Warum gibt es den gesellschaftlichen Zwang zur Monogamie bei Menschen? Dieser Frage sind Chris Bauch von der University of Waterloo in Kanada und Richard McElreath vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig nachgegangen. Es ist ein evolutorisches Rätsel, warum Monogamie gesellschaftlich von solcher Bedeutung ist - wenn diejenigen, die die gesellschaftliche Norm verhängen, permanent für deren Einhaltung kämpfen müssen.
Warum ist Monogamie eine gesellschaftliche Norm?
Um die Frage zu klären, warum sich die gesellschaftliche Norm der Monogamie trotz des Aufwands für ihre ständige Gewährleistung durchgesetzt hat, haben die Forscher sich mit den Auswirkungen von sexuell übertragbaren Infektionen auf Gesellschaften beschäftigt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Nature Communications".
Die meisten Gesellschaften, so stellen die Forscher fest, waren (und sind) polygyn. Warum also sind große Gemeinschaften von Menschen zur sozialen Auferlegung von Monogamie übergegangen? Mithilfe eines Simulationsmodells haben die Wissenschaftler die ermittelt, warum sich dieser Wandel zu Beginn von Ackerbau und Bildung von Siedlungen ereignete. Dabei spielen die Größe der Gruppe, sexuell übertragbare Infektionen und soziale Normen eine Rolle.
Monogamie und Geschlechtskrankheiten
Die Forscher argumentieren, dass diese Elemente sowohl das Timing als auch generell das Aufkommen der sozialen Norm zur Monogamie erklären können. In der Simulation herrscht Polygynie vor, wenn die gesellschaftlich gewachsenen Gruppen zu klein sind, um sexuell übertragbare Krankheiten zu bekommen. Je größer jedoch eine gesellschaftliche Gruppe wird, desto größer ist die Gefahr einer Ausbreitung dieser Geschlechtskrankheiten.
Weil sich diese Infektionen auch auf die Fruchtbarkeit auswirken, wird Monogamie zur Vermeidung sexuell übertragbarer Krankheiten relevant. Das ist die Erklärung, warum es gesellschaftlich geächtet wurde, weiter polygyn zu leben. Die Gefahr für eine großflächige Infektion und deren Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft wäre ohne Monogamie zu groß. sh