Mit diesem glänzenden Start in die Qualifikation in Markkleeberg hatten die Augsburger Slalomkanuten Noah und Samuel Hegge nicht unbedingt gerechnet. Doch die Brüder vom Verein Kanu Schwaben Augsburg brachten am ersten von zwei Wettkampftagen auf dem gewöhnungsbedürftig braunen Wildwasser in Sachsen zwei so hervorragende Läufe ins Ziel, dass sie mit Rang zwei für Noah und Rang drei für Samuel weiterhin beste Chancen auf einen Platz im deutschen Kajak-Nationalteam haben.
Vor allem für Samuel Hegge war das überraschend, denn in seiner bisherigen Karriere gelang es ihm eher selten, so schnell und erfolgreich in einen Wettkampf hinein zu finden. "Dass ich gleich am ersten Tag mit einem Top-Drei-Ergebnis gestartet bin, macht mich happy", sagte der 28-Jährige, der mit dem Gewinn des Deutschen Meistertitel im Kajak Einer im vergangenen Jahr schon ein Ausrufezeichen gesetzt hatte. Den familiären Erfolg komplettierte sein fünf Jahre jüngerer Bruder Noah, während der dritte Bruder, Jonas, in Markkleeberg als Zuschauer die Daumen drückte.
Am nächsten Wochenende wird die Kanu-Qualifikation auf dem Augsburger Eiskanal fortgesetzt
Der Kanuslalom verbindet das Trio schon seit der Kindheit. "Ohne meine Brüder wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin", betont Noah Hegge, der im vergangenen Jahr bei der WM in Augsburg Team-Weltmeister im Kajak geworden ist, "sie helfen mir sehr sehr viel. Wir geben uns ein sehr ehrliches Feedback, was sonst im Sport oft fehlt". Nun hofft er, dass Samuel und er die Qualifikation erfolgreich fortführen können. "Es ist immer schon unser großes Ziel, dass Samuel und ich gemeinsam ins Nationalteam kommen. Das hatten wir früher im Juniorenbereich schon. Und es wäre auch jetzt schön, eine internationale Saison gemeinsam zu bestreiten", sagt Noah Hegge. Allerdings stehen noch drei Rennen aus (eines in Markkleeberg und zwei am nächsten Wochenende auf dem Augsburger Eiskanal), bevor endgültig feststeht, ob es die Brüder Hegge tatsächlich schaffen, gleich zwei von drei Plätzen im Nationalteam zu belegen.
Hannes Aigner, der Kajak-Weltmeister von 2018 muss sich nach Platz vier noch steigern
Große Konkurrenz ist vom ebenfalls in Augsburg lebenden und trainierenden Stefan Hengst (KR Hamm) zu erwarten, der das erste Rennen im K1 in einer überragenden Zeit von 90.4 Sekunden gewann und der mit Noah Hegge schon 2022 im Nationalteam war. Nicht ganz so gut lief es hingegen für Hannes Aigner, den K1-Weltmeister von 2018, vom Augsburger Kajak Verein (AKV). Aigner kam am ersten Wettkampftag in Markkleeberg als Vierter in Ziel, was zwar nicht sämtliche Hoffnungen auf eine erfolgreiche Qualifikation zunichte machte, ihn aber nun dem Druck aussetzt, in den verbleibenden drei Läufen Top-Ergebnisse bringen zu müssen. "Mit vier Punkten, die ich nun aufs Konto bekomme, ist noch nichts verloren, aber es gibt drei andere, die bessere Startpositionen haben. Es ist nicht das, was ich mir erhofft hatte, aber auch noch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken", sagte der Bronzemedaillen-Gewinner von Tokio, der es schon so oft geschafft hat, mit seiner Erfahrung und Ruhe nach Rückschlägen umso stärker zurückzukommen.
Augsburger Kanutin Elena Lilik gewinnt Quali-Rennen im Canadier und im Kajak Einer
Auch in den anderen Bootsklassen zeigten die Aktiven aus Augsburg ihr Leistungsvermögen. Allen voran Elena Lilik von Kanu Schwaben Augsburg, die im Canadier Einer der Frauen unangefochten den Sieg herausfuhr. Nicht einmal die amtierende Weltmeisterin Andrea Herzog aus Leipzig kam auf ihrer Heimstrecke an Lilik vorbei. Zu souverän zog Lilik ihren Finallauf um die Stangen, auch wenn sie selbst danach noch Verbesserungsbedarf sah. So analysierte sie sofort mit ihrem Vater und DKV-Trainer Thomas Apel den C1-Lauf, bevor sie direkt in ihre zweite Disziplin startete, den Kajak Einer der Frauen.
Auch da hatte die Augsburgerin trotz der Doppelbelastung am Ende die Nase vorn. Allerdings verwies sie ihre deutsche Teamkollegin, die amtierende Weltmeisterin und Olympiasiegerin Ricarda Funk (Bad Kreuznach), nur mit dem hauchdünnen Vorsprung eines Wimperschlags von 0,06 Sekunden auf Rang zwei. Platz drei ging an Jasmin Schornberg (KR Hamm). Nach den vier kräftezehrenden Läufen des Tages war Lilik allerdings ziemlich erledigt. "Ich bin richtig fertig, aber auch sehr sehr glücklich", gestand die 24-Jährige, "ein Sieg ist das Wertvollste, was man in einer Quali haben kann." Und um für den nächsten Wettkampftag wieder schnell zu Kräften zu kommen, wünschte sie sich neben dem Ausruhen nur noch eins: "Nudeln zum Abendessen".
Für Canadier-Sieger Sideris Tasiadis gibt´s Spaghetti Bolognese
Da lag sie auf einer Wellenlänge mit ihrem Vereinskollegen Sideris Tasiadis, dem Canadier-Weltmeister aus Augsburg. Der wünschte sich nach seinen beiden Erfolgsläufen in Markkleeberg erst einmal Spaghetti Bolognese zur Stärkung. Zuvor hatte er einmal mehr eindrücklich seine Favoritenrolle in dieser Disziplin unter Beweis gestellt und dem restlichen Feld eine klare Kampfansage gemacht. Seine Bestzeit von 95.99 Sekunden im Halbfinale baute Tasiadis im Finale noch auf 95,91 aus, obwohl er da sogar zwei Strafsekunden kassierte. "Ich hatte an Tor sieben zu früh mit der Rückwärtsbewegung begonnen. Ich dachte, das passt perfekt, aber es war doch zehn Zentimeter zu früh", musste sich Tasiadis einen klitzekleinen Fehler eingestehen.
Dann aber absolvierte er den Rest der Strecke mit einer solchen Souveränität, dass er noch 1,38 Sekunden Vorsprung auf den zweitplatzierten Franz Anton (KC Leipzig) und 3.12 Sekunden auf den Drittplatzierten Timo Trummer (KV Zeitz) herausfuhr. "Super, wenn die Quali so startet. Es ist für mich der erste Wettkampf nach der WM und nach der Winterpause. Da sieht man, dass das, was ich gemacht habe, nicht ganz so verkehrt ist. Für mich ist das der Weg, der sich für mich etabliert hat", ist der 32-Jährige mehr als zufrieden mit seinem souveränen Saisonauftakt.
Kanupark Markkleeberg kämpft mit hohen Kosten für die Pumpen und braun gefärbtem Wasser
Am Sonntag paddeln alle Aktigen in Durchgang zwei dann erneut in den braunen Fluten des Kanuparks Markkleeberg. Als Folge des ehemaligen Braunkohleabbaus in der Region um Leipzig herum, kämpft das neben Augsburg zweite große Kanuslalom-Leistungszentrum in Deutschland seit über einem Jahr mit der unangenehmen Verfärbung des Wassers aufgrund von eisenhaltigen Bodensedimenten.
Diese werden durch das elektrische Pumpensystem, das Energiekosten von derzeit 1200 Euro pro Stunde erzeugt, aufgewirbelt. Dadurch erhält der Kanal je nach Lichteinfall seine rot-braune Verfärbung. Eine gesundheitliche Gefährdung stellt das Wasser nach offiziellen Angaben nicht dar. Allerdings schmecke es deutlich nach Eisen, sagen die Kanuten und Kanutinnen und freuen sich darauf, am nächsten Wochenende beim dritten und vierten Lauf der Qualifikation in Augsburg wieder klares Wasser unter dem Kiel zu haben.