Mit Antikörpern könnte zukünftig gegen Alzheimer vorgegangen werden. Das schreibt das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Halle (Saale) in einer Pressemitteilung. Gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Firma Probiodrug AG haben Forscher des IZI entsprechende Antikörper als Wirkstoff entwickelt. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Journal of Biological Chemistry veröffentlicht worden.
Verklumptes Peptid: Wo die Antikörper gegen Alzheimer ansetzen
Das ist Alzheimer
Alzheimer ist eine bis heute unheilbare, neurodegenerative Erkrankung. Sie führt dazu, dass in bestimmten Bereichen des Gehirns Nervenzellen und Nervenzellkontakte zugrunde gehen.
Alzheimer ist die häufigste Ursache für Demenz, an der nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft bundesweit 1,5 Millionen Menschen leiden (Stand 2014). Die meisten Patienten sind 85 Jahre und älter.
Da die Gesellschaft altert, gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf rund drei Millionen steigen wird - sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt.
Alzheimer ist zwar nicht heilbar, doch das Fortschreiten der Symptome lässt sich mit Medikamenten vorübergehend hinauszögern. Oft ist eine Beaufsichtigung rund um die Uhr nötig - eine immense Herausforderung für pflegende Angehörige.
Das Wesen des Erkrankten verändert sich. Viele Patienten erkennen ihre Angehörigen nicht mehr, manche werden aggressiv. In fortgeschrittenem Stadium weiß ein Patient nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist.
Um das Risiko einer Erkrankung zu verhindern, kann man sich lediglich an ein paar Faktoren halten. Dazu zählen eine ausgewogene Ernährung sowie geistige, soziale und körperliche Aktivität.
Es gibt eine bestimmte Form von Ablagerungen im Gehirn, die wohl Alzheimer verursachen. Prof. Dr. Milton T. Stubbs vom Institut für Biochemie und Biotechnologie der MLU erklärt: "Besonders gefährlich ist hierbei eine speziell modifizierte Art des Beta-Amyloid-Peptids. Diese verklumpen aufgrund ihrer Struktur sehr schnell und lagern sich dann im Gehirn ab." Der Wissenschaftler leitet mit Probiodrug und der Außenstelle für Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung des Fraunhofer IZI (IZI MWT) die Studie über Alzheimer.
Die Vorläufer dieser Peptid-Ablagerungen gelten als wahrscheinliche Ursache für Alzheimer. Probiodrug hatte mit einem Wirkstoff gegen die Entstehung des Peptids bereits erste Erfolge in Versuchen an Patienten verzeichnet. Die gemeinsam entwickelten Antikörper sollen an einer anderen Stelle ansetzen, wie die Chief Development Officer von Probiodrug Dr. Inge Lues erläutert: "Unser neuer Antikörper-Wirkstoff soll dann wirken, wenn die gefährlichen Peptide bereits im Körper gebildet wurden. Das kann man sich wie einen Staubsauger vorstellen, der die Stoffe aus dem System entfernt."
Alzheimer: Antikörper können Peptid besser erkennen
Um das erreichen zu können, mussten die Forschergruppe das schädliche Peptid genauer untersuchen. Denn nur so war es möglich, die Antikörper auf das Peptid anzusetzen und so gegen Alzheimer wirken zu lassen. Prof. Dr. Hans-Ulrich Demuth, Leiter des Fraunhofer IZI MWT Halle, zeigte sich zuversichtlich, was die mögliche Therapie von Alzheimer angeht: "Die Arbeiten zeigten, dass der neue Wirkstoff gut dazu geeignet ist, genau die schädlichen Peptid-Strukturen zu erkennen, was zu weniger Nebenwirkungen führen sollte." sh
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