Ein internationales Forschungsteam unter Leitung des Max-Planck-Instituts für Menschheitsgeschichte in Jena hat Genome des Pesterregers Yersinia pestis von verschiedenen Krankheitsausbrüchen aus mehreren Regionen Europas analysiert und verglichen. Dabei stellten die Wissenschaftler fest, dass ein einziger Stamm des Pestbakteriums für mehrere historische und neuzeitliche Pestepedemien verantwortlich ist, wie das Max-Planck-Institut in einer Pressemeldung bekannt gab.
Der Schwarze Tod: Die Pest brach immer wieder aus
Die Pest - "Schwarzer Tod" im Mittelalter, Gefahr bis heute
Die Infektionserkrankung Pest wird erstmals im 6. Jahrhundert im Mittelmeerraum nachgewiesen.
Der Erreger Yersinia pestis tötet allein in den folgenden 200 Jahren mehr als 25 Millionen Menschen.
Die Krankheit tritt in verschiedenen Formen auf: Die Beulenpest wird durch einen Floh, die Lungenpest wird mit der Atemluft von Mensch zu Mensch übertragen.
Folge der Infektion ist die Pestsepsis mit Verwirrtheit, Fieber, Lethargie, Nierenversagen, Milz- und Lebervergrößerungen.
Zwischen 1347 und 1352 sterben an der als «Schwarzer Tod» bekannten Pandemie in Europa zig Millionen Menschen.
1894 wird das Bakterium entdeckt.
Heutzutage sind bei früher Diagnose die Heilungschancen durch Antibiotika hoch.
Die Weltgesundheitsbehörde WHO zählt jährlich 1000 bis 2000 Pestfälle.
Der wohl verheerendste Ausbruch der Pest war der Schwarze Tod in den Jahren 1347-1351. Doch die Krankheit blieb noch für Jahrhunderte hinweg gefürchtet, bis ins 18. Jahrhundert kam es wiederholt zu Ausbrüchen. Während der Pesterreger auf dem europäischen Kontinent als ausgestorben gilt, existiert er noch in anderen Regionen der Welt. Um die Entwicklungsgeschichte der Pest näher zu untersuchen, wurden historische Genome von Yersinia pestis aus Barcelona, Ellwangen und Bolgar rekonstruiert.
Die historischen Genome aus dem 14. Jahrhundert in Spanien, dem späten 16. Jahrhundert in Süddeutschland und dem frühen 15. Jahrhundert in Russland wurden mit historischen und heutigen Erreger-Genomen der Pest verglichen. Die Forscher wollten so unterschiedliche Entwicklungsstufen des Bakterium im mittelalterlichen Europa ermitteln. Sie stellten fest, dass der Pesterreger Ende des 14. Jahrhunderts nach Russland gelangte und von dort aus nach China kam, wo Mitte des 19. Jahrhunderts die dritte weltweite Pestpandemie begann.
Auch heute existiert die Pest noch
Heute existieren in China verschiedene Stämme des Pesterregers. Doch noch die Abstammungslinie der Pest, die Jahrhunderte zuvor in Europa den Schwarzen Tod verursacht hatte, verließ Südostasien im späten 19. Jahrhundert und verbreitete sich über die ganze Welt. Andere Forschungsergebnisse legen nahe, dass Europa der mittelalterliche Hotspot der Pest war. Noch über Jahrhunderte nach Ende des Schwarzen Tods dürfte das Bakterium in Europa geblieben sein. Warum es schließlich verschwand, bleibt ungeklärt. sh