Das Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin hat am Montag einen Bericht über HIV-Neudiagnosen in Deutschland veröffentlicht. Im Vergleich zum Vorjahr waren die Zahlen um 7 Prozent angestiegen. Das liegt auch an den steigenden Flüchtlingszahlen. Denn viele Betroffene kämen aus Ländern, in denen HIV besonders häufig ist, so die Deutsche Aids-Hilfe. Die Übertragung habe auch meist im Herkunftsland stattgefunden. Das erkläre auch, warum die Zahl der Heterosexuellen mit HIV um 30 Prozent angestiegen war.
HIV-Neudiagnosen sind abhängig von Datenerhebung
HIV und Aids weltweit: Zahlen und Fakten
Dank moderner Medikamente (antivirale Therapien) überleben weltweit immer mehr Menschen trotz der Immunschwächekrankheit HIV/AIDS.
Regionen: HIV/AIDS grassiert weiterhin mit großem Abstand am häufigsten in Afrika südlich der Sahara. Hier leben 23,5 Millionen Menschen mit HIV, darunter auch 3,1 Millionen Kinder. Das sind 90 Prozent aller Kinder, die weltweit infiziert sind. In Süd- und Südostasien haben rund 4,2 Millionen Menschen HIV. Weiter angespannt ist die Lage auch in Osteuropa und Zentralasien mit 1,5 Millionen HIV-Patienten. In der Russischen Föderation stiegen die erfassten Fälle zwischen 2005 und 2010 von rund 39.000 auf 62.500.
Den größten Fortschritt bei der Versorgung mit Medikamenten gab es in Afrika südlich der Sahara - der Anteil stieg innerhalb eines Jahres von 37 auf 56 Prozent. Weltweit bekommt nun rund die Hälfte aller geeigneten Patienten antivirale Therapien. Der Zugang hängt aber immer von der Region ab: In Osteuropa und Zentralasien erhalten zum Beispiel weniger als ein Viertel der HIV-Patienten Medikamente. Als Folge starben dort 2011 rund 90.000 Menschen an AIDS. 2001 waren es 15.000.
Geschlecht: HIV/AIDS ist weltweit die Haupttodesursache für Frauen im gebärfähigen Alter. 63 Prozent aller jungen Erwachsenen, die mit HIV leben, sind Frauen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein Hauptgrund für die Infektion ist Unwissenheit. Nur ein Viertel der jungen Frauen und rund ein Drittel der jungen Männer in diesen Ländern konnten Fragen zur HIV-Prävention und -Übertragung korrekt beantworten.
Alter: Das größte Risiko für HIV-Infektionen ist die Jugend. Jeden Tag stecken sich weltweit rund 2400 junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren mit HIV an - 2011 waren es insgesamt rund 890.000. 4,9 Millionen junge Leute leben mit der Krankheit, davon 75 Prozent in Afrika südlich der Sahara.
Das RKI hatte zudem festgestellt, dass der relative Anteil von HIV-Neudiagnosen bei Menschen aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara um fünf 5 Prozent gestiegen war. Der relative Anteil der Neudiagnosen bei Menschen deutscher Herkunft fiel dafür um vier Prozent. Berlin war im bundesweiten Vergleich das Bundesland mit den meisten Neudiagnosen. Am niedrigsten war der Wert in Thüringen. Im Schnitt kommen auf 100.000 Einwohner 4,4 HIV-Neudiagnosen.
Doch nicht nur wegen höherer Flüchtlingszahlen ist der Wert der HIV-Neudiagnosen gestiegen. Das RKI gibt an, dass das auch auf eine verbesserte Datenerhebung zurückgeht. Wichtig ist, dass die Neudiagnosen nicht mit den Neuinfektionen verwechselt werden dürfen. Das Infektionsgeschehen in Deutschland wird dadurch nicht abgebildet. Die Schätzung von HIV-Neuinfektionen in Deutschland wird am Welt-Aids-Tag (1.12.) veröffentlicht. dpa/sh