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Erste-Nacht-Effekt: Forscher finden heraus, warum wir in fremden Betten so schlecht schlafen

Erste-Nacht-Effekt

Forscher finden heraus, warum wir in fremden Betten so schlecht schlafen

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    Am Morgen im Hotel aufwachen und sich wie gerädert fühlen, ist keine Seltenheit. Woran das liegt, haben Forscher herausgefunden.
    Am Morgen im Hotel aufwachen und sich wie gerädert fühlen, ist keine Seltenheit. Woran das liegt, haben Forscher herausgefunden. Foto: Jens Kalaene (dpa)

    Das Bett ist riesig, das Kissen butterweich und die Umgebung still - und trotzdem schläft man in der ersten Nacht im Hotel oder in der Ferienwohnung schlecht. US-Forscher haben jetzt herausgefunden, warum die erste Nacht in fremden Betten oft so wenig erholsam ist.

    Die linke Hirnhälfte verharrt in der ungewohnten Umgebung in einer Art Habacht-Stellung und bleibt wacher als die rechte Das berichten Yuka Sasaki von der Brown University (Providence, US-Bundesstaat Rode Island) und Kollegen in der jüngsten Ausgabe von Current Biology. Das japanische Sprichwort "Wenn du das Kopfkissen wechselst, schläfst Du nicht" scheint also zu stimmen.

    Erste Nacht im Hotel: Linke Hirnhälfte bleibt wach

    Das hilft beim Schlafen

    Regelmäßige Zeiten Immer ungefähr zur selben Zeit zu Bett zu gehen und wieder aufzustehen, ist wichtig für den biologischen Rhythmus.

    Schlafdruck aufbauen Wer sich abends erst dann hinlegt, wenn er richtig müde ist, schläft in der Regel besser. Deshalb sollte man insgesamt nicht zu lange schlafen und auf längere Nickerchen tagsüber verzichten.

    Wenig Alkohol, kein Koffein Zwei Gläser Wein am Abend helfen zwar, schneller einzuschlafen. Insgesamt verschlechtert Alkohol die Schlafqualität aber gravierend. Zudem reagieren manche Menschen sehr empfindlich auf Koffein. Wer dazu gehört, sollte ab etwa 13 Uhr weder Kaffee noch Schwarztee trinken.

    Viel Bewegung Wer regelmäßig Sport treibt, schläft meistens besser. Empfehlenswert ist vor allem, sich bei Tageslicht an der frischen Luft zu bewegen.

    Maß halten Nach umfangreichen Menüs schläft es sich schlecht. Besser ist es, abends in Maßen zu essen und zu trinken. Manchen Menschen hilft es, tryptophanreiche Kost wie dunkle Schokolade, Nüsse oder Milch zu sich zu nehmen.

    Abendliche Rituale Von Einschlafritualen (etwa eine Bettlektüre oder ein Entspannungsbad) profitieren nicht nur Kinder. Sie helfen dem Körper, auf Entspannung umzuschalten.

    Nicht im Bett herumliegen Wer längere Zeit nicht mehr einschlafen kann und deshalb unruhig wird, sollte besser aufstehen und einer ruhigen Tätigkeit nachgehen (etwa Bügeln, Musik hören). Sich im Bett herumzuwälzen und zu ärgern, ist eher kontraproduktiv. (toll)

    "Wir wissen, dass Meerestiere und manche Vögel einen solchen Ein-Hemisphären-Schlaf haben, bei dem eine Hirnhälfte wach bleibt und die andere schläft", erläutert die Professorin für Kognitive Linguistik und Psychologie. Zwar würden menschliche Gehirne nicht ebenso asymmetrisch arbeiten wie die von Meerestieren. Aber womöglich "haben unsere Gehirne ein Miniatur-System dessen, was Wale und Delphine haben", sagt Sasaki.

    Das Team nahm mit Hirnstrommessungen und bildgebenden Verfahren den Schlaf von 35 Freiwilligen in der ersten und der achten Nacht im Schlaflabor unter die Lupe. Ergebnis: In der ersten Nacht waren die linken Hirnhälften in der sonst erholsamen, langwelligen Tiefschlafphase besonders leicht anzusprechen. In der linken Hemisphäre befindet sich unter anderem das sogenannte Default-Mode-Netzwerk. Es wird im wachen Zustand beim Nichtstun aktiviert, sorgt für ein gewisses Hintergrundrauschen und generiert Tagträumereien und Gedankenketten.

    Schlaflos in fremden Betten: Woran das laut Studie liegt

    Der Schlafforscher Dieter Riemann vom Universitätsklinikum Freiburg nennt die Studienergebnisse neu und hochinteressant. "Die Ergebnisse passen in eine Forschungsrichtung, die man "local sleep" nennt - in diesem Fall dann allerdings eher "local wakefulness". Diese geht davon aus, dass Schlaf eben kein absolut homogener Zustand des gesamten Gehirns ist."

    Seiner Meinung nach lassen sich daraus generell Strategien zur Behandlung von Schlafstörungen entwickeln. "Wir gehen ja davon aus, dass bei chronischen Insomnien ein permanentes Hyperarousal (Übererregtheit) - letztendlich Ausdruck einer Habacht-Stellung - vorliegt." Bei chronischen Schlafstörungen könnten Entspannungstechniken, aber auch gezieltes Später-ins-Bett-Gehen helfen.

    Erste Nacht im fremden Bett: So schläft man trotzdem gut

    Um dem Fluch der ersten Nacht zu entgehen oder ihn zumindest zu lindern, empfiehlt Sasaki Reisenden, ihr eigenes Kopfkissen mitzunehmen oder stets ähnliche Hotels zu buchen. Möglicherweise seien Vielreisende jedoch auch in der Lage, die nächtliche Habacht-Stellung auszuschalten. "Menschliche Gehirne sind sehr flexibel." An der Brown University versuche man derzeit, den "wachen" Teil des Gehirns mit einer bestimmten Technik auszuschalten und zu testen, ob sich der Schlaf dadurch verbessern lasse. AZ/dpa

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