Eine Studie in Bayern soll auf die Situation vieler Flüchtlingskinder in Deutschland aufmerksam machen. 100 syrische Kinder in der Bayernkaserne in München sind untersucht worden. Dabei wurde nicht nur die körperliche Verfassung der Kinder analysiert, sondern auch auf die psychische Gesundheit der jungen Flüchtlinge geachtet. Dabei wurde festgestellt, dass ein Drittel der untersuchten Flüchtlingskinder psychisch belastet war. Jedes fünfte der untersuchten Kinder litt an einer posttraumatischen Belastungsstörung.
Viele Flüchtlinge leiden an posttraumatischer Belastungsstörung
Was bekommen Flüchtlinge?
Flüchtlinge erhalten gemäß Asylbewerberleistungsgesetz Mittel zur Sicherung ihres Existenzminimums. Wie viel Bargeld ein Flüchtling bekommt, hängt davon ab, wie lange er in Deutschland ist und welche Sachleistungen er in seiner Unterkunft erhält.
In den Erstaufnahmeeinrichtungen werden vorrangig Sachleistungen gewährt. Dinge des täglichen Bedarfs wie Essen oder Möbel werden dort meist zur Verfügung gestellt. Außerdem gibt es Bargeld für persönliche Bedürfnisse.
Alleinstehende erhalten 143 Euro im Monat. Erwachsene, die als Partner einen Haushalt teilen, bekommen je 129 Euro. Wer sonst noch im Haushalt lebt, kriegt 113 Euro. Für Kinder stehen Familien je nach Alter 85 bis 92 Euro zu.
Wenn Asylbewerber nicht mehr in Gemeinschaftsunterkünften des Landes untergebracht sind und damit in der Regel Essen und andere Sachleistungen wegfallen, gibt es mehr Bargeld.
Erwachsene Alleinstehende erhalten dann 216 Euro, Kinder oder weitere Haushaltsmitglieder 133 bis 194 Euro.
Hier gibt es allerdings etwas Spielraum: Anstelle der Geldleistungen können auch - "soweit es nach den Umständen erforderlich ist", wie es im Gesetz heißt - Wertgutscheine und Sachleistungen gewährt werden.
Zudem übernehmen die Behörden anfallende Wohnkosten. Auch bei Krankheit, Schwangerschaft oder Geburt erstattet der Staat die Kosten.
Ist ein Flüchtling länger als 15 Monate im Land, stehen ihm bei Bedürftigkeit Leistungen auf dem Niveau der Sozialhilfe zu. Damit erhält ein Alleinstehender etwa 392 Euro. Zudem werden seine Wohnkosten erstattet. (dpa)
Die Flüchtlingskinder wurden in München von muttersprachlichen Ärzten und Psychologen untersucht. In den zwei Sitzungen á drei Stunden, die jedes Kind bekam, wurde deutlich, dass Folter und Krieg in der Heimat und die oft monatelange Flucht bei vielen Kindern zu starken psychischen Belastungen geführt hat. "Gerade die posttraumatische Belastungsstörung ist eine große Herausforderung für uns", erklärte Volker Mall, Professor für Sozialpädiatrie an der Technischen Universität München.
Doch die Diskriminierung und soziale Isolation in Deutschland helfen den Flüchtlingskindern auch nicht, diese Belastungen loszuwerden. Es fehle an einer Willkommenskultur, betonte Mall. Kinder, die 200 Tage in einer Erstaufnahmeeinrichtung verbringen, haben zu wenig soziale Kontakte. Das verstärkt die psychische Belastung zusätzlich. Neben psychischen Problemen seien die Kinder oft auch körperlich erkrankt, stellt die Studie fest. Karies, fehlende Impfungen und Atemwegserkrankungen sind keine Seltenheit bei Flüchtlingskindern.
Flüchtlingskinder werden oft nicht ausreichend versorgt
Mall fordert, eine bessere Beratung für Flüchtlinge anzubieten. Sie sollen keine Komplikationen aufnehmen müssen, um Hilfe zu suchen, sondern schnell erfahren können, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden können. Gerade Flüchtlingskinder fallen laut Mall "an vielen Stellen durch die Netze". Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin beraten 3000 Ärzte über neue Therapiemöglichkeiten und Forschungsergebnisse. Auch sie werden sich mit der medizinischen Versorgung von Flüchtlingskindern auseinandersetzen. dpa/sh