Das Schmallenberg-Virus breitet sich aus. Immer mehr Lämmer und Kälber werden tot oder mit schweren Missbildungen geboren.
Inzwischen grassiert das Schmallenberg-Virus in sechs Bundesländern. Rinder, Ziegen und Schafe werden von dem tödlichen Virus befallen. Die Muttertiere der betroffenen Lämmer und Kälber hatten sich vermutlich im vergangenen Sommer und Herbst angesteckt. "Die Infektion wird über Mücken in der Population aufrechterhalten und weiter getragen", erklärte Osterrieder. Das zeigten die Erfahrungen mit anderen Orthobunyaviren, zu denen das Schmallenberg-Virus gehört.
Ernste Gefahr für Tiere in Europa
Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) will die Suche nach einem Impfstoff gegen das Schmallenberg-Virus vorantreiben. Erstmals stellt das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit daher alle seine Erkenntnisse Fachinstituten und Pharmafirmen zur Verfügung. "Wir haben ganz bewusst darauf verzichtet, Patente auf unsere Entdeckungen zum Schmallenberg-Virus anzumelden", sagte der FLI-Präsident, Thomas Mettenleiter am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. Er dämpfte aber Erwartungen, dass schon in wenigen Monaten ein Impfstoff zur Verfügung stehen könnte.
Impfstoff gegen Schmallenberg-Virus
Am Donnerstag war das Schmallenberg-Virus zum ersten Mal in Baden-Württemberg nachgewiesen worden. Nach Angaben des Agrarministeriums in Stuttgart wurde ein Ziegenlamm mit den für die Krankheit typischen Missbildungen geboren. Eine Laboruntersuchung bestätigte das Virus. Zuvor war der Erreger in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Hessen und Schleswig-Holstein aufgetaucht.
Auch Virologen der Freien Universität Berlin (FU) arbeiten an einem Impfstoff gegen die Krankheit, die bei betroffenen Tieren zu Tot- und Missgeburten führt. "Es ist ein für unsere Breiten neues Virus, es trifft also auf eine komplett ungeschützte Population", sagte der FU-Veterinärmediziner Klaus Osterrieder der dpa.
Typische Missbildungen
Es handele sich um eine ernste Gefahr für die Tiergesundheit in Europa, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt" am Donnerstag unter Berufung auf das FLI. Wie die Zeitung weiter berichtete, werden Bluttests für Menschen, die mit kranken Tieren in Berührung gekommen sind, entwickelt. Die Untersuchungen seien aber eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagten eine FLI-Sprecherin sowie die Sprecherin des Robert Koch-Institutes dem Blatt. Experten gehen bislang davon aus, dass das Virus für Menschen nicht gefährlich ist.
Neben Deutschland wurde das Virus in Belgien, den Niederlanden und auch in Großbritannien nachgewiesen. Dort bestätigte die Tiergesundheitsbehörde vier positiv getestete Schafe. dpa/AZ