Stellen Sie sich vor, die Polizei bittet Sie zum Verhör. In die Dunkelkammer der örtlichen Amtsstube. Das Tischlampen-Licht einer alten 60-Watt-Birne blendet Ihre Augen und in Gedanken blättern Sie schon verschwitzt im Register ihrer jüngsten Sünden (Knöllchen-Mahnungen ignoriert? Den Nachbarn etwas zu laut beschimpft?), ja Sie fürchten Schlimmstes. Und dann raunt der Wachtmeister: „Sagen Sie jetzt die Wahrheit ... was halten Sie von ... meinem Parfum?“ Klingt absurd. Ist es auch – aber doch gar nicht so fern von den Fragen, mit denen sich Bayerns Polizei jetzt befasst. Firma Freund und Helfer ermittelt aktuell in eigener Sache, in Fällen von Stil und Mode.
Die Polizei Oberbayern fragt: Was denkt Ihr über unser Erscheinungsbild?
„Tätowierungen, eine ausgefallene Frisur, ein Vollbart? Was denkt Ihr über unser Erscheinungsbild?“, twittert die Polizei Oberbayern und verlinkt zu einer Umfrage für die zu schützende Bevölkerung. Investigiert wird: Wie wichtig ist Ihnen eine ordentliche Uniform? Irokesen-Schnitt und Piercings am Polizisten, kann das heute noch als Stilverbrechen gelten? Unter Beobachtung und Befragung steht zudem „intensives Parfüm oder Rasierwasser“ (– was ja nicht nur bei Polizisten als kriminell eingestuft werden sollte).
Aber nein, hier geht es nicht um Laufsteg- und Werbe-Tauglichkeit, sondern um einen respektfördernden, zeitgemäßen Aufritt. Bisher galt strikte Ordnung für Ordnungshüter von Schuh bis Scheitel. Bei Bayerns Polizisten „dürfen Länge und Fülle der Haare den Sitz der Kopfbedeckung nicht beeinträchtigen“, sagt eine Regel – glücklich, wer da sein Haar immer offen tragen kann, wie einst Kojak. Doch die Debatte ist nun eröffnet. Weht da ein Hauch von Germanys Next Top Cop durch die Behörden?