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Homöopathie: Homöopathie-Tote wegen Tollkirsche: Das wäre in Deutschland unmöglich

Homöopathie

Homöopathie-Tote wegen Tollkirsche: Das wäre in Deutschland unmöglich

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    In den USA sind möglicherweise mehrere Kinder an einem homöopathischen Medikament gestorben.
    In den USA sind möglicherweise mehrere Kinder an einem homöopathischen Medikament gestorben. Foto: Ralf Hirschberger/Archiv (dpa)

    Derzeit steht die Homöopathie in der Kritik. Erst vor wenigen Wochen stufte Russland die Behandlung mit Mitteln wie Globuli als Pseudowissenschaft ein. Experten empfehlen dort, keine alternativen Medikamente an staatlichen Kliniken zu verwenden. In den USA ist die Behandlung mit homöopathischen Mitteln nicht ungewöhnlich. Nun sind dort möglicherweise mehrere Kinder durch bestimmte Globuli gestorben - für Deutschland gibt die zuständige Behörde Entwarnung.

    Homöopathie: Risiken in den USA durch zu viel Tollkirsche

    Der Verdacht, dass Homöopathie in den USA in mehreren Fällen zum Tod geführt haben könnte, kann nicht direkt auf Deutschland übertragen werden. "Mit Blick auf den Patientenschutz gibt es in Deutschland weitergehende Regelungen, die gewährleisten, dass die Sicherheit von homöopathischen Arzneimitteln vorab durch das BfArM geprüft wird", sagte ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Vergleichbare Fälle seien hierzulande so nicht denkbar.

    10 Fakten über Homöopathie

    Die Zahl der praktizierenden Mediziner mit der Zusatzbezeichnung Homöopathie ist in Deutschland in den vergangenen 10 Jahren um 38% gestiegen.

    Homöopathie ist eine europäische therapeutische Tradition, die vor über 200 Jahren begründet wurde.

    100 Mio. Europäer nutzen die Vorteile der Homöopathie und setzen homöopathische Heilmittel ein.

    Homöopathische Arzneimittel werden vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte überprüft.

    Unternehmen, die homöopathische Arzneimittel herstellen, unterliegen in der Herstellung den gleichen Qualitätsstandards wie aller anderen Firmen.

    3 von 4 Europäern kennen Homöopathie, 29 % von ihnen nutzen sie.

    In Europa verfügen 54.000 Therapeuten über spezielle homöopathische Kenntnisse.

    Der Umsatz von homöopathischen Arzneimitteln liegt weltweit bei ca. 2 Mrd. Euro. (Im Vergleich: Der Umsatz normaler Arzneimittel liegt allein in Europa bei 265 Mrd. Euro):

    Die «Nebenwirkungen» sind Erstreaktionen. Dabei handelt es sich nach der homöopathischen Lehre um eine kurzzeitige Verstärkung der bereits vorhandenen Symptome, die Teil des Heilprozesses ist.

    Die US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA warnt schon seit 2010 vor homöopathischen Präparaten, die zu hohe Konzentrationen von Tollkirsche enthalten können. Der Tod von 10 Kindern und 400 Fälle von Nebenwirkungen würden derzeit untersucht, hieß es kürzlich von der FDA. Die betroffenen homöopathischen Mittel sollen bei zahnenden Kindern Schmerzen lindern.

    "Die Antwort des Körpers auf Tollkirsche bei Kindern unter zwei Jahren ist unvorhersehbar und setzt die Kinder einem unnötigen Risiko aus", sagte Janet Woodcock von der FDA. Eltern sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, wenn ihr Kind nach der Einnahme des homöopathischen Arzneimittels etwa Schwierigkeiten beim Atmen habe, lethargisch oder übertrieben müde sei oder Schwierigkeiten beim Urinieren habe.

    USA: Betroffene homöopathische Mittel vom Markt genommen

    Die US-Behörde rät Eltern, ihren Kindern die homöopathischen Produkte nicht mehr zu verabreichen und sie zu entsorgen. Ein Hersteller nahm laut FDA betroffene Mittel bereits vom Markt. Ein weiterer Hersteller betroffener homöopathischer Präparate schreibt auf seine Website, dass die Tollkirsche-Tabletten nicht mehr in den USA vertrieben würden.

    Die FDA hat die homöopathischen Kügelchen nach eigenen Angaben vor deren Markteinführung weder auf ihre Sicherheit noch auf ihre Wirkung geprüft. Es seien keine positiven Effekte der Präparate bekannt. Dennoch sind die Tollkirsche enthaltenden Mittel vielfach eingesetzt worden. Nun wird untersucht, wie gefährlich die Behandlung mittels Homöopathie sein kann.

    Laut BfArM gibt es in Deutschland zwar auch homöopathische Mittel, die Tollkirsche enthalten. Allerdings seien sie entsprechend verdünnt und auf Unbedenklichkeit geprüft, bevor sie auf den Markt kommen. Bislang seien keine Fälle bekannt, bei denen Menschen durch Homöopathie zu Schaden kamen, sagte der BfArM-Sprecher.

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    dpa/sh

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