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Gesundheit: TK-Studie: Viele neue Medikamente haben keinen Zusatznutzen

Gesundheit

TK-Studie: Viele neue Medikamente haben keinen Zusatznutzen

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    Es gibt immer mehr neue Medikamente auf dem Markt - das wird von vielen Seiten kritisiert.
    Es gibt immer mehr neue Medikamente auf dem Markt - das wird von vielen Seiten kritisiert. Foto: Andrea Warnecke (dpa)

    Beim Gang in die Apotheke erleben vor allem chronisch kranke Menschen immer wieder ihre Überraschung. Dort hören sie Sätze wie: „Da gibt es mehrere Anbieter, welchen möchten Sie denn?“ oder „Genau dieses Medikament gibt es nicht mehr, aber im Ersatz ist das Gleiche drin.“ Patienten zweifeln nicht selten an der Notwendigkeit dieser

    Eine Studie der Techniker Krankenkasse (TK) stützt nun den Verdacht. Jährlich untersucht der Versicherer neu zugelassene Medikamente auf ihren Innovationsgehalt. Ob sie neue Behandlungen erlauben, moderne Wirkstoffe einsetzen oder für die Patienten Vorteile bringen. Mit den Ampelfarben werden die Medikamente anschließend eingestuft. Wobei aber nur wenige Arzneimittel positiv auffallen.

    So erhielten nur 18,7 Prozent der untersuchten Medikamente eine grüne Bewertung. Ein gutes Drittel aller Wirkstoffe dagegen fiel bei den Tests durch (34,1 Prozent). Professor Gerd Gleaske von der Universität Bremen hat die Studie mitentwickelt. Er spricht von einer „Innovationskrise“ in der Branche. Ein Grund dafür sei die Entwicklung von Medikamenten, die kaum Zusatznutzen versprächen, dafür aber auf dem Markt gute Preise erzielen würden. Für den Zeitraum von 2013 bis 2015 seien gerade einmal acht Prozent der auf dem Markt erscheinenden Medikamente wirklich innovativ, stellt der TK-Report fest.

    Ein Gesetz soll Preise für Medikamente regeln

    Dabei orientiert sich der Bericht an dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz, kurz AMNOG. Seit dem Jahr 2011 soll es die Preise für neue Medikamente regeln. Für die Krankenkasse hat das Gesetz jedoch seinen Nutzen verfehlt, sagt der Vorstandsvorsitzende der TK, Jens Baas. So seien von jährlich versprochenen Einsparungen von gut zwei Milliarden Euro gerade einmal 320 Millionen verwirklicht worden.

    Alte Medikamente? Darauf sollten Sie achten

    Tinkturen, Tropfen, Säfte: Einmal angebrochen, verderben flüssige Zubereitungen meist relativ schnell. Notieren Sie das Anbruchsdatum und benutzen Sie das Mittel nur innerhalb der Frist, die auf dem Beipackzettel ("nach Anbruch verwendbar") angegeben ist. Alte Hustensäfte sollte man entsorgen, weil sie bedenkliche Stoffe und Bakterien enthalten können. Hände weg von abgelaufenen Augentropfen! Sie können verkeimt sein.

    Nasensprays: Sollten aus hygienischen Gründen nur von einem Familienmitglied verwendet werden (auf der Packung notieren). Sie sind nach Anbruch nur wenige Monate haltbar.

    Antibiotika: Angebrochene Packungen nur nach Rücksprache mit dem Arzt verwenden. Sonst kann es zu Resistenzen kommen - das heißt, dass Antibiotika nicht mehr wirken. Angerührte antibiotische Säfte für Kinder gehören in den Kühlschrank und sind nur wenige Tage haltbar.

    Salben und Cremes: Wenn sie ranzig riechen, verfärbt sind oder sich ölige Tröpfchen gebildet haben, gehören sie in den Abfall. Ansonsten sind Salben, die kein Wasser enthalten, jedoch relativ lange haltbar. Dennoch sollte man vor allem Augensalben und -cremes wegen Infektionsgefahr nicht mehr nach dem Ablaufdatum verwenden.

    Tabletten und Kapseln: Trocken, kühl und luftdicht gelagert, können sich Tabletten zum Teil jahrelang halten. Wenn sie bröselig oder fleckig sind, sollte man sie wegwerfen. Acetylsalicylsäure-Tabletten ("Aspirin"), die nach Essig riechen, haben mit Feuchtigkeit reagiert und sollten entsorgt werden. Giftig sind sie aber nicht.

    Besondere Sorge bereite ihm zudem eine weitere Entwicklung: Die zunehmende Verbreitung von sogenannten „Me-too“-Präparaten. Diese Mittel kopieren vorhandene Medikamente und versuchen, vor allem über den Preis hohe Absatzzahlen zu generieren. Anders als Generika weisen sie jedoch eine leicht veränderte Zusammensetzung auf. Dieser Trend behindere kreative klinische Forschung, sagt Baas.

    Die Pharmaindustrie weist die Vorwürfe zurück

    Die Industrie weist den Vorwurf der TK zurück, keine Innovation zu fördern. Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), betont die Notwendigkeit, viele neue Medikamente auf den Markt zu bringen. Schuld sei das AMNOG. Vor allem Langzeitmedikamente seien oft vom „starren Raster“ des Gesetzes betroffen. Niedrige Erstattungsbeiträge würden Medikamente für Epilepsie oder Diabetes unrentabel machen.

    Seine Kollegin Birgit Fischer, Geschäftsführerin des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller (vfa), kritisiert zudem das Gremium, welches Medikamentenzulassungen veranlasst. In diesem hätten die Krankenkassen eine „dominierende Stellung“. Nicht selten würde so die Bewertung eines Medikamentes einseitig verfälscht, sagt sie. Dadurch kämen viele innovative Produkte beim Patienten nicht an.

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