Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Personalisierte Medikamente: Vorab-Gentest: Sind individualisierte Arzneimittel sinnvoll?

Personalisierte Medikamente

Vorab-Gentest: Sind individualisierte Arzneimittel sinnvoll?

    • |
    • |
    Personalisierte beziehungsweise indivualisierte Arzneimittel werden immer beliebter. Doch was bringt ein Vorab-Test? Die Kassen sind skeptisch.
    Personalisierte beziehungsweise indivualisierte Arzneimittel werden immer beliebter. Doch was bringt ein Vorab-Test? Die Kassen sind skeptisch. Foto: Matthias Hiekel (dpa)

    Ein für den Einzelnen maßgeschneidertes Medikament bleibt Science-Fiction. Aber wenn verschiedene Arzneimittel von der Stange zur Auswahl stehen, kommen immer häufiger Vorab-Tests zum Einsatz. Laut Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) werden derzeit 30 bis 40 Medikamente personalisiert eingesetzt. Solche Tests können theoretisch drei Arten von Prognosen liefern: wie gut das Medikament bei einem Patienten wirkt, wie gut er es verträgt und wie es am besten dosiert wird.

    Personalisierte Arzneimitteltherapie gegen Lungenkrebs

    Beispiel Lungenkrebs: Gezielt wirkende Medikamente kommen im fortgeschrittenen Stadium nur für 15 Prozent der Patienten infrage. Beispiel HIV: Ein Medikament hat bei 3 Prozent der damit Behandelten lebensgefährliche Nebenwirkungen. Für beide Präparate gibt es einen Gentest, der das vor der Therapie abklärt. "Personalisierte Arzneimitteltherapie" heißt das Schlagwort, das viele für einen zukunftsweisenden Weg halten. Zweifel aber bleiben: Der Nutzen sei nicht bewiesen, sagen die Kassen.

    Personalisierte Medikamente sollen bei der Tumortherapie helfen

    Die meisten personalisierten Medikamente gibt es laut vfa in der Tumortherapie. "Grundsätzlich halten wir sehr viel davon", sagt Prof. Bernhard Wörmann, Medizinischer Leiter der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Für einige Krebsmedikamente seien solche Tests sogar in der Zulassung vorgeschrieben: Sie dürfen nur verordnet werden, wenn ein bestimmtes Zellmerkmal vorhanden ist.

    Alte Medikamente? Darauf sollten Sie achten

    Tinkturen, Tropfen, Säfte: Einmal angebrochen, verderben flüssige Zubereitungen meist relativ schnell. Notieren Sie das Anbruchsdatum und benutzen Sie das Mittel nur innerhalb der Frist, die auf dem Beipackzettel ("nach Anbruch verwendbar") angegeben ist. Alte Hustensäfte sollte man entsorgen, weil sie bedenkliche Stoffe und Bakterien enthalten können. Hände weg von abgelaufenen Augentropfen! Sie können verkeimt sein.

    Nasensprays: Sollten aus hygienischen Gründen nur von einem Familienmitglied verwendet werden (auf der Packung notieren). Sie sind nach Anbruch nur wenige Monate haltbar.

    Antibiotika: Angebrochene Packungen nur nach Rücksprache mit dem Arzt verwenden. Sonst kann es zu Resistenzen kommen - das heißt, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Angerührte antibiotische Säfte für Kinder gehören in den Kühlschrank und sind nur wenige Tage haltbar.

    Salben und Cremes: Wenn sie ranzig riechen, verfärbt sind oder sich ölige Tröpfchen gebildet haben, gehören sie in den Abfall. Ansonsten sind Salben, die kein Wasser enthalten, jedoch relativ lange haltbar. Dennoch sollte man vor allem Augensalben und -cremes wegen Infektionsgefahr nicht mehr nach dem Ablaufdatum verwenden.

    Tabletten und Kapseln: Trocken, kühl und luftdicht gelagert, können sich Tabletten zum Teil jahrelang halten. Wenn sie bröselig oder fleckig sind, sollte man sie wegwerfen. Acetylsalicylsäure-Tabletten ("Aspirin"), die nach Essig riechen, haben mit Feuchtigkeit reagiert und sollten entsorgt werden. Giftig sind sie aber nicht.

    Individualisierte Medizin sei eines der vielversprechendsten Felder der Gesundheitsforschung, sagte Bundesforschungsministerium Johanna Wanka bei der Vorstellung eines Aktionsplans im vergangenen Jahr. Bis 2016 will das Ministerium bis zu 100 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung auf diesem Gebiet stecken.

    Vorab-Tests bei HIV- und  Krebsmedikamenten

    "Es geht darum, dass nur die Patienten das Präparat bekommen, denen es auch wirklich hilft", sagt Wörmann. Allerdings gebe es solche Tests erst für weniger als 20 von weit über 100 Krebsmedikamenten. Mehr hielte er für wünschenswert, aber nicht alle Wirkmechanismen seien dafür gleich gut dafür geeignet.

    Neuestes Produkt ist ein Test, "der Ärzten und Patienten bei der Entscheidung hilft, welches von 16 möglichen Antidepressiva am effektivsten wirkt", wie Stadapharm-Geschäftsführer Lothar Guske erklärt. Die Kosten für einen solchen Test - rund 400 Euro - muss der Patient selbst tragen. Tests, die eine teure, aber vielleicht unnötige Krebstherapie verhindern, zahlen Krankenkassen hingegen in der Regel.

    Indivualisierte Arzneimittel: DNA-Tests zur Brustkrebs-Behandlung

    Einer der Arzneimittelhersteller, die auf diesem Feld aktiv sind, ist die in Bad Vilbel ansässige Stada AG. Sie arbeitet dafür mit dem Frankfurter Biotechnologieunternehmen Humatrix zusammen. Zusammen vertreiben sie DNA-Tests zur Nachbehandlung von Brustkrebs, bei zu hohem Cholesterinspiegel sowie für Patienten mit erhöhtem Herzinfarkt- und Thromboserisiko.

    Personalisierte Arzneimittel: Kassen haben Zweifel

    Die Kassen haben grundsätzliche Zweifel: Dass solche Tests die Behandlungsqualität wirklich verbessern, sei noch nicht bewiesen. Die bisher vorliegenden Daten zum Nutzen "bleiben insgesamt hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück", heißt es in einem Grundsatzpapier des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen. Manchmal kämen zwei Tests bei ein und der selben Tumorprobe gar zu unterschiedlichen Ergebnissen. (AZ/dpa)

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden