Helicobacter pylori ist eines von rund zwei Kilogramm Bakterien, die auf und in unserem Körper leben. Welche davon gut und welche schädlich sind, lässt sich oftmals gar nicht so leicht feststellen.
Der Bakterienstamm Helicobacter ist ein passendes Beispiel dafür. Lange Zeit galt er als schädlich. Er soll Gastritis und Magengeschwüre auslösen und sogar für bestimmte Arten von Krebs mitverantwortlich sein. Wissenschaftler der Universität Graz und der Uni New York ändern den Ruf des Bakteriums gerade.
Helicobacter pylori beeinflusst die Lunge und das Immunsystem
In ihrer aktuellen Studie, die im Fachmagazin "Cell Report" veröffentlicht wurde, haben sie die Auswirkungen des Helicobacter pylori an Mäusen getestet. Sechs Monate lang beobachten sie, wie sich das Bakterium auf den Organismus der Mäuse auswirkt.
Das Ergebnis überrascht. Denn der Bakterienstamm hat nicht nur Einfluss auf Magen und Darm, er beeinflusst auch die Lunge und das Immunsystem. „Wir wissen zum Beispiel, dass in Gesellschaften, in denen Helicobacter weiter verbreitet ist, Kinder seltener an Asthma erkranken“, sagt Dr. Sabine Kienesberger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz. Sie ist Erstautorin der jüngst veröffentlichten Studie.
Bei ihrer Arbeit entdeckten die Wissenschaftler nun, dass sich das Bakterium ganz unterschiedlich auf den Organismus auswirkt. „Unsere Untersuchungen zeigten, dass es bei einer Infektion mit Helicobacter zu einer Anreicherung bestimmter T-Zellen in der Lunge kommt. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle im Immunsystem“, sagt Kienesberger. T-Zellen sind eine Gruppe von weißen Blutkörperchen, die es dem Immunsystem ermöglichen sich an bestimmte Krankheitserreger anzupassen.
Die Wissenschaftler konnten außerdem beobachten, dass der Helicobacter die Zusammensetzung der Mikroorganismen in der Darmflora verändert. Auch das hat Auswirkungen auf das Immunsystem. Dazu kommt eine Veränderung im Hormonhaushalt: „So steigt zum Beispiel die Konzentration des ,Hunger-Hormons‘ Ghrelin an. Bei Überproduktion regt es den Appetit an. Von Ghrelin ist bekannt, dass es ebenfalls Auswirkungen auf das Immunsystem hat“, ergänzt Kienesberger.
Durch die Studie ist nun klar, dass das Bakterium Helicobacter pylori im Körper weitaus mehr auslöst als nur Gastritis oder Magengeschwüre. Unter bestimmten Umständen könnte es sogar nützlich sein. hhc