Dass Reis unterschiedlich hohe Mengen Arsen enthalten kann, ist schon länger bekannt. Denn die Reispflanze nimmt das Schwermetall aus dem Boden auf und speichert es unter anderem in ihrem Samen - dem Reiskorn. Der Gehalt an Arsen schwankt stark zwischen verschiedenen Reissorten, aber auch je nach Anbaugebiet. Das Magazin Öko-Test hatte erst im August darauf hingewiesen, dass der krebserregende Stoff praktisch in fast allen untersuchten Reissorten zu finden war.
In der aktuellen Studie maßen die Forscher nun nicht den Arsengehalt von Reis direkt, sondern untersuchten die Belastung von 229 schwangeren Frauen. Von diesen verzehrten einige häufiger ganz normalen Reis aus dem Supermarkt, andere aßen dagegen wenig oder keinen Reis.
Die Wissenschaftler testeten dann, wie sich diese Ernährungsgewohnheiten auf den Gehalt von Arsen im Urin der Probandinnen auswirkte. Über die jeweils ausgeschiedene Menge Arsen konnten sie auf die Belastung der Probandinnen schließen.
Das Ergebnis der US-Studie: Wer regelmäßig Reis isst, nimmt möglicherweise gesundheitsschädliche Mengen des Gifts Arsen zu sich. Bei den Frauen, die durchschnittlich eine halbe Tasse gekochten Reis am Tag aßen, stellten die Forscher signifikant erhöhte Arsenwerte im Urin fest.
Vor allem bei schwangeren Frauen könnte dies der Entwicklung und Gesundheit des ungeborenen Kindes schaden. Man wisse, dass erhöhte Arsenwerte während der Schwangerschaft dazu führten, dass die Kinder bei der Geburt kleiner seien und ihr Immunsystem geschwächt werde. Außerdem könne das Risiko für Lungenkrebs im späteren Leben steigen.
Auch Menschen mit Zöliakie, die krankheitsbedingt besonders viel Reisprodukte zu sich nehmen, seien potenziell gefährdet, warnen die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences". (doi:10.1073/pnas.1109127108)
Kein Grenzwert für Arsen im Reis in der EU
"Während Trinkwasser als potenzielle Quelle von Arsenverseuchungen schon länger bekannt ist, deuten erst jetzt vermehrt Daten darauf hin, dass auch Lebensmittel substanzielle Mengen Arsen enthalten können", schreiben Diane Gilbert-Diamond von der Dartmouth Medical School in Hanover und ihre Kollegen. Für Trinkwasser habe die Weltgesundheitsorganisation WHO bereits Grenzwerte von maximal zehn Mikrogramm Arsen pro Liter festgelegt. Für Reis aber existierten zumindest in den USA und in der EU solche Grenzwerte noch nicht.
"Basierend auf dem gemessenen Arsenwert war bereits eine halbe Tasse Reis pro Tag ausreichend, um ähnlich hohe Arsenbelastungen zu ergeben, wie das Trinken eines Liters Wasser mit zehn Mikrogramm Arsen - dem Grenzwert der WHO", so die Forscher.
Forscher fordern bessere Kontrollen
Der festgestellte "eindeutige Zusammenhang zwischen Reiskonsum und Arsen im Urin" mache bessere Kontrollen von Arsen in der Nahrung erforderlich. China habe bereits einen Grenzwert für Arsen im Reis gesetzt. Dieser liege bei 0,15 Mikrogramm anorganischem Arsen pro Gramm Reis. Solche Grenzwerte auch in den USA und der EU einzuführen, sei sinnvoll, um die Verbraucher vor einer zu hohen Arsenbelastung zu schützen.
Inwieweit die mit dem Reis aufgenommene Arsenmenge die Gesundheit der Frauen unmittelbar schädigen könne, sei noch unklar, so die Forscher.