Heute ist der Tag der Linkshänder. Doch im restlichen Jahr stehen sie mit ihrer Besonderheit eher im Abseits. Viele Geräte wie Dosenöffner, die Computertastatur oder die Maus sind nicht für sie ausgelegt. Deshalb brauchen sie im Alltag oftmals speziell für sie gefertigte Produkte. Einige Studien unterstellen den Linkshändern aber auch Vorteile: Sie sollen besonders intelligent und kreativ sein.
Wie viele Linkshänder gibt es?
Die Angaben unterscheiden sich hierzu, je nachdem wie gemessen wird. Mehrere Studien geben einen Linkshänderanteil von etwa 10 bis 15 Prozent in der europäischen Bevölkerung an. Vor allem da Linkshändern früher häufig auf die rechte Hand umgeschult wurden, ist es schwierig einen genauen Wert zu nennen.
Wie erkenne ich, ob mein Kind Linkshänder ist?
Die Händigkeit eines Menschen wird angeboren. Ein erstes Anzeichen dafür, dass ein Kind Linkshänder ist, lässt sich laut einer Studie der Queens University in Irland bereits im Mutterleib beobachten. Kinder, die schon als Fötus am rechten Daumen nuckeln, werden demnach zum Großteil Rechtshänder. Was den linken Daumen angeht, stimmt das dagegen nur in zwei Dritteln der Fälle.
Wenn man als Elternteil Linkshänder ist, kann dies ein Hinweis auf die Händigkeit eines Kindes sein. Einige Forscher gehen davon aus, dass sie vererbbar ist. Ein eindeutiger Beweis dafür konnte bisher allerdings nicht erbracht werden.
Laut der Psychologin Dr. Johanna Barbara Sattler, die die erste Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder und umgeschulte Linkshänder in München leitet, sollte man sich lieber einfach darauf verlassen, welche Hand das Kind beim Greifen benutzt. Bereits im Alter von ein, zwei Jahren ließe sich beim Essen oder beim Spielen beobachten, welche Hand bevorzugt eingesetzt wird.
Eltern rät sie, so früh wie möglich die Schreibhaltung des Kindes zu fördern. Heutzutage würden zum Glück kaum noch Kinder gezwungen werden mit der rechten Hand zu schreiben. Für das Händegeben gelte dies allerdings nicht. Dort wird immer noch Wert darauf gelegt, dass dem Gegenüber die rechte Hand gereicht wird.
Sind Linkshänder kreativer?
In einer Studie der University of Virginia wurde dies untersucht. Die Vermutung der Forscher war, dass Linkshänder in einer Welt, in der alles auf Rechtshänder ausgelegt ist, immer wieder dazu herausgefordert sind umzudenken und ihre Umwelt ihren Bedürfnissen anzupassen. Diese Erklärung hält auch Dr. Sattler für sinnvoll. Tatsächlich konnten sie bei Linkshändern eine größere Kreativität feststellen.
Außerdem ist bei Linkshändern die Struktur des Gehirns etwas anders. Dadurch können sie zum Beispiel Sprache oder Emotionen auf vielfältigere Weise verarbeiten. Menschen, die in Mathematik oder Musik besonders begabt sind, sind zudem auch zu einem größeren Teil Linkshänder. Generell ließe sich, so Dr. Sattler, jedoch nicht sagen, dass Linkshänder wirklich kreativer sind.
Sind Linkshänder dümmer oder klüger?
In beide Richtungen wurde in der Wissenschaft argumentiert. Zu einem eindeutigen Ergebnis kam man nicht. Johanna Sattler erklärt sich mögliche Unterschiede in der Intelligenz von Linkshändern wieder dadurch, dass sie sich ihrer Umwelt anpassen müssen. Manche würden eben daran scheitern, andere würden an den zusätzlichen Herausforderungen wachsen.
Eine Studie vom University College London unterstützt diese Sichtweise. Sie fanden zwar unter Linkshändern mehr Hochbegabte, aber auch mehr Menschen mit Lernschwierigkeiten.
Wie auch bei der Kreativität hält sie es für schwierig, Schlussfolgerungen aus den verschiedenen Studienergebnissen zu ziehen. Es wäre schwierig solch abstrakte Dinge zu definieren und folglich auch wirklich das zu messen, was man zumessen angibt.
Sind Linkshänder automatisch Linksfüßer?
Menschen haben, nicht nur was ihre Hände angeht, eine bevorzugte Seite. Dasselbe gilt auch für Füße, Augen und Ohren. Aber nicht jeder Linkshänder macht wirklich alles mit links.
Eine Studie, die am Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund durchgeführt wurde, stellte fest, dass in jedem der vier Fälle in der Bevölkerung die rechte Seite bevorzugt wird. Jedoch unterschiedlich stark. Rechtsfüßer sind beispielsweise nur etwa 84 Prozent. Außerdem gibt es für Augen, Ohren, Füße und Hände auch eine vergleichsweise geringe Zahl, die keine bestimmte Seite bevorzugt einsetzt. Diese Ambilateralität fanden die Forscher zum Beispiel bei den Händen in nur etwa 2 Prozent der Fälle.
Dass jemand bei allen Organpaaren die rechte Seite vorzieht, kommt laut der Studie in 63,4 Prozent der Fälle vor. Durchgehend links "gepolt" sind 3,2 Prozent. Das bedeutet, dass rund ein Drittel nicht eindeutig eine Seite favorisiert.
Solche Vergleiche findet Dr. Sattler schwierig. Hände würden sich in einem Punkt grundsätzlich von Ohren, Augen und Füßen unterscheiden: Die meisten Aufgaben erledige man mit nur einer Hand. Zum Laufen benötigt man dagegen zwei Füße.
Wie sieht es am Arbeitsplatz für Linkshänder aus?
Linkshänder sind am Arbeitsplatz benachteiligt, meint Johanna Sattler. Wie Maschinen bedient werden, werde beispielsweise fast immer nur für Rechtshänder vorgeführt, Notfallknöpfe seien auf der rechten Seite und nicht in der Mitte angebracht. Von offizieller Seite her hätten Linkshänder bisher keinen Anspruch darauf, dass sich dies ändert.