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HIV-Prophylaxe: "Truvada" zugelassen - große Hoffnungen könnten aber am Geld scheitern

HIV-Prophylaxe

"Truvada" zugelassen - große Hoffnungen könnten aber am Geld scheitern

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    Mit dem Medikament "Truvada" können sich EU-Bürger bald vor HIV und Aids schützen.
    Mit dem Medikament "Truvada" können sich EU-Bürger bald vor HIV und Aids schützen. Foto: Maurizio Gambarini, dpa

    HIV und Aids vorbeugen - das verspricht die Pille "Truvada". Die Hoffnungen von Experten sind hoch. Zugelassen ist das Medikament schon: Ein Sprecher in Brüssel bestätigt, dass die EU-Kommission das Mittel unter Auflagen in der Europäischen Union zur Prophylaxe zugelassen habe. Die tägliche Einnahme der Pille soll das Risiko senken, sich mit

    Die Europäische Arzneimittelbehörde Ema hatte die Zulassung von "Truvada" als Prophylaxe-Medikament für Menschen mit hohem Infektionsrisiko Ende Juli empfohlen. Sie sollen sich allerdings weiter auch mit Kondomen schützen.

    Anti-HIV-Pille "Truvada" kostet für einen Monat derzeit 800 Euro

    Noch ist unklar, wann das Medikament als Prophylaxe in Deutschland erhältlich sein wird. Bevor Ärzte die Prophylaxe verordnen dürfen, muss der Hersteller noch Schulungsunterlagen bereitstellen. Schon länger wird das Mittel auch hierzulande zur Behandlung HIV-Infizierter eingesetzt.

    Derzeit kostet eine Monatspackung in Deutschland rund 800 Euro. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Prävention nach Angaben des GKV-Spitzenverbandes nicht.

    Mit "Truvada" können EU-Bürger bald HIV und Aids vorbeugen. Nach der Bestätigung der EU Kommission könnte "Truvada" bald auch in Deutschland erhältlich sein und vor HIV schützen.
    Mit "Truvada" können EU-Bürger bald HIV und Aids vorbeugen. Nach der Bestätigung der EU Kommission könnte "Truvada" bald auch in Deutschland erhältlich sein und vor HIV schützen. Foto: Gilead Sciences, epa

    Bei der Deutschen Aids-Hilfe hofft Sprecher Holger Wicht, dass nun so schnell wie möglich eine Lösung der Kostenfrage gefunden wird. Nur dann könne es Menschen mit hohem HIV-Risiko schnell zugänglich gemacht werden. "Sonst werden sich nur sehr wenige das Mittel auch leisten können", sagte Wicht. Vom Hersteller gebe es bisher keine Signale, wonach eine Preissenkung für die Prophylaxe denkbar wäre.

    Kampf gegen Aids - Von der ersten Infektion zur effektiven Therapie

    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

    1959: Ärzte entnehmen einem Mann im Kongo eine Blutprobe. Jahrzehnte später wird festgestellt, dass sich darin HIV-Antikörper befinden.

    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

    Eine Abgabe auch an Prostituierte in Deutschland ist laut Aids-Hilfe derzeit noch nicht sinnvoll. "Unter anderem wirkt Truvada bei Männern anders als bei Frauen. Zur Schutzwirkung bei Frauen liegen noch nicht ausreichend Daten vor", erläuterte Wicht. 

    "Truvada" in Deutschland: Medikament in den USA bereits erprobt

    Truvada ist als Prophylaxe-Medikament bereits in den USA, Kenia und Südafrika ist zugelassen. In

    Weltweit sind Schätzungen zufolge rund 37 Millionen Menschen HIV-positiv. Gegenwärtig infizieren sich nach Angaben von Experten jährlich rund 2,1 Millionen neu. Rund 1,1 Millionen Menschen starben 2015 an den Folgen von Aids. dpa/afp

    Kann diese Pille wirklich vor HIV schützen?

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