Patienten mit einem hohen Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall sollen darauf achten, dass der Blutdruck nicht zu hoch steigt. Aber den Blutdruck möglichst weit zu senken, ist keine gute medizinische Empfehlung. Eine Studie, die Anfang April im Fachmagazin "The Lancet" veröffentlicht wurde, weist auf die gesundheitlichen Risiken hin.
Niedriger Blutdruck als Gesundheitsrisiko
Die Forscher halten die bisherigen Blutdruck-Empfehlungen für gesundheitsgefährdend. Denn manche Menschen profitieren davon, den Blutdruck möglichst niedrig zu halten - für andere kann das gefährlich werden. Für ihre Studie nutzten die Forscher die Daten von fast 31.000 Patienten aus 40 Ländern, die 55 Jahre und älter waren und ein hohes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten. 70 Prozent der Teilnehmer litten an Bluthochdruck und wurden medikamentös behandelt.
Das Herz gesund halten - So geht's
Das Herz braucht Bewegung - denn Sport senkt die Blutfettwerte und erweitert die Gefäße.
Die Deutsche Herzstiftung rät deshalb, zwei bis drei Mal pro Woche Sport zu treiben.
"Es reicht aber nicht, nur zum Yoga zu gehen", sagt Prof. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.
"Yoga kann man zusätzlich machen, aber wichtig fürs Herz ist Ausdauersport".
Sinnvoll seien Joggen, Fahrrad fahren oder auch Walken zum Beispiel.
Über 56 Monate beobachteten die Wissenschaftler deren Blutdruckwerte und analysierten, wie viele einen Herzinfarkt erlitten, wie viele wegen Herzversagen ins Krankenhaus eingeliefert wurden und wie viele starben.
Forscher: Zu niedriger Blutdruck erhöht Sterblichkeit um 28 Prozent
Wissenswertes zu Bluthochdruck
Bluthochdruck (Hypertonie) ist Risikofaktor Nummer eins für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen wiederum sind für die meisten Todesfälle verantwortlich.
Etwa 20 bis 30 Millionen Bundesbürger haben Bluthochdruck.
Im Alter über 65 Jahre ist jeder Zweite davon betroffen.
Nur etwa jeder Zweite weiß von seiner Krankheit.
Nur etwa die Hälfte derjenigen, die von ihrem Bluthochdruck wissen, lässt sich behandeln.
Etwa die Hälfte der Behandelten hat durch die Therapie gute Blutdruckwerte.
Weltweit hat etwa ein Viertel der Bevölkerung einen zu hohen Blutdruck.
Bis zum Jahr 2025 rechnen Experten mit einem Anstieg auf 29 Prozent.
Alle Länder der Welt sind nahezu gleich betroffen; in manchen Ländern werden allerdings nur zehn Prozent der Hypertoniker erfolgreich behandelt. (AZ)
Das Ergebnis: Bei den Patienten, die einen systolischen Blutdruck unter 120 mmHg (Anmerkung: Einheit zur Messung des Druckes) erreichten, hatten ein 14 Prozent höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme. Die Sterblichkeit stieg sogar um 28 Prozent an. Nur bei Patienten mit einen Blutdruck zwischen 120 und 140 mmHg hatte die Senkung des Blutdrucks positive Auswirkungen. Für die Forscher beweist das Ergebnis der Studie, dass ein möglichst niedriger Blutdruck nicht unbedingt das Ziel für Patienten mit hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein sollte.
Auch frühere Studien haben bereits auf die Risiken von zu niedrigem Blutdruck hingewiesen. So wollen Forscher des Erasmus Medical Centre in den Niederlanden herausgefunden haben, dass ein plötzlich abfallender Blutdruck, wie zum Beispiel direkt nach dem Aufstehen durch Schwindel signalisiert, das Risiko für Demenz erhöht. Dieser plötzlich abfallende Blutdruck wird auch orthostatische Hypotonie genannt. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Forscher im Fachblatt "PLoS Medecine".
Zusammenhang zwischen niedrigem Blutdruck und Demenz-Risiko
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass auch ein kurzzeitiger und minimaler Sauerstoffmangel, der im Zuge der orthostatischen Hypotonie entsteht, langfristig schädliche Auswirkungen auf unser Gehirn haben kann. Zwar betonen die Forscher, dass trotz der Studie keine unbedingte Kausalität zwischen dem plötzlich abfallenden Blutdruck und der Entstehung von Demenz entsteht. Dennoch beweise die Studie ein höheres Risiko für Demenz. ls
Lesen Sie auch:
Bluthochdruck in Deutschland: Fast jeder Dritte ist betroffen
Koronare Herzkrankheit: Troponin soll bei der Früherkennung helfen
Graue Schläfen als Infarktvorbote?