Es bleibt dabei: Krebs ist hierzulande nach wie vor die gefürchtetste Krankheit. Zwei von drei Deutschen haben Angst vor einem Tumorleiden, wie eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK ergeben hat. Zugleich aber sorgen sich immer mehr Deutsche, eines Tages an einer Demenz zu erkranken – gerade ältere Menschen. In Bayern ist diese Angst in der Altersgruppe der über 60-Jährigen inzwischen sogar noch größer als die Angst vor Krebs.
Im Vergleich zum Vorjahr sei in Bayern die Furcht vor einer Demenz bei den 45- bis 59-Jährigen von 47 auf 58 Prozent gestiegen, teilt die DAK mit, bei den über 60-Jährigen von 56 auf 64 Prozent. Gefürchtet ist die Demenz den Angaben zufolge vor allem, weil sie jeden treffen kann, weil sie unheilbar ist – und weil sie nicht selten zu Pflegebedürftigkeit führt.
Keine andere Krankheit hat so ein Stigma wie Krebs
Krebs aber bereitet auch den Bayern weiterhin die größten Sorgen, 69 Prozent fürchten ihn. Auf den Plätzen drei, vier und fünf der gefürchtetsten Krankheiten folgen Unfälle mit schweren Verletzungen, Schlaganfall und Herzinfarkt. Die verbreitete Zuckerkrankheit (Diabetes) dagegen rangiert auf Rang neun; nur jeder Fünfte hat Angst, daran zu erkranken.
Für den Präsidenten der Bayerischen Krebsgesellschaft und früheren langjährigen Onkologie-Chefarzt am Augsburger Klinikum, Professor Günter Schlimok, ist das Befragungsergebnis keine Überraschung. Selbst Tumorpatienten mit relativ guter Prognose ängstige ihr Leiden wesentlich mehr als Diabetiker in weit fortgeschrittenen Krankheitsstadien – obwohl deren Prognose deutlich schlechter sei, erklärt er. „Das ist ein Riesenunterschied im Empfinden“, so Schlimok gegenüber unserer Zeitung. Mehr als alle anderen Krankheiten sei Krebs geprägt von dem Stigma, mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich zu sein, obwohl dies, „wenn man in die Statistiken schaut“, nicht richtig sei: „Über alle Erkrankungsstadien betrachtet überleben heute mehr als 50 Prozent der Patienten.“
Nur drei Prozent machen gar nichts zur Vorbeugung von Krankheiten
Wird die Angst vor Krebs also weniger werden? Die Forsa-Umfrage zeigt eine Tendenz dazu, und auch Schlimok glaubt, dass dies der Fall sein wird. Denn: „Krebs ist heute kein solches Tabu mehr wie noch vor zwanzig oder dreißig Jahren“, sagt er. Menschen mit der Erkrankung, darunter viele Prominente, outeten sich heutzutage, und allein dieser offenere Umgang mit der Erkrankung, so Schlimoks Einschätzung, werde die Angst reduzieren. Zudem werde die Prognose bei Tumorleiden besser, auch wenn Tumoren in einer älter werdenden Bevölkerung nicht seltener würden.
Ein positives Ergebnis hat die Umfrage auch erbracht: Neun von zehn Bayern schätzen ihren Gesundheitszustand als sehr gut oder eher gut ein. Und nur drei Prozent erklären, gar nichts zur Vorbeugung von Erkrankungen zu tun.