Startseite
Icon Pfeil nach unten
Geld & Leben
Icon Pfeil nach unten

Überraschender Fund: Urzeit-Haie hatten ihre Kinderstube im Süßwasser

Überraschender Fund

Urzeit-Haie hatten ihre Kinderstube im Süßwasser

    • |
    Entdeckung einer Hai-Kinderstube in Kirgistan wirft ganz neues Licht auf Fortpflanzung und Verhalten der Urzeit-Haie.
    Entdeckung einer Hai-Kinderstube in Kirgistan wirft ganz neues Licht auf Fortpflanzung und Verhalten der Urzeit-Haie. Foto: dpa

    Im Südwesten Kirgistans haben Paläontologen einen überraschenden Fund gemacht: Sie stießen auf eine 230 Millionen Jahre alte Haikapseln und winzige Haizähne - meilenweit von jedem Ozean entfernt. Sie seien ein erster Beleg dafür, dass sich die Haie damals offenbar im Süßwasser aufhielten und dort ihre Jungen aufzogen, berichten die Forscher im Fachmagazin "Journal of Vertebrate Paleontology". "Das steht in starkem Kontrast zu allen modernen eierlegenden Haien, die sich nur im Meer fortpflanzen", sagt Hauptautor Jan Fischer von der TU Bergakademie Freiberg. Chemische Analysen des Zahnschmelzes belegten jedoch eindeutig, dass die neu entdeckte Hai-Kinderstube in Süßwasser gelegen habe.

    Entdeckung wirft ganz neues Licht auf Fortpflanzung und Verhalten der Urzeit-Haie

    Die neu entdeckte Hai-Kinderstube besteht aus Dutzenden von Haizähnen und Eikapseln, die von mindestens zwei verschiedenen, heute ausgestorbenen Haiarten stammen, wie die Forscher berichten. Nur wenige der Zähne stammten von erwachsenen Haien, die meisten seien von Jungtieren hinterlassen worden. Allein die schiere Menge dieser Funde sei eine Besonderheit, sagen die Wissenschaftler. Da Haie ein Knorpelskelett besitzen, überdauern ihre Fossilien nur sehr selten, entsprechend dünn seien die Funde bisher gesät. "Gleich Dutzende von Eikapseln neben Junghai-Zähnen in einer Fundstätte zu entdecken, ist ein wahrgewordener Traum", sagt Mitentdecker Michael Buchwitz, ebenfalls von der TU Freiberg.

    Die Tatsache, dass diese Funde im Süßwasser entdeckt wurden, wirft ein ganz neues Licht auf die Fortpflanzung und das Verhalten der urzeitlichen Raubfische. "Wir sind neugierig zu erfahren, ob die erwachsenen Haie damals permanent im Süßwasser lebten oder ob sie vom Meer aus hunderte von Kilometern flussaufwärts wanderten, um sich fortzupflanzen", sagen die Forscher. Dann wäre ihr Fortpflanzungsverhalten sehr ähnlich dem der heutigen Lachse gewesen. Ob dies tatsächlich so war, lässt sich allerdings auch mit Hilfe der neuen Fossilien noch nicht endgültig beantworten.

    Fundstätte war das Ufer eines riesigen Sees

    Entdeckt wurden die Haizähne und Gelege in der sogenannten Madygen-Formation. Diese Sedimentgesteine aus dem Zeitalter der späten Trias waren einst der Grund von ausgedehnten Süßwasserseen und Überschwemmungsgebieten. Bereits in den letzten Jahren entdeckten Paläontologen dort zahlreiche Fossilien von rund 200 Millionen Jahre alten Pflanzen und Insekten.

    "Heute ist diese Fossillagerstätte einer der am weitesten vom Meer entfernten Punkte auf der Erde - das war damals im späten Trias nicht anders", sagt Sebastian Voigt von der TU Bergakademie Freiberg, einer der Autoren der Studie. Es sei daher eine Überraschung gewesen, fossile Haigelege und Junghairelikte in dieser Gegend zu finden.

    Heutige Süßwasserhaie nur lebendgebärend

    Auch heute noch gibt es einige wenige Haiarten, die im Süßwasser leben. Zu ihnen gehören beispielsweise die Bullenhaie im Sambesi-Fluss in Afrika oder im Mississippi. Im Unterschied zu den jetzt entdeckten fossilen Haien sind die modernen Süßwasserarten jedoch alle lebendgebärend.

    Ähnlich wie ihre modernen, eierlegenden Verwandten im Meer, legten wohl auch die Urzeit-Haie ihre Kinderstuben vorwiegend in flacheren Gewässerbereichen an. Darauf deute der Fund von fast nur Jungtier-Zähnen in diesem ehemaligen Flachwasserbereich hin, sagen die Forscher. Gelege und Junghaie seien dort besser vor größeren Fressfeinden geschützt gewesen. Erst wenn sie ein gewisses Alter und mehr Körpergröße erreichten, verließen die Haie wahrscheinlich die flachen Ufergewässer. dapd

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden