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Ärzte schlagen Alarm: Schwere Grippewelle im Anflug

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Ärzte schlagen Alarm: Schwere Grippewelle im Anflug

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    Ausgerechnet vor der erwarteten schweren Grippewelle in diesem Winter warten Ärzte in Teilen Deutschlands immer noch auf ausreichend Impfstoff.
    Ausgerechnet vor der erwarteten schweren Grippewelle in diesem Winter warten Ärzte in Teilen Deutschlands immer noch auf ausreichend Impfstoff. Foto: arc

    Schwere Grippewelle kommt über Deutschland: Ausgerechnet vor der erwarteten schweren Grippewelle in diesem Winter warten Ärzte in Teilen Deutschlands immer noch auf ausreichend Impfstoff. In den betroffenen Regionen hoffen die Mediziner, dass das schützende Serum noch rechtzeitig kommt. Wegen des Engpasses werden Forderungen nach Neuregelungen laut, um Patienten künftig ausreichend impfen zu können.

    Schwere Grippe-Welle erwartet: Impfstoff ist knapp

    So haben Ärzte in Bayern und Norddeutschland Probleme, genug Impfstoff zu bekommen. Die dortigen Kassen hatten nach einer Ausschreibung mit dem Pharmahersteller Novartis Verträge geschlossen, nach denen die Patienten mit dem günstigsten Impfstoff, dem Novartis-Präparat Begripal, beliefert werden sollten.

    Nach Lieferschwierigkeiten gaben die Kassen in den Problemregionen kurzfristig zwar auch andere Impfstoffe frei. Doch nach Angaben aus Politik und Kassenkreisen soll es bei der Novartis-Konkurrenz nicht genug Vorräte geben. Der Grund soll sein, dass diese Firmen annahmen, sie würden nicht in großem Maß zum Zuge kommen. Die Produktion von Impfstoffen braucht einen längeren Vorlauf.

    Impfstoff-Hersteller: Keine Stellungnahme

    Von der betroffenen Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH gab es zunächst noch keine Stellungnahme. In anderen Regionen Deutschlands gab es keine Ausschreibungen und infolgedessen auch keine Meldungen über Engpässe. In der Koalition werden jetzt Forderungen laut, die Praxis zu überdenken. "Bei Impfstoffen müssen wir das Instrument der Ausschreibungen überprüfen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn (CDU), der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Berlin.

    Der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten, Peter Wutzler, warnte zudem vor einer schlechteren Versorgung der Patienten durch Exklusiverträge der Kassen mit Herstellern. Die Mediziner müssten die Freiheit haben, die jeweils effektivsten Impfstoffe einzusetzen, statt auf bestimmte Mittel festgelegt zu werden, sagte er der dpa. "Die Ärzte müssen sich bei der Wahl der Impfstoffe nach der Wirksamkeit richten und sich an der jeweiligen Zielgruppe orientieren können", sagte Wutzler.

    Schwere Grippe-Welle befürchtet

    Wutzler betonte, mehrere Anhaltspunkte ließen eine schwere Grippewelle befürchten. "Ich erwarte eine harte Saison", sagte er. So seien in der Südhalbkugel zuletzt besonders viele Influenza-Tote gemeldet worden. Weite Teile der Bevölkerung in Deutschland seien nicht immunisiert.

    Deutschlands Kassenärzte zeigten sich angesichts dieser Situation verärgert über die Probleme mit dem Impfstoff. "Das ist ärgerlich, wenn nicht genügend Impfstoff vorhanden ist", sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Roland Stahl, der dpa.

    Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt

    EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.

    HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.

    HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.

    BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.

    H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".

    H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.

    Alarm geschlagen

    Am Donnerstag hatten die bayerischen Hausärzte Alarm geschlagen. Trotz anderslautender Ankündigungen der dortigen Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände sei bei den Hausärzten das ersehnte Serum noch nicht angekommen. Der Hausärzteverband fürchtet, dass der Impfstoff erst Anfang Dezember geliefert wird - und somit für viele Menschen zu spät.

    Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein hatte berichtet, einige Arztpraxen hätten einen Ersatzimpfstoff erhalten - aber wegen Bedenken wieder zurückgeschickt.

    Optimal für die Impfung ist die Zeit von September bis November, da die ersten Grippefälle meist im Dezember auftreten - nach der Impfung dauert es rund zwei Wochen bis zu einem wirksamen Influenza-Schutz im Körper. Bayerns Gesundheitsminister Marcel Huber (CSU) will das Problem per Sondersitzung der Landesarbeitsgemeinschaft Impfen abmildern. (dpa, AZ)

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