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Der Mann aus dem Eis: Ötzi: Kreislaufprobleme und Laktose-Intoleranz

Der Mann aus dem Eis

Ötzi: Kreislaufprobleme und Laktose-Intoleranz

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    Die Wissenschaftler Eduard Egarter-Vigl (l) und Albert Zink untersuchen im November 2010 in Bozen (Italien) die 5300 Jahre alte Gletscherleiche «Ötzi».
    Die Wissenschaftler Eduard Egarter-Vigl (l) und Albert Zink untersuchen im November 2010 in Bozen (Italien) die 5300 Jahre alte Gletscherleiche «Ötzi». Foto: Samadelli Marco dpa

    Forscher haben erstmals das gesamte Erbgut der Eiszeit-Mumie Ötzi entziffert. Dabei stießen sie auf Belege für Krankheiten, die heute aktueller sind denn je: Unter anderem litt Ötzi an Laktose-Intoleranz und an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung, die viele Experten bislang für ein Problem der modernen Gesellschaft gehalten hatten.

    Ötzi hatte braune Augen und braune Haare

    Das Team um den Bozener Forscher Albert Zink betonte, um generelle Rückschlüsse auf die genetischen Ursachen solcher Krankheiten zu ziehen, reiche die Untersuchung von Ötzi allerdings noch nicht aus. Die Ergebnisse sind im Journal "Nature Communications" öffentlich gemacht.

    Breits im Herbst 2011 hatten die Wissenschaftler erste Details ihrer DNS-Analyse veröffentlicht. Bereits dabei zeigte sich, dass Ötzi braune Augen und braune Haare hatte. Bei den weiteren Analysen überrascht nun vor allem der Blick in die "Krankenakte".

    Ötzi liefert wichtige Erkenntnisse für die Forschung

    Unter anderem sei jetzt die Ursache für eine bereits bekannte Arterienverkalkung geklärt, unter der Ötzi gelitten hatte, schreiben die Forscher in "Nature Communications". Diese Krankheit wird heute vor allem auf fetthaltiges Essen, Rauchen und Bewegungsmangel zurückgeführt - Auslöser, die bei dem Mann aus der Jungsteinzeit ausgeschlossen werden können. Bei Ötzi seien allerdings genetische Ursachen für die Erkrankung gefunden worden. "Es zeigt, dass Herz-Kreislauferkrankungen keineswegs moderne Zivilisationskrankheiten sind", betonte Zink.

    Außerdem litt der Gletscher-Mann an einer Milchzucker-Unverträglichkeit. "Auf dem Weg zur Sesshaftwerdung mit Ackerbau und Viehzucht wird es für ihn schon schwierig gewesen sein, dass er keine Milch vertragen konnte", sagte Carsten Pusch, der die genetischen Untersuchungen an der Universität Tübingen geleitet hat, der Nachrichtenagentur dpa. "Aber welche Konsequenzen das für seine Lebensführung hatte, müssen wir dahingestellt lassen."

    Ötzi hatte Verwandte auf Korsika und Sardinien

    Generelle Rückschlüsse auf die genetischen Ursprünge von Krankheiten ließen sich durch die Untersuchung der Ötzi-DNS aber noch nicht ziehen, sagte Pusch. Dafür reiche es nicht, nur einen einzigen 5300 Jahre alten Menschen zu untersuchen.

    Auch bei der Suche nach Ötzis genetischen Verwandten wurde das insgesamt mehr als 40-köpfige Forscherteam fündig - und zwar ausgerechnet auf Sardinien und Korsika, obwohl Ötzi die Alpenregion früheren Untersuchungen zufolge nie verlassen hat. "Vermutlich haben diese Inselbewohner und Ötzi die gleichen Vorfahren", sagte Pusch. Doch welche Wanderungsbewegungen hinter diesem Verwandtschaftsverhältnis stehen, sei noch unklar. "Man hat ein paar Fragen beantwortet - und schon hat man 100 neue aufgeworfen."

    Ötzis gesamtes Erbgut entschlüsselt

    Die Entschlüsselung von Ötzis DNS sei ein Glücksfall gewesen, erzählte Pusch. An einem kleinen Stück aus Ötzis linkem Beckenknochen wollten die Tübinger Forscher ein neues Verfahren ausprobieren. "Wir wollten abschätzen, wie viel Knochenmaterial wir bräuchten, um Ötzis Erbgut komplett zu entschlüsseln." Nach mehreren Monaten Arbeit wurde dann klar, dass das ein Zentimeter lange und einen Millimeter dicke Knochenstück schon ausgereicht hatte, um zum ersten Mal Ötzis komplettes Erbgut zu entziffern. "Das hätte ich selbst vorher nicht geglaubt", erklärte der Humangenetiker. Eines scheint jedenfalls sicher: Ötzi wird uns noch lange mit neuen Erkenntnissen erfreuen. dpa/AZ

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