind aufgewacht

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