In Deutschland leben rund 78.000 Menschen mit dem Aidserreger HIV und damit etwas mehr als im Vorjahr. 14 000 von ihnen wissen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) gar nichts davon. Diese Zahl sei ein Schätzwert. Die Wissenschaftler berechnen sie unter anderem aus der Zahl der Neudiagnosen. Zwischen Infektion und Diagnose liegen manchmal viele Jahre, in denen die Betroffenen das Virus unbemerkt in sich tragen.
3400 neue HIV-Infektionen in 2012
Im gesamten Jahr 2012 gebe es in Deutschland schätzungsweise 3400 neue Infektionen, teilte das Institut am Montag im Vorfeld des Welt-Aids-Tages (1.12.) weiter mit. Im Vorjahr seien es 3300 gewesen. In den vergangenen Jahren wurde die Gruppe der in Deutschland mit HIV lebenden Menschen stetig größer. Das liegt laut RKI daran, dass die Zahl der Todesfälle wegen der immer wirksameren Therapien durchschnittlich niedriger ist als die der Neuinfektionen. 2012 starben in Deutschland etwa 550 Menschen an Aids.
Tausende HIV-Infizierte erhalten eine Therapie
Etwa 50.000 Menschen bekommen in Deutschland eine HIV-Therapie. Die übrigen 14 000 Infizierten, die nicht therapiert werden, ließen sich in zwei Gruppen aufteilen: Einige seien noch nicht behandlungsbedürftig, sagt Osamah Hamouda vom RKI.
HIV und Aids weltweit: Zahlen und Fakten
Dank moderner Medikamente (antivirale Therapien) überleben weltweit immer mehr Menschen trotz der Immunschwächekrankheit HIV/AIDS.
Regionen: HIV/AIDS grassiert weiterhin mit großem Abstand am häufigsten in Afrika südlich der Sahara. Hier leben 23,5 Millionen Menschen mit HIV, darunter auch 3,1 Millionen Kinder. Das sind 90 Prozent aller Kinder, die weltweit infiziert sind. In Süd- und Südostasien haben rund 4,2 Millionen Menschen HIV. Weiter angespannt ist die Lage auch in Osteuropa und Zentralasien mit 1,5 Millionen HIV-Patienten. In der Russischen Föderation stiegen die erfassten Fälle zwischen 2005 und 2010 von rund 39.000 auf 62.500.
Den größten Fortschritt bei der Versorgung mit Medikamenten gab es in Afrika südlich der Sahara - der Anteil stieg innerhalb eines Jahres von 37 auf 56 Prozent. Weltweit bekommt nun rund die Hälfte aller geeigneten Patienten antivirale Therapien. Der Zugang hängt aber immer von der Region ab: In Osteuropa und Zentralasien erhalten zum Beispiel weniger als ein Viertel der HIV-Patienten Medikamente. Als Folge starben dort 2011 rund 90.000 Menschen an AIDS. 2001 waren es 15.000.
Geschlecht: HIV/AIDS ist weltweit die Haupttodesursache für Frauen im gebärfähigen Alter. 63 Prozent aller jungen Erwachsenen, die mit HIV leben, sind Frauen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein Hauptgrund für die Infektion ist Unwissenheit. Nur ein Viertel der jungen Frauen und rund ein Drittel der jungen Männer in diesen Ländern konnten Fragen zur HIV-Prävention und -Übertragung korrekt beantworten.
Alter: Das größte Risiko für HIV-Infektionen ist die Jugend. Jeden Tag stecken sich weltweit rund 2400 junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren mit HIV an - 2011 waren es insgesamt rund 890.000. 4,9 Millionen junge Leute leben mit der Krankheit, davon 75 Prozent in Afrika südlich der Sahara.
Erst ab einem bestimmten Schweregrad der Infektion sei eine Therapie wirkungsvoll. Andere wollten sich aus persönlichen Gründen nicht behandeln lassen. Ein Grund dafür seien die teils schweren Nebenwirkungen der Therapie.
Mehrheit der HIV-Infizierten sind Männer
Rund zwei Drittel (51 000) der mit HIV lebenden Menschen in Deutschland sind Männer, die Sex mit Männern haben. Sie stellen somit weiterhin die größte betroffene Gruppe in Deutschland dar.
Aids-Stiftung warnt vor gesellschaftlichen Folgen für HIV-Infizierte
Angesichts der neuen Zahlen weist die Deutsche Aids-Stiftung darauf hin, dass mit HIV infizierte Menschen vom sozialen und materiellen Abstieg bedroht seien. Eine Therapie könne ihre Lebenszeit um Jahrzehnte verlängern.
Die Deutsche Aids-Hilfe fordert, dass Krankenkassen die Kosten für regelmäßige Checks auf alle sexuell übertragbaren Krankheiten übernehmen. Bislang sei das nur dann der Fall, wenn es bereits erste Anzeichen für eine Erkrankung gebe. Solche regelmäßigen Checks seien auch sinnvoll, weil einige dieser Krankheiten auch die HIV-Infektion begünstigen. dpa