Länger in der eigenen Wohnung dank Hightech? Diese Lösung für Demenzkranke will die Technische Universität Chemnitz auf der Cebit in Hannover (16.3. - 20.3.) vorstellen. Ein System auf Basis sogenannter 3-D-Sensoren soll die Patienten in deren Wohnung lokalisieren und auch an bestimmte Dinge erinnern.
Hilfsmittel für Demenzkranke schickt keine Daten weiter
Nach Angaben der Uni arbeitet es bildlos und kommt ohne Kameras aus. Das sei bei Technik für Demenzkranke bisher der Knackpunkt. Denn: Um eine Wohnung von außen zu überwachen, müssen Bilder von innen an eine Zentrale übermittelt werden. Damit greift man aber in die Privatsphäre ein.
Das ist Alzheimer
Alzheimer ist eine bis heute unheilbare, neurodegenerative Erkrankung. Sie führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns Nervenzellen und Nervenzellkontakte zugrunde gehen.
Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, an der nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bundesweit 1,5 Millionen Menschen leiden (Stand 2014). Die meisten Patienten sind 85 Jahre und älter.
Da die Gesellschaft altert, gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen steigen wird - sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Alzheimer ist zwar nicht heilbar, doch das Fortschreiten der Symptome lässt sich mit Medikamenten vorübergehend hinauszögern. Oft ist eine Beaufsichtigung rund um die Uhr nötig - eine immense Herausforderung für pflegende Angehörige.
Das Wesen des Erkrankten verändert sich. Viele Patienten erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, manche werden aggressiv. In fortgeschrittenem Stadium weiß ein Patient nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist.
Um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern, kann man sich lediglich an ein paar Faktoren halten. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung sowie geistige, soziale und körperliche Aktivität.
Das Smart-Sensor-Netzwerk aus Chemnitz wird derzeit in einer Laborwohnung der Uni getestet. Die gesammelten Daten müssten dabei die Wohnung nicht verlassen, erklärte Forscherin Julia Richter. Sitzt der Wohnungsinhaber beispielsweise stundenlang vor dem Fernseher oder benutzt am Morgen das Bad nicht, erhalte er ein akustisches Signal.
Videoübertragung nur auf Wunsch des Patienten
Die Sensoren können aber auch dazu dienen, Pfleger oder Angehörige zu informieren. "Wenn der Patient Bildübertragungen ausdrücklich wünscht, ist das gleichfalls möglich", sagte Richter. Es gehe darum, alle Aktivitäten des täglichen Lebens zu erfassen und zu analysieren: "Der Sensor informiert darüber, ob die Leute ausreichend Wasser trinken, sich bewegen oder ihrer persönlichen Hygiene nachkommen."
Alzheimer Gesellschaft: Technik hilft, menschlicher Kontakt ist aber nötig
Alzheimer - Das schleichende Vergessen
Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz. In Deutschland gelten heute rund 1,2 Millionen Menschen als demenzkrank. Ungefähr 60 Prozent davon, rund 720.000, haben Alzheimer.
Die Krankheit ist nach dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer benannt, der sie erstmals im Jahre 1906 wissenschaftlich beschrieben hat. Die Erkrankung des Gehirns führt zum Verlust von geistigen Funktionen wie Denken, Sprache, Urteilsfähigkeit und Orientierung sowie zum Absterben oder einer starken Schädigung von Gehirnzellen vor allem in der Hirnrinde.
Alzheimer beginnt mit Vergesslichkeit und mangelndem Antrieb. Im weiteren Verlauf werden die gewohnten Handlungen immer schwieriger. Der Patient vergisst häufiger Worte, wird orientierungslos und kann sich nicht mehr erinnern. Einfache Handgriffe wie das Öffnen und Schließen von Knöpfen werden unmöglich.
Schließlich verliert der Patient seine Selbstständigkeit und erkennt seine Angehörigen nicht mehr. Die Störungen des Denk- und Urteilsvermögens lassen ein normales Alltagslebens immer schwieriger werden. Viele Betroffene werden misstrauisch, aggressiv oder depressiv.
Auslöser sind fehlgeleitete Stoffwechselvorgänge, die die Nervenzellen schädigen. Die für das Gedächtnis und die Aufmerksamkeit wichtigen Übertragungsstoffe im Gehirn können dann nicht mehr gebildet werden. Das Gehirn von Alzheimer-Kranken weist typische Eiweißablagerungen auf.
Zwar kann die Krankheit bereits vor dem 50. Lebensjahr auftreten, ihre Häufigkeit nimmt mit dem Alter aber erheblich zu. Eine Heilung ist noch nicht möglich, durch eine rechtzeitige Therapie mit Medikamenten kann der Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit aber eine Zeit lang hinausgezögert werden. Auch Verhaltens-, Musik- oder Erinnerungstherapien können die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
Jährlich erkranken nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft fast 300.000 Menschen neu an Demenz und Alzheimer. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der Demenzkranken Schätzungen zufolge auf etwa 2,6 Millionen mehr als verdoppeln, sofern kein Durchbruch in der Prävention und Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer-Gesellschaft befürwortet die Entwicklung von technischen Assistenzsystemen, die Menschen mit Demenz möglichst lange ein selbstständiges Leben zu Hause ermöglichen. "Allerdings sind beim Einsatz ethische Fragen zu beachten und es ist zu klären, ob die Menschen ein solches Hilfsmittel auch wollen", sagt Geschäftsführerin Sabine Jansen. Solche Systeme könnten sicherlich nicht den menschlichen Kontakt in jeder Hinsicht ersetzen.
Nach Schätzungen sind derzeit weltweit etwa 44 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Tendenist steigend. Auch in Deutschland lässt die demografische Entwicklung immer mehr Kranke erwarten, da die Wahrscheinlichkeit einer Demenz mit dem Lebensalter steigt. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft rechnet damit, dass ihre Zahl bis zum Jahr 2050 auf etwa drei Millionen klettert. dpa