Das Coronavirus MERS ("Middle East Respiratory Syndrom") wurde erstmals 2012 bei Patienten mit einer schweren Atemwegsinfektion identifiziert. Bislang wurden der Weltgesundheitsorganisation WHO 91 Erkrankungen gemeldet. Die Dunkelziffer ist nach Einschätzung von Wissenschaftlern aber vermutlich höher: Laut Uni Bonn gehen Experten davon aus, dass es eine Vielzahl unentdeckter Fälle gibt und mehr als 1000 Menschen betroffen sein könnten.
Die Erkrankungen durch das Coronavirus MERS weisen Ähnlichkeiten mit der vor zehn Jahren vor allem in Asien grassierenden Atemwegserkrankung SARS auf. Auch MERS kann grippeähnliche Symptome auslösen, aber auch zu einer schweren Lungenentzündung führen. Nach Angaben der Uni Bonn starben im Mittleren Osten bislang 46 Menschen infolge von Infektionen mit dem Coronavirus.
Coronaviren: Antikörper bei Dromedaren entdeckt
Woher das Coronavirus stammt, wie sich Menschen also damit infizieren konnten, ist eine der Fragen, die momentan von Medizinern geklärt werden. Ein internationales Forscherteam hat dabei jetzt in Dromedaren Antikörper gegen das tödliche Coronavirus MERS entdeckt. Dromedare könnten also womöglich eine Übertragungsquelle für die Virusinfektion darstellen, wie das an den Forschungen beteiligte Universitätsklinikum Bonn am Freitag mitteilte. Denn mit MERS infizierte Tiere könnten durch ihren engen Kontakt zum Menschen zumindest für einen Teil der aufgetretenen Infektionen verantwortlich sein.
Coronavirus, MERS und SARS
Coronaviren werden für die meisten Erkältungen verantwortlich gemacht. Sie können aber auch die schwere Lungenkrankheit SARS verursachen.
SARS steht für "schweres akutes respiratorisches Syndrom".
Eine Infektion äußert sich nahezu gleich wie ein grippaler Infekt: Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen. Der größte Unterschied ist allerdings, dass die Lunge in der ersten Zeit stark betroffen ist.
Patienten leiden an schwerer Atemnot. Es kommt zu einer massiven Lungenentzündung, dann fallen oft Niere und Leber aus.
Im schlimmsten Fall endet die Erkrankung mit dem Coronavirus tödlich.
Bei einer SARS-Epidemie waren im Jahr 2003 weltweit rund 8000 Menschen infiziert worden, etwa 800 von ihnen starben.
Das neuartige Coronavirus wurde im Juni 2012 zum ersten Mal diagnostiziert.
Der Fachbegriff für das neue Coronavirus lautet MERS-CoV, die Abkürzung für Middle East Respiratory Syndrome Corona Virus (MERS).
Das neuartige Coronavirus ist zwar ebenfalls hochgefährlich, aber nicht hochansteckend, wie Experten sagen. Zwar wird es durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen, das Virus steckt aber in den tiefen Lungenabschnitten.
Es besteht der Verdacht, dass MERS wie der verwandte Virus SARS ursprünglich von Fledermäusen stammt. Es wird jedoch angenommen, dass die scheuen Tiere ihn nicht direkt auf Menschen übertragen.
Auch eine Übertragung des Erregers durch Kamele ist möglich. Angesichts der zunehmenden Ausbreitung des gefährlichen Coronavirus MERS mahnte die Regierung von Saudi-Arabien im Mai 2014 zu einem vorsichtigen Umgang mit den Tieren.
Neben Dromedaren kämen aber weiterhin auch Ziegen und andere Nutztiere als Überträger in Betracht, teilten die Forscher mit. Das Wissenschaftlerteam berichtet über seine Forschungen in der Zeitschrift "The Lancet Infectious Diseases".
Für ihre Forschungen hatten die Virologen 50 Proben von Dromedaren aus verschiedenen Herkunftsgebieten im Oman. Bei ihren Analysen fanden die Wissenschaftler im Blut sämtlicher Tiere Antikörper gegen das MERS-Virus - die getesteten Dromedare schienen also eine MERS-
Virologen untersuchten Blutproben von Kamelen
Das Virus selbst konnten die Forscher nicht nachweisen. "Für unsere Tests standen größtenteils nur Blutproben zur Verfügung", erklärte Marcel Müller vom Institut für Virologie der Universität Bonn. "Coronaviren befinden sich jedoch vor allem in Atemwegssekreten und im Kot."
Die Forscher untersuchten auch 105 Dromedar-Proben von den Kanarischen Inseln. In 15 Fällen konnten sie dabei ebenfalls MERS-Antikörper nachweisen, allerdings in weit geringeren Konzentrationen. Nicht fündig wurden die Wissenschaftler hingegen in insgesamt 160 Blutproben von Rindern, Schafen und Ziegen aus den Niederlanden, Spanien und Chile.
Coronovirus könnte von Fledermäusen stammen
Als eigentliches Virenreservoir vermuten die Wissenschaftler derzeit Fledermäuse. Die Dromedare seien mit großer Wahrscheinlichkeit nur ein Zwischenwirt. Bisherige Erbgutanalysen sprächen dafür, dass der MERS-Erreger nah mit zahlreichen anderen Fledermausviren verwandt ist.
Dass sich Menschen direkt bei Fledermäusen anstecken, bezeichnete Müller aber als unwahrscheinlich, da entsprechende direkte Kontakte eher selten seien. afp/dpa/AZ